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Neuregelung des hausärztlichen Notdienstes – Dürftige Antwort und schleppender Start

By admin at 12:29 pm on Thursday, February 3, 2011

In den letzten Wochen berichteten die Zeitungen häufig über die Neuregelung des Kassenärztlichen Notdienstes, die am 01.02. in Kraft getreten ist. Mal klang das Resümee eher positiv, mal wurden kritische Aussagen veröffentlicht. Fest steht, die Bedingungen ändern sich, sowohl für Patienten, wie für Ärzte. Zudem bringt die „Reform“ erhebliche zusätzliche Kosten mit sich, für Patienten wie für Ärzte.

In einem Antrag an den Landrat vom 09.01.2011 listete Reinhard Loos von der Sauerländer Bürgerliste (SBL) etliche Nachteile auf, die sich bei der bevorstehenden Änderung des hausärztlichen Notdienstes ergeben, und beantragte gleichzeitig für die nächste Sitzung des Gesundheits- und Sozialausschusses den Tagesordnungspunkt „Sachstandsbericht zur Neuregelung des hausärztlichen Notdienstes im HSK“.

Der Landrat antwortete mit Schreiben vom 21.01.2011. Er erläuterte zunächst die formalen und rechtlichen Hintergründe und wies darauf hin, dass die Vertreterversammlung der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen Lippe (KVWL) am 11.11.2009 die „Gemeinsame Notdienstordnung“ mehrheitlich beschlossen hätte, ebenso wie die Kammerversammlung der Ärztekammer Westfalen Lippe (am 16.01.2010). Ansonsten stellte der Landrat umfangreich dar, er habe sich als Landrat des Hochsauerlandkreises schon früh mit diesem Thema gemeinsam mit der KVWL auseinandergesetzt. Die Planungen der KVWL hätten primär lediglich maximal 3 Notfalldienst-Standorte im HSK vorgesehen. Durch seine intensiven Bemühungen sei es ihm gelungen, letztendlich 6 Notfalldienststandorte für den HSK zu sichern. Sowohl er als Landrat, als auch die Leitung des Gesundheitsamtes, würden auch weiterhin diesen Prozess eng begleiten und den Dialog mit den Entscheidungsträgern der KVWL fortsetzen.

Auf die von Reinhard Loos aufgelisteten zu erwartenden Probleme geht Dr. Schneider in seinem Schreiben nicht ein. Das SBL-Kreistagsmitglied kritisierte u.a. die nicht unerheblichen Mehrkosten, die dieses System mit sich bringt. Bezugnehmend auf die finanziellen Gesichtspunkte der „Reform“ hatte Loos geschrieben:

„Für die Patienten entstehen zusätzliche Kosten durch erhöhte Fahrtstrecken. Außerdem nimmt die Wahrscheinlichkeit, im Notdienst auf seinen Hausarzt zu treffen, deutlich ab, so dass zusätzliche Praxisgebühren anfallen. Das System führt zu erheblichen Mehrkosten, da ab Februar das Call-Center in Duisburg, mindestens 68 Fahrzeuge für den sog. Fahrdienst, deren Fahrer, zusätzliche Notfallpraxen nebst Personal u.a. bezahlt werden müssen. Diese Kosten sind letztlich von den Beitragszahlern und den Ärzten aufzubringen. Besondere zusätzliche Kosten entstehen im Notdienstbezirk Brilon/Lippstadt/Warstein, weil in Lippstadt zwei Notdienstpraxen eingerichtet werden, von denen jeweils nur eine benötigt wird. Der Dienstort alterniert im monatlichen Wechsel zwischen dem Evangelischen Krankenhaus und dem Dreifaltigkeits-Hospital. Die neu eingerichtete 01805-Telefonnummer der zentralen Arztrufzentrale in Duisburg ist für die Patienten mit Kosten verbunden, die vor allem für finanziell schlecht ausgestattete Patienten eine erhebliche Belastung darstellen können.“

Für die Patienten würed die freie Arztwahl eingeschränkt, denn die Namen der jeweils diensthabenden Ärzte würden von der KV geheim gehalten. Der Einsatz orstunkundiger Ärzte brächte den Nachteil, dass diese nicht über die ortsnah vorhandenen Fachärzte und Weiterbehandlungsmöglichkeiten informiert seien.

Der vom Kreistagsmitglied Reinhard Loos beantragte „Sachstandsbericht zur Neuregelung des hausärztlichen Notdienstes im HSK“ soll nach dem Willen der Verwaltung nicht auf die Tagesordnung der nächsten Sitzung des Gesundheits- und Sozialausschusses gesetzt werden.

Dabei verlief der Start des neuen Systems sehr schlecht. Die SBL hat am Abend des 01.02. eine Notdienstpraxis in einem Krankenhaus besucht. Dort standen zwar mehrere PCs und 4 Bildschirme herum, aber nichts davon war betriebsbereit. Rezepte oder Überweisungen zu drucken, war nicht möglich. Eine Ärztin mit einer Stunde Anfahrtszeit von ihrem Praxisort und die Helferin saßen 4 Stunden in der Notdienstpraxis im Krankenhaus, um in dieser Zeit einen einzigen Patienten zu behandeln. Die Notdienstzentrale in Duisburg war für die Notdienstpraxis nicht erreichbar, weil dort niemand ans Telefon ging. Die Helferin kannte das Abrechnungssystem nicht. Die Anweisungen für die Dienstzeiten waren widersprüchlich. Untersuchungsgeräte wie EKG oder Ultraschall waren nicht vorhanden. Es kann nur besser werden…

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February 4, 2011 @ 8:37 pm

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