Informationen und Meinungen zur Kreispolitik im HSK

PFT: weitere Ermittlung durch Spezialisten für Wirtschaftskriminalität

By admin at 8:50 am on Wednesday, February 14, 2007


PFT: Spezialisten ermitteln

PADERBORN dpa Spezialisten für Wirtschaftskriminalität haben die Ermittlungen wegen der Verseuchung von Feldern und Gewässern mit der Industriechemikalie PFT übernommen. Das Ermittlungsverfahren wegen Umweltstraftaten und Betrugs sei deswegen von Paderborn an die Bielefelder Staatsanwaltschaft gewechselt, sagte ein Behördensprecher in Paderborn. Vor Weihnachten waren der Geschäftsführer des Düngemittel-Herstellers GW Umwelt aus Borchen bei Paderborn und zwei seiner leitenden Angestellten in Untersuchungshaft genommen worden. Sie sollen Industriemüll aus den Niederlanden und Belgien in großem Stil in ihre Düngemittel gemischt haben. Dafür soll die Firma bis zu vier Millionen Euro erhalten haben.

taz NRW Nr. 8201 vom 14.2.2007, Seite 2, 26 Agentur

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Schlammschlachten

By Matthias at 9:55 am on Friday, December 22, 2006

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Giftige Schlammschlacht

Verhaftungen im PFT-Skandal: Eine Borchener Firma hat nicht nur giftigen Dünger verbreitet, sie soll auch 50.000 Tonnen Industrieschlamm an Bauern in ganz Deutschland verschenkt haben

VON MIRIAM BUNJES

Der PFT-Skandal weitet sich auf die ganze Bundesrepublik aus. Seit Dienstag sitzt die dreiköpfige Führungsriege der Borchener Firma GW Umwelt in Untersuchungshaft. Der ostwestfälische Düngemittelbetrieb wird seit August dafür verantwortlich gemacht, mit perfluorierten Tensiden (PFT) belasteten Dünger vertrieben und damit das Trinkwasser in Ruhr und Möhne verseucht zu haben. Der neue Vorwurf: Die GW Umwelt soll 50.000 Tonnen industrielle Klärschlämme aus den Niederlanden an Landwirte in Niedersachsen, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt geliefert haben.

Von den Niederländern kassierten die drei Männer dafür rund zwei Millionen Euro. “Die Angeklagten gaukelten vor, sie hätten eine überlegene Technik, diese Stoffe zu nützlichen Bodenverbesserern zu verarbeiten”, sagt der Paderborner Staatsanwalt Horst Rürup. Statt den Giftmüll aufzubereiten, vermischten sie ihn nur mit Mineralkalk. Das Gemisch verschenkten sie an tausende Landwirte. “Einigen wurde auch eine Aufwandsentschädigung gezahlt”, so Rürup.

Prämien von bis zu 30 Euro pro Tonne zahlte die GW Umwelt den Bauern auch für die Abnahme ihres Biodüngers “Terra Vital”, mit dem mehr als 1.000 Felder in NRW gedüngt wurden. Teile von Terra Vital waren mit dem Krebs erregenden PFT verseucht.

Für das NRW-Umweltministerium sind mit der Verhaftung der GW-Umwelt-Chefs die Verantwortlichen gepackt. Die PFT-Belastung der Gewässer in NRW gehe zu 90 Prozent von drei Feldern in Brilon, Rüthen und Bestwig aus, sagt Ministeriumssprecher Markus Fliege. Das Briloner Feld wird inzwischen saniert. “Wir haben das Problem im Griff”, so Fliege.

Die NRW-Grünenfraktion sieht das anders: “Es muss noch andere Quellen geben”, sagt Umweltpolitiker Johannes Remmel. Er wirft Landesumweltminister Eckhard Uhlenberg (CDU) vor, nicht ausreichend zu ermitteln. “Unsere Analyse hat ergeben, dass viel mehr Gift im Möhne ist, als von den Feldern hineinfließt”, so Remmel. “Außerdem hält das Ministerium die genauen Standorte der anderen mit GW-Umwelt-Dünger gedüngten Felder geheim.” Für diese Informationen will Remmel bis vor das Verfassungsgericht gehen. “Sie müssen den Parlamentariern zugänglich gemacht werden. Sonst muss ich davon ausgehen, dass etwas vertuscht wird.”

Das Ministerium verweigert die Standort-Daten bislang mit dem Hinweis auf Datenschutz der Landwirte. “PFT ist gesundheitsschädigend, deshalb geht das Umweltinformationsrecht hier vor”, sagt Remmel, der dem Minister eine Veröffentlichungsfrist bis Ende Januar gesetzt hat. Der Ministeriumssprecher bezeichnet das als Ablenkungsmanöver. “Die Grünen können gerne einen Untersuchungsausschuss beantragen”, sagt Fliege. “Dann müssen sie sich aber auch damit auseinander setzen, was unter der grünen Umweltministerin falsch gemacht wurde.”

taz NRW Nr. 8158 vom 22.12.2006, Seite 1, 97 TAZ-Bericht MIRIAM BUNJES

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PFT-Herkunft an der Elpe nach wie vor unklar

By admin at 4:43 pm on Thursday, December 21, 2006

Zwar besteht auf den Maisfelder bei Brilon-Scharfenberg eine ganz besonders hohe Belastung der Böden mit PFT. Das ist aber voraussichtlich nicht der einzige Ort im HSK, an dem Sanierungsbedarf besteht. Nach bisherigen Erkenntnissen sind im Bereich der Gemeinde Bestwig 22 Flächen mit Bioabfällen der Fa. Terra Vital (= Tochterfirma von “GW Umwelt”) beaufschlagt worden.

Besonders auffällig ist die relativ hohe Belastung der Elpe, die zwischen Nuttlar und Bestwig in die Ruhr mündet. Wie auch der schriftlichen Antwort des Landrats vom 18.12.2006 auf eine Anfrage der SBL-Fraktion zu entnehmen ist, läßt sich die tatsächliche PFT-Belastung nicht mit denbisher bekannten Belastungen angrenzender Flächen erklären. Hier muß also noch dringend nach weiteren belasteten Flächen gesucht werden. Erst kürzlich wurde das Gewässermonitoring der Elpe auf mehrere Probenahmepunkte ausgedehnt; zu Beginn des neuen Jahres sollen weiterführende Ergebnisse vorliegen. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird sich dadurch Sanierungsbedarf im Einzugsbereich der Elpe ergeben.

Vor diesem Hintergrund ist es unverständlich, daß die Mehrheit des Kreistages bei der Haushaltsberatung am 08.12. den Antrag der SBL-Fraktion ablehnte, Finanzmittel für die Untersuchung und Sanierung weiterer mit PFT belasteter Flächen vorzusehen.

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Festnahmen im Giftdünger-Skandal

By admin at 2:39 pm on Wednesday, December 20, 2006

Zahlreiche Umweltbehörden alarmiert

VON HUBERTUS GÄRTNER Paderborn.

Der Skandal um die Verbreitung giftiger Industrieklärschlämme auf landwirtschaftlichen Flächen bekommt eine immer größere Dimension. Nach monatelangen Ermittlungen gegen die Borchener Firma GW Umwelt wurden am Dienstag der Geschäftsführer Ralf W. und zwei Ingenieure verhaftet.

Wie ein Sprecher der Paderborner Staatsanwaltschaft auf Anfrage bestätigte, wird dem Trio jetzt der unerlaubte Umgang mit gefährlichen Stoffen sowie Betrug in besonders schweren Fällen vorgeworfen.

Wie berichtet, war Ralf W. bereits vor einigen Wochen wegen des Verdachts der Gewässerverunreinigung verhaftet, dann aber wieder auf freien Fuß gesetzt worden. Seinerzeit ging es um die Produkte “TerraTop” und “Terra-Aktiv”. Dieser Biodünger, der mit der Krebs erregenden Umweltchemikalie PFT (Perfluorierte Tenside) belastet ist, war auf knapp 1.000 Hektar Ackerfläche im Einzugsbereich von Möhne und Ruhr verstreut worden und hatte zu teilweise alarmierenden PFT-Werten im Trinkwasser geführt.

Die neuerlichen Verhaftungen gründen auf Geschäftsbeziehungen, die die GW Umwelt mit der Firma Vartec in Apeldoorn unterhalten hat. Das niederländische Unternehmen entsorgt Schlämme aus kommunalen Kläranlagen. In diese werden allerdings nicht nur die Abwässer aus normalen Haushalten sondern auch hoch belastete industrielle Abwässer eingeleitet. Deshalb müssen die Klärschlämme nach holländischem Recht verbrannt werden.

Holländischer Klärschlamm mit Kalk versetzt

Die Borchener Firma GW Umwelt soll dem Unternehmen Vartec vorgegaukelt haben, dass GW Umwelt über eine besondere Technik verfüge, mit der die giftigen industriellen Klärschlämme in Deutschland neutralisiert und zu “nützlichen Bodenverbesserern” umgewandelt werden können. Daraufhin erteilten die holländischen Behörden “grünes Licht”.

Knapp 50.000 Tonnen Klärschlamm aus Holland seien notdürftig mit Kalk versetzt und anschließend unter Umgehung der deutschen Klärschlammverordnung von der GW Umwelt auf Feldern in Niedersachsen, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt verstreut worden, sagte ein Sprecher der Paderborner Staatsanwaltschaft.

Man müsse davon ausgehen, dass der Klärschlamm aus den Niederlanden wegen seiner teilweise industriellen Herkunft nicht nur mit mit der Umweltchemikalie PFT sondern auch “mit Schwermetallen und Arzneimittelrückständen stark belastet” sei. Alle Umweltbehörden in den betroffenen Bundesländern seien informiert “damit sie das Nötige veranlassen können”.

(aus “Neue Westfälische” vom 20.12.2006, Titelseite)

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Das Gift kommt aus dem Wasser

By Matthias at 2:22 pm on Tuesday, November 21, 2006

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Das Gift kommt mit dem Wasser

AUS BRILON MIRIAM BUNJES

Den schmalen Pfad zwischen den Tannen ist Reinhard Knaden sein Leben lang gerne gegangen. Dunkel ist es hier und still, bis auf das Plätschern der Steinbecke, die durch den Briloner Wald ins Tal zur Möhne fließt. “Das ist der wichtigste Platz in meinem Leben”, sagt der 75-Jährige. Eine Holzbrücke führt über den schmalen Bach, der Pfad endet vor einer moosbewachsenen Felswand, über die sich von oben Laubbäume neigen. Die Jagdhütte aus Holz hat Knadens Vater gebaut. Die drei Fischteiche vor dem steilen Fels hat der ehemalige Finanzbeamte vor 40 Jahren selbst angelegt. 500 Forellen leben hier. Dringt ein Sonnenstrahl durchs Blätterdach, springen sie kurz in die Luft, um dann ins heute regentrübe Wasser einzutauchen. “Sie sind lebender Sondermüll”, sagt Knaden. Seit er das weiß, kommt er nicht mehr jeden Tag an den wichtigsten Platz in seinem Leben.

In seinen Forellen haben die Umweltbehörden des Hochsauerlandkreises 1,18 Nanogramm der Industriechemikalie PFT (perfluorierte Tenside) pro Gramm Körpergewicht gemessen, im Bachwasser vor seiner Holzmühle fast 80.000 Nanogramm PFT pro Liter Wasser. Das ist die weltweit höchste jemals in der Umwelt gemessene Konzentration der Chemikalie, hat Knaden mit Briloner Lokalpolitikern im Internet recherchiert. Und auch das Bundesinstitut für Risikoforschung reagiert schockiert auf die Briloner Chemieforellen. Dessen Grenzwert überschreiten die Tiere ums 60fache. Vom Verzehr rät das Institut ab. Die Auswirkungen von PFT auf den Menschen sind nicht erforscht, bei Ratten indes verursacht die Chemikalie Krebs und Leberschäden. Für Menschen steht fest: PFT ist nicht abbaubar, einmal gegessen oder getrunken, lagert es für den Rest des Lebens in den Körperzellen.

Die Steinbecke hat Reinhard Knaden das Gift gebracht. Wahrscheinlich schon seit vielen Jahren, mit Sicherheit seit 2004. Auch oben in Brilon-Scharfenberg plätschert der Bach kristallklar, windet sich zwischen Bäumen und Feldern hinunter zu Reinhard Knadens Teichen. Der Mais auf dem größten Feld wurde in diesem Jahr nicht geerntet, jetzt im November ist er vertrocknetes braunes Gestrüpp. “Vor kurzem sah er knackig aus”, sagt Reinhard Loos, Briloner Lokalpolitiker und für die Sauerländer Bürgerliste im Kreistag des Hochsauerlandkreises. “Unser Giftmülldepot ist unsichtbar.”

Unter dem vertrockneten Mais und dem angrenzenden Feld mit Weihnachtsbäumen liegen ungefähr 400 Kilogramm PFT. Mehrmals im Jahr hat der Pächter, ein Großbauer, der im Sauerland Weihnachtsbäume züchtet, die Felder mit so genanntem Bodenbeschleuniger gedüngt. Ein Bestandteil des als Biodünger vermarkteten Gemischs namens “Terrafarm” ist die Industriechemikalie PFT, die vor allem in der Textil- und Papierindustrie verwendet wird, um Materialien wasserabweisend zu machen.

Terrafarm wird von der Borchener Firma GW Umwelt vertrieben. Schon der ausgewiesene Inhalt hört sich ungesund an. Es handelt sich um ein Gemisch aus Abwasserschlämmen der Nahrungsmittelindustrie und Gesteinsmehl. “Das wäre noch legal”, sagt Horst Rürup, ermittelnder Staatsanwalt aus Paderborn. “Aber hier wurde illegal PFT hineingemischt und so entsorgt.”

Mehr als 1.000 Felder in NRW wurden mit Terrafarm gedüngt, vor allem im Hochsauerlandkreis und im Nachbarkreis Soest. Auch in Hessen und Niedersachsen werden jetzt hektisch Bodenproben genommen. Nicht jedes Feld ist verseucht. “Offenbar waren nicht alle Lieferungen PFT-haltig”, sagt Rürup. Er kennt bislang zwölf Felder in NRW, auf denen PFT lagert. Möglicherweise seit vielen Jahren sickert die Chemikalie dort durch den Boden ins Grundwasser, in NRW ist sie in Möhne und Ruhr gelangt.

Überall in der Ruhr lässt sich PFT nachweisen, aus ihr wird das Trinkwasser von mehr als vier Millionen Menschen entnommen. In Arnsberg wurde bis vor kurzem an Schwangere und Kleinkinder kostenlos Mineralwasser ausgegeben, weil die PFT-Konzentration stark erhöht war. Inzwischen reinigt hier ein Aktivkohlefilter für 150.000 Euro das Trinkwasser von PFT – eine Technologie, die mehr als die Hälfte der Wasserwerke im Ruhrgebiet nicht haben.

“Wir müssen das Zeug so schnell wie möglich wieder loswerden”, sagt Reinhard Loos. “Und wenn der ganze Boden abgetragen werden muss.” Neben seinen wasserfesten Wanderschuhen fließt ein klares Rinnsal ins bewaldete Tal – und transportiert dabei Gift. Unsichtbares Gift. Schon im vergangenen Jahr hatten die Bewohner von Brilon-Scharfenberg das Gefühl, dass mit der Weihnachtsbaumplantage vor dem Dorf etwas nicht stimmt. “Das stank vielleicht hier”, sagt Loos’ Parteikollegin Christiane Kretschmar. “Schlimmer als jede Gülle.”

Am schlimmsten stank es in der Woche zwischen Weihnachten und Neujahr 2004. Nachts um drei Uhr kamen die Düngewagen, erinnern sich Dorfbewohner. Reinhard Knaden ist jede Nacht davon aufgewacht. Landwirtschaftlich macht Düngen um diese Zeit im Jahr keinen Sinn. An keinem einzigen Tag im Dezember lag die Außentemperatur über minus vier Grad Celsius. “Der Boden war mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit hart wie Stein”, sagt Reinhard Loos. “Allen daran Beteiligten muss klar gewesen sein, dass da etwas Illegales abläuft.” Mehrere Scharfenberger meldeten sich bei der Kreisverwaltung. “Reagiert hat keiner”, sagt Loos. “Die ganzen komplizierten Düngemittel- und Abfallverordnungen zu überprüfen, war wohl zu anstrengend.”

Deshalb kam das PFT-Problem in NRW auch nur zufällig ans Licht. Forscher der Universität Bonn wollten wissen, wie stark Deutschlands Gewässer mit der Chemikalie belastet sind, die in den USA schon seit 20 Jahren von Umweltmedizinern kritisch beobachtet wird und auch in der deutschen Industrie seit Jahrzehnten verwendet wird. Jetzt erforschen Umweltmediziner in NRW nicht mehr nur Wasser, sondern auch das Blut von 340 Grundschulkindern, Müttern und Männern aus Brilon im Vergleich mit 340 Siegenern.

Gegen die Firma GW Umwelt und ihre thüringische Geschäftspartnerin Terra Vital wird ermittelt. Die ersten Schadensersatzklagen laufen. Damit das Gift jetzt schon beseitigt werden kann, hat das Land eine Million Euro zur Verfügung gestellt. Ob das Geld jemals zurückkommt, ist unsicher. Terra Vital hat in der vergangenen Woche Insolvenz angemeldet.

Aber auch die Bauern sind in den Blickpunkt der Ermittler gerückt. Bis zu 30 Euro Prämie pro Tonne Terrafarm sollen sie von GW Umwelt bekommen haben. “Allein hier sind dann um die 100.000 Euro geflossen”, sagt Reinhard Loos. “Denen muss doch klar gewesen sein, dass sie an einem Umweltskandal mitwirken.”

Die Selbstorganisation der Bauern, der Westfälisch-Lippische Landwirtschaftsverband (WLV), weist solche Vorwürfe zurück. “Es ist völlig normal, dass Bauern Bodenbeschleuniger geschenkt oder sogar prämiert bekommen”, sagt WLV-Sprecher Hans-Heinrich Berghorn. “Die Müllfirmen können kostenlos Müll entsorgen, die Bauern kriegen Mineralstoffe auf die Böden.” Dass eine Firma kriminell Industriechemikalien untermischt, könne keiner wissen. “Dass es für die Bauern Geld gibt, ist jedenfalls kein Indiz.”

Dass Schlamm aus kommunalen Kläranlagen auf Feldern entsorgt wird, ist tatsächlich legal, das wurde 1998 in der Bioabfallverordnung festgeschrieben. “Ein Skandal ist das, in jedem Haushalt werden schließlich Chemikalien verwendet”, sagt Matthias Schulte-Huermann. Eine Meinung, die viele Umweltwissenschaftler teilen. Auch Schulte-Huermann wohnt im Hochsauerlandkreis und bis zum Sommer saß er für die Grünen im Kreistag. Jetzt hat er zusammen mit Reinhard Loos die Sauerländer Bürgerliste gegründet. “Wahrscheinlich werde ich auch noch aus der Partei ausgeschlossen”, sagt er.

Matthias Schulte-Huermann hat kurz nach dem Bekanntwerden der hohen PFT-Werte in seinem Landkreis die ehemalige Landesumweltministerin Bärbel Höhn (Grüne) wegen “Verschleierung von Trinkwasservergiftung” angezeigt. “Obwohl ich seitdem von den Grünen vor Ort fertig gemacht werde, hat sich das gelohnt”, sagt Schulte-Huermann. “Am Anfang haben die NRW-Grünen nur bessere Wasserwerke für das Ruhrgebiet gefordert, jetzt problematisieren sie die Bioabfallverordnung und suchen die Verursacher des Skandals.”

Bärbel Höhn und die NRW-Landtagsfraktion der Grünen, inzwischen in der Opposition, halten Schulte-Huermanns Vorwürfe für “irregeleitet”. “Wir haben die Probleme mit der Abfallverordnung immer angesprochen”, sagte Bärbel Höhn jüngst im taz-Interview. Im NRW-Landtag greifen die Grünen den neuen Umweltminister Eckhard Uhlenberg (CDU) scharf an. “Es muss noch mehr PFT-Quellen geben”, sagt Johannes Remmel, umweltpolitischer Sprecher der Grünen-Fraktion. “Es fließt mehr Gift in den Möhnesee herein als wieder raus. Und unser Umweltminister versteift sich auf einige wenige Felder als PFT-Quellen, das ist grob fahrlässig.”

Reinhard Knaden wirft eine Handvoll Fischfutter in seinen Teich. Die Forellen schnappen hungrig nach den Klümpchen. “Abschlachten und entsorgen muss ich sie”, sagt Knaden. Wer das bezahlen soll, kann ihm niemand sagen. Die Kreisbehörden haben ihn an die Verursacherfirmen verwiesen. “Dass die zahlen, erlebe ich wohl nicht mehr.”

taz NRW Nr. 8131 vom 21.11.2006, Seite 3, 339 TAZ-Bericht MIRIAM BUNJES

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Tochterfirma der GW Umwelt stellt Insolvenzantrag (aus “Neue Westfälische” vom 11.11.2006)

By admin at 2:12 pm on Saturday, November 11, 2006
Paderborn/Mühlhausen (lnw). Eine für die Verschmutzung von Äckern und Gewässern mit der Industriechemikalie PFT mitverantwortliche Firma hat angesichts drohender Schadensersatzforderungen in Millionenhöhe beim Amtsgericht in Mühlhausen (Thüringen) Insolvenzantrag gestellt.Der zuständige Insolvenzrichter Dietrich Ullmann bestätigte gestern, dass ein entsprechend begründeter Antrag der Firma “Terra Vital” aus Bleicherode eingegangen sei. Das Unternehmen war mit einer Ordnungsverfügung des Hochsauerlandkreises zur Sanierung eines besonders hoch mit der als Krebs erregend geltenden Chemikalie bei Brilon aufgefordert worden.

Die zum Firmengeflecht des Düngemittelherstellers GW Umwelt aus Borchen bei Paderborn gehörende Vertriebsfirma war erfolglos gerichtlich gegen die Ordnungsverfügung vorgegangen. Nach Auskunft des Landesumweltministeriums in Düsseldorf soll möglichst schnell mit dem Bau einer Drainage rund um das Feld begonnen werden, um zu verhindern, dass weiterhin große Mengen an PFT ausgespült werden.Um zu gewährleisten, dass die Sanierung unabhängig von gerichtlichen Auseinandersetzungen oder einer möglichen Zahlungsunfähigkeit der Firma durchgeführt werden kann, hatte Landesumweltminister Eckhard Uhlenberg (CDU) eine Million Euro Landesmittel zugesagt.Von dem Feld geht nach Experten-Einschätzung ein Großteil der PFT-Belastung von Möhne und Ruhr aus. Diese hatte zu Millionen-teuren Nachrüstungen in Wasserwerken geführt. In Arnsberg waren Säuglinge und Schwangere bis zum Einbau einer Aktivkohle- Filteranlage mit abgepacktem Trinkwasser versorgt worden.Noch ist nicht geklärt, ob neben dem Feld bei Brilon weitere Flächen ähnlich hoch belastet sind. Das als “Terra-Farm” angebotene Düngemittel soll auf bis zu 1.000 Feldern in Nordrhein-Westfalen, Hessen und Niedersachsen ausgebracht worden sein.Seit einiger Zeit ermittelt die Staatsanwaltschaft in Paderborn wegen “Gewässerverunreinigung” gegen einen 37-Jährigen, der rund um GW Umwelt ein Geflecht von 16 Unternehmen aufgebaut haben soll. Beim Amtsgericht in Mühlhausen liegt bislang nur der Insolvenzantrag vor. Bei einer Durchsuchung hatte die Staatsanwaltschaft vor einigen Wochen in Bleicherode aber einen Teil der Unterlagen sichergestellt.
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PFT ist überall!

By Matthias at 6:56 am on Friday, November 10, 2006

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Fluss voller Chemie

Die Alz ist nach Untersuchungen von Greenpeace 10.000-mal stärker mit PFT belastet als der Rhein

BURGKIRCHEN dpa Nach der Verschmutzung von Äckern, Gewässern und Trinkwasser mit der Industriechemikalie PFT in Nordrhein-Westfalen ist gestern ein ähnlicher Fall in Bayern bekannt geworden. Dort ist nach Recherchen der Umweltschutzorganisation Greenpeace der Inn-Zufluss Alz im Landkreis Altötting hochgradig mit Perfluorierten Tensiden (PFT) belastet. Während die genaue Herkunft des vor allem im Sauerland und im Kreis Soest mit einem Düngemittel aufgebrachten Schadstoffes noch nicht geklärt ist, soll das PFT in Bayern aus einem Industriepark in der Gemeinde Burgkirchen a. d. Alz in den Fluss eingeleitet worden sein, teilte Greenpeace gestern mit.

In einer Protestaktion pumpten rund 50 Aktivisten der Organisation das Chemieabwasser auf das Gelände der Firma Dyneon, eine Tochter des US-Chemiekonzerns 3M, zurück. Auch das Trinkwasser im Ortsteil Gendorf weist nach Greenpeace-Angaben Rückstände von PFT auf. Die Behörden müssten die Chemikalien-Einleitung sofort stoppen, forderte Greenpeace.

Ein Sprecher von Dyneon räumte ein, dass sein Unternehmen PFT verwende. Es gebe aber derzeit keine Grenzwerte zur Einleitung von Rückständen der Chemikalie in Gewässer. Das Landratsamt Altötting als untere Naturschutzbehörde kündigte eine Stellungnahme an. Die Alz gilt in der Region als beliebtes Ausflugsziel für Kajaksportler und Angler und fließt kurz hinter Gendorf laut Greenpeace durch ein Naturschutzgebiet.

Nach den Worten von Greenpeace-Sprecherin Corinna Hölzel reichert sich die langlebige Chemikalie PFT über Trinkwasser und Fische auch im menschlichen Blut und in der Muttermilch an. Ein unabhängiges Labor habe in den bei Gendorf genommenen Wasserproben zwischen 72 und 93 Mikrogramm pro Liter der Chemikalie PFOA (Perfluoroktansäure) aus der Gruppe der PFT. Der Rhein weise im Vergleich dazu 10.000-mal niedrigere PFOA-Werte auf. Nur im Sauerland in Nordrhein-Westfalen seien in diesem August ähnlich hohe PFOA-Werte wie in der Alz gemessen worden.

Perfluorierte Chemikalien kommen in der Natur nicht vor. Sie werden wegen ihrer Wasser und Fett abweisenden sowie hitzebeständigen Eigenschaften in der Textilindustrie und bei der Herstellung von Teflon-Pfannen eingesetzt. PFT gilt unter Experten als nicht direkt Krebs erregend, begünstigt aber möglicherweise durch indirekte Mechanismen die Krankheitsbildung. Laborversuche mit Ratten bei der zur PFT-Gruppe zählenden Perfluoroktansäure (PFOA) ergaben nach Erkenntnissen des Toxikologen Klaus-Michael Wollin von der Niedersächsischen Landesgesundheitsbehörde eine erhöhte Leberkrebsrate bei den Tieren.

taz Nr. 8122 vom 10.11.2006, Seite 8, 91 Agentur

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Gruene Kreistagsfraktion als Marionetten der ehemaligen Ministerialbürokratie

By Matthias at 11:42 pm on Monday, November 6, 2006

Die Kreistagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen lädt ein, und der von 1995 bis 2006 im Umweltministerium für Abfall-, Abwasser und Trinkwasser zuständige Abteilungsleiter Harald Friedrich redet. Immer wieder ist das gleiche Bild von Steuerung dieser Kreistagsfraktion durch die ehemalige Ministerialebene zu beobachten. Für uns war dies nach heftiger Auseinandersetzung Grund genug, diese Fraktion zu verlassen und die eigene Fraktion Sauerländer Bürgerliste zu gründen(www.sbl-fraktion.de). Erneut versucht Harald Friedrich über die Grüne Kreistagsfraktion ein Zerrbild zu zeichnen: Er versucht weiterhin abzulenken von den Ursachen und den Verursachern der PFT-Vergiftung. Seit langem fragen wir uns, warum er dieses macht, und seit langem fragen wir uns, warum andere dabei mitmachen. Es geht bei der 10 ha großen Giftmülldeponie Scharfenberg doch nicht um die Frage, wann sie zu sanieren ist. Denn Einigkeit besteht bei fast allen (bis auf H. Friedrich und einigen der von ihm Beratenen) darin, dass wegen der außergewöhnlich hohen Giftbelastung eine umgehende Sanierung dieser Fläche notwendig ist. Offen ist nur noch, wie sich die Giftstoffe am effektivsten beseitigen lassen. Konkret geht es darum, ob die vom Landesumweltminister voreilig ausgewählte Sanierung durch eine Drainage oder (die teurere Variante) der Sanierung durch Bodenabtrag am sinnvollsten ist. Dafür sind vorherige hydrogeologische Untersuchungen unverzichtbar. Diese Voruntersuchungen wurden auch vom Hauptausschuß der Stadt Brilon auf Antrag der Briloner Bürgerliste einstimmig gefordert und auf Anfrage unserer Fraktion im Kreistag von der Kreisverwaltung zugesagt.Darüber hinaus geht es um die Frage, wie die anderen mit PFT belasteten Flächen von den Giftstoffen befreit werden können. Und es geht vor allem auch darum, wie zukünftig die offensichtlich vollkommen unzureichende Bioabfallverordnung verändert wird, damit solche Giftstoffe nicht mehr in Böden und Gewässer gelangen können.

Die restGrüne Kreistagsfraktion und ihr Berater H. Friedrich suchen die Hauptquellen am Grund des Möhnesees oder ganz woanders. Am Grund des Möhnesees mag das PFT mittlerweile liegen (Anreicherung im Sediment), denn offensichtlich sind die Giftstoffe aus den Äckern über Jahre in die Möhnetalsperre ausgewaschen worden. Dadurch könnte durchaus auch erklärlich sein, warum mehr Giftstoffe aus der Talsperre austreten als eintreten. Es dürften sich somit im Sediment des Sees erhebliche Anreicherungen finden, die jetzt ausgewaschen werden.

Der Hauptgrund für das errechnete vermehrte Austreten liegt aber darin, daß das Verhältnis zwischen abfließenden und zufließenden Wassermengen bei den von H. Friedrich verwendeten Meßwerten ganz anders war als sonst. Im Jahresdurchschnitt fließt an der Sperrmauer die 1,5 fache Menge des Wassers ab wie sie aus dem Möhnefluß in den Möhnesee zufließt; der restliche Zufluß stammt vor allem aus der Heve und aus Sammlung von Regenwasser. Bei den von H. Friedrich veröffentlichten Meßwerten betrug dieses Verhältnis aber 2,7 : 1, also fast das Doppelte. Gleichzeitig wurde der Bermecke-Bach „vergessen”, obwohl allgemein bekannt ist, dass das belastete Maisfeld bei Scharfenberg auf einer Kuppe liegt und sowohl in die Steinbecke als auch in die Bermecke entwässert, also zwei Bäche belastet. Da ist es dann kein Wunder, daß die Berechnungen des „Wasserexperten” zu falschen Ergebnissen führen.

Berechtigt ist allerdings die Forderung von H. Friedrich, nach der Rolle des Ruhrverbandes zu fragen. Warum hat der Ruhrverband, der für die Überwachung der Talsperren zuständig ist und modernste Laboratorien besitzt, nicht früher etwas von den Gifbelastungen bemerkt? Berechtigt ist aber auch die Frage nach der Verantwortung des H. Friedrich: Warum hat er als anerkannter Fachmann und verantwortlicher Abteilungsleiter im Umweltministerium nicht eher etwas gegen die Giftbelastungen in unseren Böden und der Möhnetalsperre unternommen? Bekannt ist die hohe PFT-Belastung der Ruhr in Fachkreisen bereits seit April 2004.

 

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Dilletanten auf niedrigstem Niveau!

By Matthias at 9:52 pm on Saturday, November 4, 2006

Kreis Soest / Rüthen. Ist der Skandal um die Industriechemikalie PFT sehr viel weitreichender? Für die Grünen im Landtag ist es nicht damit getan, die belastete Fläche bei Brilon-Scharfenberg zu sanieren und kleine Gewässer wie den Silberbach bei Rüthen zu untersuchen. Sie sehen ein großes PFT-Problem im Möhnesee.Der umweltpolitische Sprecher der Grünen im Landtag, Johannes Remmel, warf Umweltminister Eckhard Uhlenberg mit seinem Sanierungsplan gestern bei einer Pressekonferenz in Meschede “blinden Aktionismus” und eine “überhastete Art der Sanierung” vor. Dr. Harald Friedrich, als Abteilungsleiter ehemals rechte Hand von Uhlenberg-Vorgängerin Bärbel Höhn (und von Uhlenberg gekündigt) sprach von “Dilettanten auf niedrigstem Niveau”: Denn das Ministerium habe es bislang versäumt, den Möhnesee genauer zu untersuchen. Die Grünen aber haben die Werte geprüft, die das Staatliche Umweltamt Lippstadt zusammengetragen hat: Demnach könnten die Steinbecke bei Scharfenberg, Rüthens Silberbach und die Elpe bei Bestwig als kleine Bächlein gar nicht die hohe PFT-Belastung im See erklären – wie berichtet, sagt Uhlenberg jedoch, diese Bäche trügen zu 90 Prozent der gesamten Gewässerbelastung bei. Tatsächlich aber, diese Rechnung machen die Grünen auf, tragen die Bäche täglich 72 Gramm PFT in den Möhnesee, den aber täglich zwischen 314 und 357 Gramm an PFT wieder verlassen – warum, habe das Ministerium bislang nicht überprüft. Die Frage der Quellen der PFT-Belastung sei damit noch gar nicht geklärt. Die Grünen nehmen jetzt den Ruhrverband als Betreiber des Sees ins Visier: Er lasse zu, das täglich diese gefährliche Fracht den Möhnesee wieder verlasse. Generell stelle sich die Frage, wer was in den Möhnesee einleite; außerdem stelle sich die Frage nach der Aufbereitungstechnik der Wasserwerke an der Ruhr.Die eine Million Euro, die Uhlenberg für die Sanierung einsetzen will, reichen den Grünen nicht aus: Remmel will bei den Haushaltsberatungen fünf Millionen, sowie für den Notfall weiterer zehn Millionen als Verpflichtungsermächtigung einfordern

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Höhn befürwortet Untersuchungsausschuss

By Matthias at 7:54 am on Saturday, November 4, 2006

CDU und FDP erwägen Untersuchungsausschuss einzurichtenLandtag soll PFT-Umweltskandal aufklären

Von Johannes Nitschmann

Der Umweltskandal im Sauerland um PFT-verseuchten Klärschlamm-Dünger soll möglicherweise von einem Parlamentarischen Untersuchungsausschuss aufgeklärt werden. Die Düsseldorfer Regierungsfraktionen von CDU und FDP wollen dabei vor allem die grüne Ex-Umweltministerin Bärbel Höhn ins Visier nehmen.Umweltminister Eckhard Uhlenberg (CDU) ging in die Offensive. Gegen die Einsetzung eines Parlamentarischen Untersuchungsausschusses (PUA) zur Aufklärung des PFT-Umweltskandals habe er “persönlich keinerlei Einwände”, erklärte der Minister am Freitag (03.11.06) am Möhnesee. Derzeit steht Uhlenberg unter massivem Beschuss der rot-grünen Landtagsopposition. “Einen Blindflug” bei der PFT-Aufklärung wirft der grüne Fraktionsgeschäftsführer Johannes Remmel dem CDU-Minister vor. Im Sauerland herrscht seit Wochen Alarmstimmung wegen verseuchter Ackerböden, Fichtenschonungen und Gewässer. Zum Teil erhebliche Mengen perfluorierter Tenside – kurz PFT genannt – sind dort festgestellt worden.Diese krebserregende Industriechemikalie stammt vermutlich von Bioabfällen, die die Paderborner Firma GW Umwelt jahrelang als Düngerprodukte, so genannte Bodenhilfsstoffe, vertrieben hat. “TerraTop” und “TerraAktiv” heißen die verdächtigen Dünger. Laut Uhlenberg sind davon alleine auf 932 Hektar Ackerflächen im Einzugsbereich von Möhne und Ruhr insgesamt 15.400 Tonnen aufgebracht worden. In der Nähe eines Forellenteiches im sauerländischen Brilon-Scharfenberg fanden die Umweltchemiker auf zehn Hektar etwa 400 Kilogramm reines PFT in einer Bodentief von bis zu 60 Zentimetern. Die Staatsanwaltschaft Paderborn ermittelt gegen den Firmenchef von GW Umwelt. Der saß wegen Verdunkelungsgefahr etliche Tage in Untersuchungshaft, weil er Geschäftsakten vernichtet haben soll.

Warnhinweise bereits im Jahre 2002

Uhlenberg kündigte am Freitag an, die hochbelastete Fläche in Brilon solle umgehend saniert werden. Schließlich trage sie “wesentlich” zur PFT-Belastung in der Möhnetalsperre bei, dem größten Trinkwasserspeicher in Nordrhein-Westfalen. Der Wiederanstau der Talsperre werde derzeit bis zur Sanierung der Briloner Ackerfläche “hinausgezögert”. Die Grünen werfen Uhlenberg vor, sich bei Schadstoffmessungen und Sanierungen auf einzelne PFT-trächtige Flächen zu konzentrieren, statt die Untersuchungen weiträumig auszudehnen. Auf immerhin etwa 800 Feldern des Hochsauerlandkreises und des Kreises Soest sollen nach Angaben der örtlichen Umweltbehörden in den lvergangenen sechs Jahren insgesamt 54.000 Klärschlamm-Abfall mit zum Teil hoch belasteten PFT-Chargen verklappt worden sein – von der Firma GW Umwelt offenbar allesamt als nützliche Bodenhilfsstoffe deklariert. Nach Informationen von WDR.de lagen im Düsseldorfer Umweltministerium bereits im November 2002 Hinweise auf mögliche kriminelle Machenschaften der Düngerfirma GW Umwelt vor.Am 4. November 2002 teilte das Landesamt für Ernährung und Jagd (LEJ) dem damals von der grünen Ministerin Bärbel Höhn geleiteten Umweltressort mit, die Dünger “TerraTop” und “TerraAktiv” seien “nicht richtig gekennzeichnet”. Der Klärschlammgehalt werde “nicht mitgeteilt”, die Produkte würden “als Bodenhilfsstoffe ausgelobt”, obwohl es sich bestenfalls um “Sekundärrohstoffdünger” handelt.

“Ganz und gar nichts zu verbergen”

Bereits am 10. Oktober 2002 hatte das Staatliche Umweltamt Bielefeld an das Düsseldorfer Umweltministerium gemeldet, dass es mit der Firma GW Umwelt wegen der Deklaration und Einstufung ihrer Klärstoffe “regelmäßig zu Konflikten” komme. “Mehrere Bußgeldverfahren” gegen das Paderborner Unternehmen seien anhängig. Doch die Auslieferung des PFT-haltigen Düngers wurde von den Behörden offenbar nie wirksam unterbunden. Umweltminister Uhlenberg, der erst seit Sommer 2005 im Amt ist, sieht “eklatante Versäumnisse” bei seiner grünen Amtsvorgängerin Höhn. Bis heute sei offen, weshalb etliche Warnhinweise auf den falsch deklarierten Klärschlammdünger in den Jahren 2002 und 2003 “offensichtlich zu keinen wirksamen Konsequenzen geführt haben”.Deshalb wohl, mutmaßt Uhlenberg, hätten SPD und Grüne auf die Forderung des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) “vollkommen verunsichert reagiert”, mögliches Behördenversagen in Sachen PFT durch einen Untersuchungsausschuss des Düsseldorfer Landesparlaments untersuchen zu lassen. Womöglich werden die Landtagsfraktionen von CDU und FDP demnächst einen solchen Ausschuss beschließen. Ex-Umweltministerin Höhn hat ihren Parteifreunden im Landtag dem Vernehmen nach geraten, die Einsetzung eines Untersuchungsausschusses zu unterstützen. Aus ihrer Amtszeit gebe es in Sachen PFT “ganz und gar nichts zu verbergen”. Alleine hinhaltender Widerstand bei der SPD hat nach Darstellung der Grünen bislang ein Oppositions-Initiative für einen Untersuchungs-Ausschuss verhindert. Nun könnten CDU und FDP in Sachen Aufklärung die Regie übernehmen.

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Verbot von PFT durch EU-Parlament Augenwischerei?

By Matthias at 9:31 am on Wednesday, November 1, 2006

Der hiesige Europaabgeordnete Peter Liese (CDU) berichtet auf seiner Homepage www.peter-liese.de :

Europaparlament verbietet Industriechemikalie PFT 

Da Peter Liese ansonsten sehr gute Hintergrundinformationen zum Thema auf seiner Homepage stehen hat, hätte ihm diese Falschaussage  nicht passieren dürfen:

Denn:

Das EU- Parlament hat (mit einer Reihe von Ausnahmeregelungen) beschlossen  Perfluoroctansulfonate (PFOS) schrittweise zu verbieten.

Vom Verbot ausgenommen bleibt die Perfluoroctansäure (PFOA). Dieser Stoff allerdings macht den Hauptteil der Boden- und Gewässerbelastung in unserer Region aus.

Näheres dazu unter:

http://www.europarl.europa.eu/news/expert/infopress_page/064-11936-293-10-42-911-20061020IPR11883-20-10-2006-2006-false/default_de.htm

Die bisher gemessenen Hauptbelastungsbereiche in unserer Region zeigen folgendes Bild:

Vorfluter Steinbecke (kleiner Bachlauf der in die Möhne fließt): PFOA zwischen 10200 und 82000 ng/l

PFOS: 2970- 7600 ng/l

Möhne vor Eintritt in die Möhnetalsperre (z.B. bei Heidberg): bis zu 5900 ng/l PFOA und bis 780 ng/l PFOS  

 

Möhnetalsperre: bis zu 750 ng/l PFOA, PFOS im Maximum 97 ng/l

Am Einmündungsbereich der Möhne in die Ruhr liegen die Werte immer noch bei bis zu 630 ng/l PFOA , während PFOS nur in geringen Werten vorhanden ist.

Im Hochsauerlandkreis liegen noch 2 Bachläufe mit hohen Werten vor (beide im Raum Bestwig):

Elpe (PFOA zwischen 450 und 1800 ng/l, PFOS unter 50 ng/l 

 * Nierbach: PFOA zwischen 680 und 1210 ng/l, PFOS ebenfalls unter 50ng/l

beide Bachläufe münden ebenfalls in die Ruhr

Für die Ruhr liegen folgende Werte vor:

im Bereich des Wasserwerks Mengsohl (Meschede).:

PFOA: 120- 230 ng/l, PFOS unter 50 ng/l

 

Eine Studie aus dem Jahre 2005 gibt international folgende Werte an:

Bucht von Tokyo: PFOA 154- 192 ng/l

PFOAS:   13- 25 ng/l

Great Lakes USA: PFOA:15- 70 ng/l

PFOAS: 11- 121 ng/

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Wohin soll das PFT aus Rüthen entsorgt werden?

By admin at 11:42 am on Sunday, October 29, 2006

In der Westfalenpost im Kreis Soest standen am Samstag, 28.10., u.a. die beiden unten folgenden Artikel.
Bedeutet das, daß die Fa. GW Umwelt den mit PFT-verseuchten Bioabfall jetzt doch wieder selbst entsorgen darf? Wohin wird der wohl gebracht??

“Krimineller Akt in besonderem Maße”

Rüthen. Nicht alle Flächen, auf die im Rüthener Stadtgebiet in den vergangenen Jahren so genannte “Bodenverbesserer” aufgebracht wurden, sind auch mit der Industriechemikalie PFT belastet. Dies ergaben Untersuchungen des Kreises. Die CDU im Rüthener Hauptausschuss sprach angesichts des PFT-Skandals von einem “kriminellen Akt in besonderem Maße”, so ihr Fraktionsvorsitzender Friedhelm Thomas. Die Verantwortlichen müssten, so Thomas, “die volle Schärfe des Gesetzes zu spüren bekommen”, schließlich sei nicht zu tolerieren, wie mit der Umwelt umgegangen worden sei. Josef Schrewe (SPD) sprach vom “Bodenverbesserer” als einem “irreführenden Wort”: “Wir sind davon ausgegangen, dass chemisch alles in Ordnung ist.” Bürgermeister Rudolf Schieren will derzeit keinem Bauern unterstellen, dass er gewusst habe, was in dem Dünger enthalten gewesen sei: Es habe immer wieder Proben durch den Kreis gegeben, aber offensichtlich sei PFT nicht bekannt gewesen.Franz-Josef Dohle (BG) sieht einen “gewaltigen Imageschaden” für Rüthen, wunderte sich aber, dass sich die Stadt bislang in Schweigen hülle. “Es gibt nichts zurückzuhalten”, stellte Schieren klar. Den Imageschaden sieht der Bürgermeister nicht: “So schlimm ist es nicht.” Im Gegenzug warf er Dohle “Aktionismus” vor. Ärger zog sich Schieren zu, als er auch die Ausbringung von Gülle mit ihren Problemen für das Wasser kritisierte: “Ohne Dünger geht es nun mal nicht”, empörte sich CDU-Ratsherr (und Landwirt) Antonius Krane.BG-Sprecher Dohle nannte noch einmal die ordnungsbehördliche Verfügung der Stadt “eine Farce”, die der Stadtrat damals als Reaktion der Geruchsbelästigungen durch den Dünger verabschiedet hatte: Das Ausbringen habe dadurch nicht verhindert werden können. Bislang ist übrigens durch Anwendung der Verfügung erst ein Bußgeld gegen einen Landwirt verhängt worden, der den “Bodenverbesserer” in Rüthen nicht schnell genug eingearbeitet hatte.

Beim Bauhof lagert noch ein Container voll mit Erde, in der sich der umstrittene Dünger befindet. Die Erde war am Silberbach gefunden worden und hatte offenbar auch das Gewässer verschmutzt. Die Erde soll in der kommenden Woche durch den Dünger-Hersteller GW Umwelt entsorgt werden.

 

 
“Rüthen bleibt im Fokus”

Rüthen / Kreis Soest. (JK) In den Jahren 2000 bis 2006 sind im gesamten Kreisgebiet Soest auf 1300 Hektar rund 23 000 Tonnen an so genannten “Bodenverbesserern” von der Firma GW Umwelt bzw. eines Tochterunternehmens auf rund 1300 Hektar landwirtschaftlicher Fläche aufgebracht worden (zum Vergleich: Im gesamten Hochsauerland wurden auf 58 Flächen und 340 Hektar “Bodenverbesserer” aufgebracht).

Bestätigt ist: Besonders betroffen ist das Stadtgebiet Rüthen mit allein 14 500 Tonnen. Nach den bisherigen Erkenntnissen der Soester Kreisverwaltung sind aber nicht alle Lieferungen mit der Industriechemikalie PFT verunreinigt gewesen.PFOS (zur PFT-Familie gehörend), das sich in der Umwelt und im menschlichen Körper ansammeln kann, war bei den ersten Untersuchungen nicht nachweisbar. Die höchsten Belastungen fanden sich Ende August im Silberbach bei Rüthen mit 24 029 Nanogramm pro Liter. Der Silberbach gehört jetzt zu den Gewässern, die über Monate beobachtet worden. Im Einzugsbereich des Baches sind Bodenproben auf 30 Flächen genommen worden. In anderen Bächen wie der Lörmecke fand sich gar keine Belastung.Die Möhne hat die höchsten PFT-Gehalte im Bereich des Hochsauerlandkreises, stromabwärts nehmen die Werte dann durch die Verdünnung ab. Bach- und Regenbogenforellen, die hinter der Kreisgrenze bei Meiste in der Möhne gefangen wurden, haben hohe PFT-Werte.

Beim Trinkwasser liegen, mit der Ausnahme des Wasserwerkes Eikeloh, alle Werte deutlich unter den Grenzwerten. Diese Anlage bleibt abgeschaltet. Im Einzugsbereich des Wasserschutzgebietes Eikeloh finden sich 90 Flurstücke, auf denen auf 210 Hektar rund 3500 Tonnen an Material aufgebracht wurden.

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BUND NRW fordert Untersuchungsausschuss

By Matthias at 6:52 am on Thursday, October 26, 2006

 Sauerländer Bürgerliste unterstützt die Forderung des BUND nach einem
parlamentarischen Untersuchungsausschuss!

Der BUND NRW fordert zur Aufklärung der Veranwortlichkeiten im PFT- Skandal einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss. Dabei muß insbesondere die Frage geklärt werden, warum erst im Jahre 2006 die Giftbelastungen gemessen wurden, obwohl bereits 2002 ein Problem bekannt war.
Nach Ansicht der Sauerländer Bürgerliste  muß  ein ntersuchungsausschuss
lückenlos aufklären, warum hier offensichlich jahrelang nichts passiert ist
und wer letztendlich dafür verantwortlich ist, dass in erheblichem Maße mit
der Gesundheit unserer Bevölkerung gespielt werden konnte.
Dabei muß  auch die Fragestellung aufgegriffen werden, warum offensichtlich schon seit langem die Kontrollen der Bodenmischwerke und Kompostwerke unzureichend ist, so daß die Giftstoffe in die Bodengemische eingebracht werden konnten.

58/06

Herausgeber: Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland Landesverband Nordrhein-Westfalen e.V.

Anerkannter Naturschutzverband nach § 60 Bundesnaturschutzgesetz, Deutsche Sektion von Friends of the Earth International

Landesgeschäftsstelle: Merowingerstr. 88, D-40225 Düsseldorf, Pressesprecher: Dirk Jansen,

Telefon (0211) / 30 200 5-0, Telefax (0211) / 30 200 5-26, E-Mail:bund.nrw@bund.net, www.bund-nrw.de

Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland

Landesverband NRW e.V.

Perfluorierte Tenside in der Umwelt:

BUND fordert PFT-Untersuchungsausschuss

Düsseldorf – 25.10.2006 Zur lückenlosen Aufklärung des PFT-Skandals fordert der nordrhein-westfälische
Landesverband des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) die Einsetzung eines parlamentarischen Untersuchungsausschusses. Dieser müsse vorrangig klären, wie es trotz jahrelanger Kenntnis der zuständigen
Behörden bis zum Jahre 2006 dauern konnte, ehe das Umweltgift „zufällig“ in den als Bodenverbesserer getarnten Sonderabfällen entdeckt und die Verursacher ermittelt wurden. Gleichzeitig müsse die Sanierung der belasteten Flächen mit Hochdruck vorangetrieben werden. Die jetzt vom Land geplante Drainage der belasteten Flächen sei unzureichend, einzig ein vollständiger Bodenabtrag führe zu einer dauerhaften Verhinderung weiterer PFT-Einträge in die Gewässer.

Wasserexperte Paul Kröfges, stellvertretender Landesvorsitzender des BUND: „Ohne gravierende Fehler und Versäumnisse der zuständigen Behörden wäre es nicht zu diesem Umweltskandal gekommen. Seit 2002 wussten die Behörden von der großflächigen Aufbringung dubioser „Bodenverbesserer“, ohne dass den zahlreichen Hinweisen aus der Bevölkerung mit der notwendigen Konsequenz nachgegangen worden wäre. Wir halten die Einrichtung eines parlamentarischen Untersuchungsausschusses für zwingend erforderlich, um die Missstände lückenlos aufzuklären und die notwendigen Konsequenzen für die Zukunft zu ziehen.“

Für positiv hält der BUND, dass das Land finanziell in Vorleistung tritt, um die Sanierung unabhängig vom juristischen Gerangel mit den Verursachern endlich angehen zu können. Jede weitere Verzögerung führe dazu, dass die wasserlöslichen Schadstoffe tiefer im Boden verfrachtet werden und die Kosten der Sanierung ins Uferlose stiegen. Allerdings sei die geplante Drainage der belasteten Flächen unzureichend. Nur ein vollständiger Bodenabtrag könne weitere PFT-Einträge in das Grund- und Oberflächenwasser dauerhaft verhindern.

Die aktuellen PFT-Belastungen im Trinkwasser an der Ruhr müssten durch diese Sanierungsmaßnahmen auf Werte unter 0,1 Mikrogramm pro Liter (μg/l) zurückgeführt werden. Die aktuell in den meisten Trinkwasserwerken gemessenen PFT-Gehalte bis zu 0,3 μg/l seien zwar „kurzfristig duldbar“, vor dem Hintergrund weiterer stofflicher Belastungen an der Ruhr aber mittelfristig nicht akzeptabel.

BUND-Wasserexperte Paul Kröfges: „Sollte die Belastung des Ruhr- und Rohwassers nicht binnen Jahresfrist unter 0,1 μg/l zurückzuführen sein, fordert auch der BUND den Einsatz von Aktivkohlefiltern in den betroffenen Wasserwerken. Dies ergibt sich im Übrigen zwingend aus dem Minimierungsgebot der Trinkwasserverordnung.“

Anlässlich des PFT-Skandals müsse der Blick auch auf die alltägliche Belastung unserer Flüsse und Trinkwasserquellen mit Industriechemikalien gerichtet werden. Hierzu fordert der BUND die Offenlegung aller Einleitungsdaten in die Flüsse sowie ein zielgerichtetes Monitoring aller in Frage kommenden schädlichen Spurenstoffe im Fluss- und im Trinkwasser. Zum vorsorgenden Gewässer- und Gesundheitsschutz sei aber letztendlich ein restriktives europäisches Chemikalienrecht inklusive des Verbots von PFT und anderer langlebiger Umweltgifte das beste Mittel.

Mehr Infos: www.bund-nrw.de. Dort finden Sie auch die aktuelle BUND-Stellungnahme zur Wasserversorgung an der Ruhr.

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Artikel aus der Welt am Sonntag vom 23.10.2006

By Matthias at 5:44 pm on Sunday, October 22, 2006

Äcker mit Giftabfall gedüngt

Tonnenweise wurde das krebserregende PFT mit Abfällen vermischt und als Dünger verkauft. Einzelne Abnehmer kassierten sogar hohe Geldprämien vom Hersteller.

Von David Schraven

Der Skandal um den krebserregenden Stoff PFT in Nordrhein-Westfalens Trinkwasser weitet sich aus. Nach Informationen der “Welt am Sonntag” sollen allein im Kreis Soest und im Hochsauerlandkreis (HSK) mehr als 54 000 Tonnen Klärschlamm-Abfall mit zum Teil hoch belasteten PFT-Chargen vermischt und auf über 800 Feldern verklappt worden sein. Das entspricht etwa 6700 Lastwagen-Ladungen. Die Behörden untersuchen, welche Flächen von dem als Dünger deklarierten Abfall so stark betroffen sind, dass die Felder saniert werden müssen.Aus den Äckern in Soest und dem Hochsauerlandkreis war das PFT in die Ruhr gelangt und von dort aus in das Trinkwasser mehrerer Ruhrgebietsstädte. In einigen Orten wurden die Grenzwerte weit überschritten. In Arnsberg gab es Trinkwasser für Kinder und Schwangere auf Bezugsscheine. Zuletzt wurde eine Trinkwasserversorgungsanlage in Lippstadt wegen PFT-Verseuchung geschlossen. Fische aus der Ruhr sind nach Auskunft des Bundesinstitutes für Risikobewertung mit dem Gift belastet und daher nicht “uneingeschränkt” zum Verzehr geeignet.Wie der Leiter der Abteilung Bodenschutz beim Kreis Soest, Alfons Matuszczyk, der “Welt m Sonntag” bestätigte, sind in seinem Verantwortungsbereich in den vergangenen Jahren rund 46 000 Tonnen “Nassmaterial” auf Felder ausgebracht worden. Dabei seien nicht alle Lieferungen mit PFT verunreinigt gewesen. Bei dem Material handelt es sich um Klärschlamm-Abfall der Firma GW Umwelt aus Borchen mit den Bezeichnungen “Terrafarm” oder “Terratop”. Insgesamt seien 39 Landwirte mit über 750 Flächen verwickelt.

Die Lieferungen mit “Terrafarm” oder “Terratop” bestanden teilweise aus Hochofenschlacke, Filterstaub, Kalkschlamm, Bauschutt und Geflügelkot. Alles wurde mit PFT zusammengerührt. Die Lieferfirma soll das unverträgliche Gemisch gegenüber den Kunden aus der Landwirtschaft als “Bodenhilfsstoff” ausgegeben haben.

Martin Reuther, Sprecher des Hochsauerlandkreises, gab an, in seinem Kreis seien etwa 8 400 Tonnen “Terrafarm” oder “Terratop” auf 58 Flächen verklappt worden. Allein auf einem einzigen Zehn-Hektar-Feld sei dabei die Menge von rund 400 Kilogramm reinem PFT versprüht worden. Bei den Flächen handele es sich vor allem um Äcker für Futterpflanzen wie Mais – und auch um Weihnachtsbaumfarmen.

Inzwischen ermittelt die Staatsanwaltschaft Paderborn gegen den Geschäftsführer der GW Umwelt, Ralf W., wegen des Verdachtes auf Gewässerverunreinigung. Der 37-Jährige wurde wegen Verdunklungsgefahr in Haft genommen. Bei einer Razzia hatte er versucht, eine ihm “nahe stehende Person” zu überreden, mit einem Roll- koffer voller Geschäftsunterlagen zu verschwinden, sagte Staatsanwalt Horst Rürup.

Ralf W. hat laut Rürup ein ganzes Firmen-Geflecht unterhalten, in dem Klärschlamm und Bioabfälle hin und her geschoben wurden. “Wir reden von einem guten Duzend Firmen im hiesigen Bereich und im thüringischen Bleicherrode.” Intern erklärten Strafverfolger, dass krebserregende PFT sei von fast 20 Firmen aus Belgien, den Niederlanden und dem Frankfurter Raum angeliefert worden. Gegen mehrere werde ermittelt.

Nach Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft haben Bauern für das Verklappen des Abfalls Geld von der GW Umwelt angenommen. Dabei seien rund zehn Euro je Tonne “Bodenhilfsstoff” üblich gewesen, sagte Staatsanwalt Rürup. “Einigen wenigen Großabnehmern wurde mehr gezahlt.” Nach internen Ermittlungsberichten wurden in den Spitzen sogar bis zu 30 Euro je Tonne bezahlt. Einige Bauern hätten insgesamt sogar bis zu 180 000 Euro kassiert.

Die Gift-Lieferungen gegen Bargeld gingen auch in die angrenzenden Bundesländer Hessen und Niedersachen, sowie in weitere Kreise in NRW. Laut Rürup wird nun geprüft, ob die Ermittlungen auch dort auf die betroffenen Bauern ausgeweitet werden müssen. Der Vorstand des Niers-Wasserverbandes, Professor Achim Melsa, meint, die Bauern hätten erkennen müssen, dass es um Illegales ging. “Diese Beträge sind nicht üblich. Eine Schweinerei, was da passiert ist.”

Offenbar hatte die GW Umwelt zu einigen Landwirten rund um den Ort Rüthen im Kreis Soest besonders intensive Beziehungen. Nach Berichten von Anwohnern sollen dort über Jahre hinweg große Mengen Dünger auf Felder rund aufgebracht worden sein.

Erst im Frühjahr waren die PFT-Panscher aufgeflogen, als Wissenschaftler des Bonner Hygieneinstitutes erhöhte PFT-Konzentrationen in der Ruhr und ihrem Zufluss Möhne entdeckt hatten. Laut Abteilungsleiter Matuszczyk vom Kreis Soest gilt eine Fläche am Silberbach, einen Zufluss der Möhne, als besonders gefährdet. Hier seien rund 30 Flächen mit GW-Abfall besprüht worden. Zurzeit wird untersucht, was zur Sanierung der Felder getan werden muss.

Derzeit streitet sich die Gemeinde Brilon mit einer Firma aus dem GW Verbund um die Sanierung eines anderen Ackers. Der Kreis will, dass die GW-Firma um den betroffenen Acker eine Drainage zieht und einen Aktivkohlefilter einbaut, der das Oberflächenwasser von PFT befreit, bevor es in die Ruhrzuflüsse gelangt. Die Arbeiten müssten bis Anfang Dezember beginnen, sagt Kreis-Sprecher Reuther. Die Firma hat dagegen Kla- ge beim Oberverwaltungsgericht Münster eingelegt. Das Land werde im Voraus einspringen, kündigte Umweltminister Eckhard Uhlenberg (CDU) am Freitag an. Er stellte dazu eine Million Euro bereit.

Nach Auskunft eines Sprechers will das NRW-Umweltministerium nun die Prioritäten festlegen, nach denen die belasteten Flächen saniert werden sollen. “Man muss im Einzelfall entscheiden, was unter Kosten-Nutzen-Gesichtspunkten gemacht werden muss.” Auf jeden Fall werde man die Betroffenen nicht allein lassen. Darüber hinaus aber gehe es weiterhin darum, “die Verursacher überall in die Pflicht zu nehmen.”

Mittlerweile hat die EU die Produktion des krebserregenden Stoffes PFT verboten. Das Gift darf also in Europa weder produziert noch verkauft werden.

Artikel erschienen am 22.10.2006 in “Welt am Sonntag”

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Die Sprachlosigkeit der Ex-Ministerin …

By admin at 9:52 am on Thursday, October 19, 2006

Ein Mitglied der Grünen im HSK (das nicht zur SBL gehört) ist mit den bisherigen Aussagen der früheren NRW-Umweltministerin zu der Entstehungsgeschichte des PFT-Skandals unzufrieden. Daher hat er einen Fragenkatalog an Bärbel Höhn geschickt, die mittlerweile stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen Bundestagsfraktion ist und über ein personell gut besetztes Büro im Bundeshaus verfügt.
Nach 24 Tagen kam die Antwort aus Berlin. Leider enthält sie keine einzige inhaltliche Aussage, sondern nur Vorwürfe an den Anfragenden, weil seine Anfrage angeblich (!!) polemisch wäre und er etwas gegen Bärbel Höhn hätte. Dann folgt noch der Hinweis auf eine geplante (aber noch nicht terminierte) Veranstaltung im Sauerland.
Da hätte man sich schon etwas mehr inhaltliche Substanz erhoffen dürfen …
Und im Rahmen der angekündigten Veranstaltung werden sich die detaillierten Fragen des Fragestellers wohl kaum klären lassen!
Wir dokumentieren im Folgenden die Anfrage und die Antwort:

  • Anfrage an Bärbel Höhn

Guten Tag Frau Höhn,

als Grünes Mitglied im Sauerland verfolge ich die Diskussion um PFT im Wasser sehr aufmerksam und ich möchte Ihnen ein paar Fragen zu Ihrer Mail vom Donnerstag 21.09.2006 stellen.

In dieser Mail haben Sie das Interview mit der ‚taz-nrw’ und die ‚Grüne Gedanken und Problembewältigung zu PFT und Trinkwasserversorgung’ an alle KVs in NRW versendet.

Bei der Lektüre der ‚Grünen Gedanken’ und des Interviews stellen sich mir so einige Fragen, die ich dann von Ihnen (als meine von mir gewählt Bundestagskandidatin, Listenplatz 1) beantwortet hätte.

Ich bin mir sicher, dass Sie ein sehr hohes Arbeitspensum haben und nicht jede Mail persönlich lesen, aber wer auch immer meine Mail liest, sollte auf meine Fragen eingehen und mir keine allgemeingültigen Antworten geben.
Soviel Aufmerksamkeit erwarte ich dann doch von Ihnen als Bundestagsmitglied und ehemalige Landesministerien in NRW.

Frage 1:

Zitat aus den ‚Grünen Gedanken’ (Seite 1, letzter Satz):

„Es wird somit deutlich, dass perfluorierte Tenside allgemein verbreitet in den Gewässern in Mitteleuropa vorkommen.“

Meine Frage dazu:
Welche Art von Statistik ist es die hier verwendet wird?
Es wird vom Rhein und einigen Nebenflüssen des Rheins auf alle Flüsse bzw. Gewässer in Mitteleuropa geschlossen.

Es gibt ja nur in Deutschland ja auch noch die Elbe, Donau, Inn, Weser usw.. Diese Verallgemeinerung die aus dem Rhein und einigen Nebenflüssen des Rheins auf alle Gewässer folgert ist mir etwas unklar.

Bei meinem Studium zum Dipl.-Ing. Elektrotechnik und beim darauffolgenden Studium zum Dipl. Wirtschaftsingenieur hätte ich mit so einer Auslegung einer Tatsache, die Mathe Prüfung nicht bestanden!! Sie als Diplom-Mathematikerin, können mir sicherlich erklären wie diese Statistik aufgestellt wurde.

Diese Art und Weise der Auslegung einer Tatsache (PFT im Rhein) führt mich dann zur nächsten Frage.

Frage 2:

War Ihnen bzw. Ihrem Ministerium vor 2006 die PFT Belastung in Rhein, Ruhr und anderen Gewässern (Elbe, Donau, Inn, Weser) bekannt?

Frage 3:

Zitat aus den ‚Grünen Gedanken’ (Seite 2, oben):

„Die Wasserwerke zur Trinkwasserversorgung am Rhein zwischen Basel und den Niederlanden, die Rheinwasser zu Trinkwasser aufbereiten, verfolgen seit Jahren das Vorkommen dieser Substanz PFT und vieler anderer gefährlicher Stoffe (Pestizide, Medikamente, Psychopharmaka, Hormone, Röntgenkontrastmittel, Flammschutzmittel u.a.) im Rohwasser, das sie zur Trinkwasseraufbereitung verwenden.
Ein Durchbruch von perflourierten organischen Tensiden vom Rohwasser ins Trinkwasser wurde in den letzten 5 Jahren nicht beobachtet, weil alle Wasserwerke am Rhein über eine Trinkwasseraufbereitung nach Stand der Technik verfügen, die solche Substanzen bei der Aufbereitung zu 100 % zurückhalten.“

Meine Frage dazu:
Wenn bekannt ist, dass diese Wasserwerke seit Jahren das Vorkommen von PFT verfolgen, dann stellt sich die Frage, warum wurde nur am Rhein nach PFT gesucht und nicht an der Ruhr?

Dabei gebe ich dann zu bedenken, dass es in NRW nicht nur den Rhein und die Ruhr gibt, vielleicht hätten die anderen Gewässer auch untersucht werden sollen?

Weiter würde mich die angegebene Tatsache interessieren „Ein Durchbruch von perflourierten organischen Tensiden vom Rohwasser ins Trinkwasser wurde in den letzten 5 Jahren nicht beobachtet…“
Gab es vor 6 oder 7 oder in anderen Jahren ein Durchbruch von PFT vom Rohwasser ins Trinkwasser am Rhein?

Frage 4:

Wieso ist die Filtertechnik zwischen Rhein und Ruhr so unterschiedlich?

Welche Technik z.B. ein KfZ Hersteller einsetzt um die angegebenen Grenzwerte einzuhalten ist egal, er muss nur die Grenzwerte einhalten. Wie hoch waren die Grenzwerte für PFT am Rhein bzw. an der Ruhr?

Frage 5:

Zitat aus den ‚Grünen Gedanken’ (Seite 2, unten):

„Die bekannte absolut unzureichende Trinkwasseraufbereitung war der Grund dafür, dass die Universität Bonn bei der Rheineinzugsgebietsweiten Untersuchung das Trinkwasser nur im Einzugsgebiet des Rhein­nebenflusses Ruhr auf PFT untersuchte.“

Bei der Diskussionsveranstaltung, zum Thema PFT im Trinkwasser, am 03.07.2006 im Rathaus von Neheim, hat der Prof. Dr. Exner die Gründe für die durchgeführten Untersuchungen an der Ruhr ziemlich anders dargestellt.

An dieser Veranstaltung haben ja auch Sie teilgenommen und so bin ich dann doch etwas verwundert hier unterschiedliche Gründe für die Untersuchung zu lesen.

Weshalb wurde das Ruhrwasser nun untersucht, weil

sehr viel PFT an der Ruhrmündung gemessen wurde, oder wegen

unzureichende Trinkwasseraufbereitung?

Frage 6:

Zitat aus den ‚Grünen Gedanken’ (Seite 3, unten):

„Das Vorkommen dieser Substanzfamilie in Oberflächengewässer, in dem geografisch großen Gebiet am Rhein macht deutlich, dass es sich bei dieser Verschmutzung nicht um eine lokale Quelle handeln kann.“

Zitat aus dem ‚taz Interview’:

„Die bisherigen Ermittlungsergebnisse zeigen, dass hier jemand kriminell Industrieabfälle entsorgt hat.“

Das sind zwei sehr widersprüchliche Angaben, welche ist korrekt?

Die Staatsanwaltschaft geht auch von krimineller Energie aus, dann würde ich aber von einer Bundestagsabgeordneten erwarten, dass das was von Ihrem Büro in Umlauf gebracht wird auch entsprechend geprüft wird.

Ich frage mich also, handelt es sich um eine lokale Quelle zur PFT Verschmutzung oder nicht?

Frage 7:

Zitat aus den ‚Grünen Gedanken’ (Seite 4, oben):

„Ein Streit mit einem Düngeraufbereiter kann aus dem Lehnstuhl gefahren werden.“

Wenn das so einfach ist, warum ist dann nicht schon längst was passiert??

Wieso ist dann die Bioabfallverordnung nicht überarbeitet worden, schließlich war dazu 7 Jahre unter Rot-Grün Zeit?

Frage 8:

Wieso wird in den ‚Grünen Gedanken’ die Klärschlammproblematik so ausführlich dargestellt?

PFT kann nicht über eine Kläranlage ausgeschieden werden. Wenn das ging, dann hätten wir die Problematik nicht. Demnach kann PFT auch nicht in die Klärschlämme gelangen, weshalb also Seitenweise Infos über Klärschlämme?

Diese lange Ausführung zu Klärschlämmen führt zur nächsten Frage.

Frage 9:

Wurde PFT in NRW in Klärschlämmen gefunden?

Frage 10:

Zitat aus den ‚Grünen Gedanken’ (Seite 6, mitte):

„Für den Bereich der Ruhr wurde eine weitere spezielle Untersuchung für eine spezielle Stoffgruppe die „Flammschutzmittel“ durchgeführt.“

Wieso wurde die Ruhr nur auf Flammschutzmittel untersucht? Wenn seit 5 Jahren die Wasserwerke am Rhein nach PFT suchen, wieso wurde an der Ruhr nicht nach PFT gesucht?

Frage 11:

Zitat aus den ‚Grünen Gedanken’ (Seite 6, unten):

„Dies hat letztlich dazu geführt, dass in der Novelle des Landeswassergesetzes zum ersten Mal festgeschrieben wurde, dass die Wasserversorger nachzuweisen haben, falls sie gefährliche Stoffe in dem aufzubereitenden Rohwasser nachweisen, dass sie dieses auch mit technischen Verfahren zu 100% wieder eliminieren.“

Verstehe ich das richtig, die Wasserwerke müssen untersuchen und wenn die Wasserwerke etwas gefährliches entdecken, dann müssen Sie handeln? Wer gibt den Wasserwerken die Vorgaben wonach sie suchen müssen, ab wann ist eine Konzentration gefährlich?

Das führt dann wieder zu der Frage, wieso wird das Rheinwasser seit Jahren auf PFT untersucht und die Ruhr bzw. die anderen Gewässer nicht?

Wenn diese Tatsache bekannt war, dann frage ich mich als Außenstehender „Weshalb geben die Wasserwerke am Rhein Geld für etwas aus (PFT Untersuchungen), was sie eigentlich gar nicht untersuchen müssen?

Ist aus dem betriebswirtschaftlichen Standpunkt äußerst unsinnig! Was ist da passiert, weshalb gibt jemand Geld aus, wenn er nicht muss? Welcher Hintergrund besteht da?

Frage 12:

Zitat aus den ‚Grünen Gedanken’ (Seite 7, oben):

„Wenn, obwohl man alle Möglichkeiten vor Ort hat, nichts unternommen wurde, dann ist dieses in Sachlichkeit zu begründen. Es hilft aber nichts, Untätigkeit vor Ort mit Nebelkerzen zu kaschieren. Weiter stellt sich die Frage, warum auf die Hinweise und vielen Vorlagen aus Düsseldorf zu Problematik der Schlämme und Empfehlung welche Stoffe in die Kompostanlagen gehören und welche nicht, überhaupt nichts passiert ist.“

Was hat dieser Absatz mit dem Problem PFT zu tun? Das Unternehmen GW Umwelt liegt nicht im HSK sondern bei Paderborn, da haben also die Mitglieder vor Ort gar keine Einflussmöglichkeit.
Ich verstehe diesen Absatz und die darin enthaltenen Angriffe nicht und frage mich weshalb das so an alle KV in NRW verschickt wurde?

Frage 13:

Zitat aus den ‚Grünen Gedanken’ (Seite 7, mitte und unten):

„Am Ende bleibt die Frage, warum ausgerechnet der Verharmlosungsstrategie von Gelsenwasser Vorschub geleistet wird, die nur ein Interesse an Gewinnmaximierung aber nicht am gesunden Trinkwasser haben. Es ist schon merkwürdig, dass Gelsenwasser als einzige Reaktion auf das PFT – Problem im Trinkwasser die Belastung der Ackerflächen als Ursache wie ein Kaninchen aus dem Hut zog und einzelne versprengte individuell arbeitende GRÜNE dann auf dieser ausgelegten „Leimroute“ sich verlustieren.
Die ernsthafte Untersuchung durch die Wissenschaftler der Uni Bonn hat sich auf das Trinkwasser in der Ruhr konzentriert und auf das große Problem der Trinkwasser-Vergiftung hingewiesen. Da sie das Vorkommen im gesamten Rheineinzugsgebiet untersucht haben, lag für sie auf der Hand, dass es keine Punktquelle für diese großflächige Umweltverschmutzung gibt.“

Was haben Sie als ehemalige Ministerin bzw. jetzige Bundestagsabgeordnete gegen Gelsenwasser? Ich kenne Gelsenwasser nicht und bin da auch nicht angestellt. Es wundert mich nur das hier gegen Gelsenwasser argumentiert wird?

Dazu wundert wird das Sie in Ihrem Interview von „Die bisherigen Ermittlungsergebnisse zeigen, dass hier jemand kriminell Industrieabfälle entsorgt hat.“ Sprechen aber in der Veröffentlichung ‚Grüne Gedanken’ von einer „Leimroute“ gesprochen wird.

Die Außenwirkung, dieser unterschiedlichen Aussagen, ist auf einen aufmerksamen Leser verheerend!

Was ist den nun richtig??

Genauso die Angabe in den ‚Grünen Gedanken’ es handelt sich um keine Punktquelle sondern um eine großflächige Umweltverschmutzung. Diese Aussage steht ebenfalls im Widerspruch zu Ihrer Aussage im ‚taz Interview’.

Deshalb noch mal die Frage,

‚Was ist den nun richtig??’

Frage 14:

Zitat aus den ‚Grünen Gedanken’ (Seite 7, unten):

„Die Untersuchung war für jeden ernsthaften umweltbewussten Menschen als Druck an die Wasserversorger zu verstehen.“

Der letzte Satz auf der Seite 7 führt mich dann zu meiner letzten Frage, stehen Sie dahinter das nur Druck auf die Wasserversorger aufgebaut werden sollte und nicht nur auf die Kompostierwerke, Bodenmischwerke, Kläranlagenbetreiber usw.?

Mir sind diese ‚Grünen Gedanken’ teilweise sehr ungenau, es werden zu viele unterschiedliche Themenbereiche gemischt, mal Wasser dann Kompost und dann Klärschlämme, so dass eine sachliche Information meines Erachtens damit nicht erfolgt ist.

Ich verstehe also nicht weshalb Sie als ehemalige Ministerin bzw. jetzige Bundestagsabgeordnete so ein Schreiben verbreiten das so viele Fragen aufwirft?

In den Augen eines Technikers ist diese Schreiben teilweise sehr ungenau und teilweise wird Versucht durch so viele Informationen das eigentliche Problem zu verdecken.

Der letzte Punkt betrifft die angegeben Quellen in den ‚Grünen Gedanken’, können Sie mir diese Quellen per Mail zusenden, da ich die angegeben Seiten doch mal studieren möchte.

Mit freundlichen Grüßen

W.

  • Antwort von Bärbel Höhn

Bärbel Höhn
Mitglied des Deutschen Bundestages
Herrn W.
– Per Mail –
Berlin, den 17.10.2006
Sehr geehrter Herr W.,
vielen Dank für Ihre E-Mail vom 24. September. Ich will nicht verhehlen, dass der Stil Ihrer
E-Mail ungewöhnlich ist. Wenn Sie Ihre E-Mail an mich als Mitglied der eigenen Partei
gleich mit polemischen Spitzen beginnen, fällt es schwer zu glauben, es ginge Ihnen nur um
die Sache. Aber was Sie auch immer aus welchen Gründen auch immer gegen mich haben
sollten, es soll einer sachlichen Klärung Ihrer Fragen nicht im Wege stehen. Ich möchte Sie
daher darauf hinweisen, dass die Grünen in Meschede Mitte November eine Veranstaltung
mit mir zum Thema PFT planen. Wenn Sie zu der Veranstaltung kommen, können wir dort
uber alles sachlich diskutieren. Ich habe bereits im Juli eine ähnliche Veranstaltung mir den
Grünen in Arnsberg gemacht, die nicht nur gut urid in der Sache konstruktiv war, sondern
auch auf große Resonanz in der Bevölkerung gestoßen ist. Die Einladung zu der Mescheder
Veranstaltung leitet mein ßüro gerne an Sie weiter, sobald sie vorliegt.
Mit freundlichen Grüßen

Ihre
Bärbel Höhn

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