Informationen und Meinungen zur Kreispolitik im HSK

2 Bahntrassen sollen entfallen

By admin at 10:39 pm on Thursday, March 25, 2010

Heute war ein schlechter Tag für Klimaschutz, Öffentlichen Personenverkehr, Ressourcenschonung, Windkraftnutzung, Verringerung des Flächenverbrauchs und andere Nachhaltigkeitsziele im HSK. Denn heute nachmittag tagte der Ausschuß für Wirtschafts-, Struktur- und Fremdenverkehrsförderung und beriet die Stellungnahme des Kreises zum Regionalplan. Der neue Regionalplan befindet sich seit 3 Jahren in der Vorbereitung und soll bis zum Jahr 2025 gelten. Er löst den früheren Gebietsentwicklungsplan ab. Dieser Regionalplan umfaßt die Gebiete des HSK und des Kreises Soest und legt u.a. die Grundzüge für die Flächennutzungsplanung sowie andere Grundlagen für die Raumplanung fest.

Die Bezirksplanungsbehörde beim Regierungspräsidenten in Arnsberg hat Ende letzten Jahres einen Entwurf vorgelegt. Leider wurden heute viele Inhalte dieses Entwurfs verschlimmert – und nur sehr wenige verbessert.

Besonders deutlich wird dies bei verkehrspolitischen Fragen. Die Bezirksplanungsbehörde hatte vorgeschlagen, 3 Bahntrassen im Kreisgebiet planerisch zu sichern: Brilon – Kreisgrenze Paderborn, Wennemen – Eslohe – Schmallenberg und Wenholthausen – Finnentrop.

Eine solche Trassensicherung bedeutet nicht, dass dort in den nächsten Jahren mit Schienenverkehr zu rechnen ist. Sie hat auch nichts damit zu tun, ob dort derzeit Gleise liegen. Die Bezirksplanungsbehörde hat den Zweck dieser Maßnahme zutreffend erläutert:

“Die Trassensicherung von Schienenstrecken ist eine Option auf die Zukunft. Sie macht aus folgenden Gründen Sinn:
• Bei Schienentrassen handelt es sich – auch wenn Gleise u.ä. nicht mehr erhalten sind – um wertvolle Infrastruktur, mit der es entsprechend sorgfältig umzugehen gilt.
• Steigende Ölpreise, Anforderungen aus Sicht des Klimaschutzes, bestehende Überlegungen zur Ausweitung der Maut auch auf Bundesstraßen etc. könnten im Hinblick auf den Schienengüterverkehr zu einer Veränderung der Rahmenbedingungen führen.
• Generell nicht absehbare Entwicklungen im Verkehrssektor sprechen für den Erhalt von Optionen.

Die Trassensicherung ermöglicht die künftige Nutzung von Trassen, selbst wenn diese u.U. heute nicht oder nicht optimal genutzt werden. Neben einer Reaktivierung für den Personenverkehr, die auf Grund der derzeitigen Kürzungen der Regionalisierungsmittel in naher Zukunft eher unwahrscheinlich scheint, können diese Trassen – bei Änderung der entsprechenden Rahmenbedingungen – für den Güterverkehr genutzt werden, z.B. für die Anbindung von Industrie- und Gewerbebetrieben. Denkbar ist eine Zwischennutzung für touristische Zwecke, z.B. als Radweg. Sollte sich langfristig herausstellen, dass die Trasse nicht für den Schienenverkehr benötigt wird, ist die Sicherung der Trasse immer noch gerechtfertigt im Interesse der Freihaltung für andere lineare Infrastrukturen.

Voraussetzung für eine Reaktivierung für den Schienenverkehr ist, dass die Trasse als zusammenhängendes Grundstück erhalten bleibt, betriebsnotwendige Grundstücke weiterhin zur Verfügung stehen und andere Planungen und Maßnahmen eine Nutzung der Trasse nicht unmöglich oder unzumutbar machen.”

Doch das hinderte die CDU-Fraktion nicht daran, heute in der Sitzung die Streichung von 2 dieser 3 Trassen aus der Trassensicherung zu beantragen. Diese Streichung wurde (mit den Stimmen der SPD und der Grünen Fraktion!!) beschlossen. Nur für die Strecke Brilon – Büren – Paderborn besteht noch Hoffnung. Dafür war dann zu hören, dass ein Teil der Bahntrasse bei Wenholthausen für eine neu zu bauende Straße Verwendung finden soll…

Gestrichen wurde auch die Formulierung des Entwurfs, dass die Siedlungsdichte (neuer Bauflächen) an der Leistungsfähigkeit des Öffentlichen Personennahverkehrs auszurichten sei; ebenfalls mit Unterstützung aus der Grünen Fraktion. Damit wird der Anspruch aufgegeben, Wohngebiete gut durch ÖPNV zu erschließen: ökologisch, ökonomisch und demographisch nicht zu begreifen!

Weitere Änderungsbeschlüsse des Ausschusses betreffen z.B. die Erleichterung der Erweiterung der beiden Flugplätze in Meschede-Schüren und Arnsberg/Echthausen. Als ob der innerdeutsche Flugverkehr noch große Steigerungen erwarten könnte; die jüngst eingetretenen Verluste der Flughäfen in Dortmund-Wickede und in Büren-Ahden zeigen eine völlig andere Tendenz!

Die von der SBL beantragte Aufnahme der Aussage, dass Bedarf für weitere Windparks besteht, wurde (erwartungsgemäß) abgelehnt. Dafür sollen nach den Mehrheitsbeschlüssen des Ausschusses nun zahlreiche planerische Einschränkungen für die Ausweisung neuer Baugebiete entfallen! Da wird der Eindruck erweckt, als ob Flächenmangel bestünde? Und das, obwohl im Kreisgebiet noch mehr als 400 ha ungenutzte Wohnbaufläche und mehr als 800 ha ungenutzte Gewerbefläche vorhanden sind.

Einen kleinen Lichtblick gab es doch, indem ein wiederholt gestellter Antrag der SBL berücksichtigt wird: In den Regionalplan soll die Forderung aufgenommen werden, dass am Haltepunkt Bigge ein Begegnungsgleis für Züge (wieder-)gebaut wird. Es würde den Fahrplan und die Anschlüsse für die Obere Ruhrtalbahn an Wochenenden deutlich verbessern.

Morgen (Freitag) wird sich noch der Kreisausschuß mit der Stellungnahme des HSK zum Regionalplan befassen und sie endgültig beschließen. Wunder sind da allerdings nicht zu erwarten…

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