“Lösung um jeden Preis”
Heute gibt es ein auf diesen Seiten seltenes Ereignis: Wir veröffentlichen einen Antrag der FDP-Fraktion komplett. Denn am Wochenende hat diese Fraktion ihre bisherige Haltung zum Sauerlandmuseum aufgegeben und beim Landrat einen Änderungsantrag zur Drucksache 9/225 eingebracht, mit dem nun der Verzicht auf den riskanten Erweiterungsbau gefordert wird. Morgen (am 28.04.) soll im Kreistag über diesen Erweiterungsbau zum Sauerlandmuseum abgestimmt werden. Die SBL-Fraktion hat auf ihrer Fraktionssitzung am 27.04. beschlossen, zu diesem Tagesordnungspunkt den Antrag der FDP zu unterstützen. Nachdem ursprünglich nur die SBL das Projekt abgelehnt hat, sind nun schon die Vertreter von 4 Fraktionen/Parteien im Kreistag nicht mit der aktuellen Planung einverstanden: SBL, Linke, Pirat, FDP. Wenn jede Parteil/Wählergruppe genau eine Stimme hätte, wäre der Neubau mit mindestens 4:3 Stimmen im Steilhang am Landsberger Hof begraben…
“1. Verzicht auf die Neubauplanung – Hangbebauung und Konzentration auf den Ausbau innerhalb des Baubestandes
Begründung:
Die Idee eines neuen Museums- und Kulturforums Südwestfalen war insgesamt ansprechend. Ein Neubau nach langjähriger Planungsphase verbunden mit einem Architektenwettbewerb, einhergehenden Betriebs- und Nutzungskonzepten schien möglich.
Sie scheiterte an den örtlichen Gegebenheiten.
Die jetzt verfolgte Museums- und Kulturforumsplanung erfüllt die anspruchsvolle Aufgabenstellung nicht mehr.
Sie hat den Charakter einer Lösung um jeden Preis.
Im Einzelnen:
Baukonzeption
Die bisherige Planung ging aus einem langjährigen Wettbewerb hervor. Der jetzige Entwurf wird nach zwei ersten, verworfenen Entwürfen als “verbesserungswürdig” bezeichnet, gleichzeitg als alternativlos zur Entscheidung gestellt. Es bleibt unbekannt, welche “Feinplanung” dieser Entwurf noch ermöglicht, um Akzeptanz zu finden.
Finanzielle Risiken
Gegenstand der Beschlussfassung im Kreistag am 21.06.2013 war ein erforderliches Finanzvolumen von 11,5 Millionen €. Schon jetzt wird ein Finanzvolumen von mindestens 12.7 Millionen € vorgeschlagen, weitere Kostenrisiken nicht eingeplant.
Ausstellungskonzeption
Nach bisherigen Planungen war für den Neubau eine Ausstellungsfläche von 740 qm vorgesehen, aufgeteilt in drei Ebenen. Der nun vorgegebene Kostenrahmen erlaubt nur noch 533 qm, wobei die Fläche von 56 qm im 2. Untergeschoss sich ausstellungsmäßig nur in geringem Umfang nutzen lässt, mehr der baulichen Erschließung dient bzw. die zur Verfügung stehend Ausstellungsfläche positiv auf über 500 qm hebt.
Anspruch war, Zitat aus der Projektbeschreibung: “ein hochwertiges Zentrum populärer kunst- und kulturgeschichtlicher Wechselausstellungen und Kulturveranstaltungen” zu schaffen, die nach Betriebskostenrechnung jährlich rund 50 000 Besucher anziehen sollen.
Ausstellungen, Ausstellungsmöglichkeiten und Besucherzahlen stehen für uns in einem unmittelbaren Zusammenhang. Eine Reduzierung um rund ein Drittel schränkt diese Möglichkeiten und Erwartungen erheblich ein.
Betriebskosten
Bereits bei der Beschlussfassung 2013 wurden jährliche Betriebskosten von rund einer Million € genannt. Dies sind ständige jährliche Belastungen im Aufgabenbereich “freiwillige Leistungen”. Ob Besucherzahlen in der genannten Größenordnung zu erzielen sind, bleibt dahingestellt. Vermietungschancen für den sogenannten Multifuktionsraum werden aufgrund der bereits jetzt eingeschränkten Ausstellungsfläche nicht mehr gesehen.
2. Erhöhung Gesamtbudget bzw. der Reserve von 400 000 € auf 800 000 €
Begründung:
Das Projekt “Museums- und Kulturforum Südwestfalen” befindet sich in noch in der Entwurfsplanung. Bereits öffentlich bekundet ist, dass noch Feinplanungen erforderlich sind, insbesondere was die äußere Gestaltung angeht. Schon bei der Vorstellung des jetzt favorisierten Vorschlages wies der projektführende Architekt darauf hin, dass man sich vor einem grundsätzlichen Neuanfang befinde und dass er eine Budgetreserve von ca. 20 % für erforderlich halte. Bei einer geschätzten Kostenhöhe von ca. 4,5 Millionen € für den zur Entscheidung gestellten Neubau wären die genannten 800 000 € eine realistische Annahme.
3. Namentliche Abstimmung
Begründung:
Die große Bedeutung des Vorhabens und seine hohe Bindung von Finanzmitteln erfordern ein öffentiches Bekenntnis, welches durch namentliche Abstimmung sichtbar gemacht werden soll.