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CDU verhindert Abwahl von Bürgermeister-Stellvertretern

By admin at 9:52 am on Friday, April 13, 2007

Es brodelt gewaltig im Nachbarkreis Paderborn. In Altenbeken wollte der Bürgermeister sich von seinen beiden Stellvertretern (aus CDU und SPD) trennen. Beiden waren erhebliche Affären nachgewiesen worden, die sie nach Meinung des Bürgermeisters und vieler Bürgerinnen und Bürger für die herausgehobene Position des stellvertretenden Bürgermeisters nicht tragbar machten. Der Bürgermeister hatte daher für den 17. und 19. April Sondersitzungen des Altenbekener Rates angegsetzt, um die Abwahl durchzuführen. Dafür wäre eine Zwei-Drittel-Mehrheit notwendig. Während die SPD-Fraktion mitzieht, hat jetzt die CDU-Fraktion abgewunken. Sie möchte ihre Bürgermeister-Stellvertreterin im Amt halten. Also blieb dem Altenbekener Bürgermeister nichts anderes übrig, als die Sondersitzungen des Rates wieder abzusagen.
Der folgende Bericht aus der NW dokumentiert bemerkenswerten kommunalpolitischen CDU-Filz:

Zwei stellvertretende Bürgermeister sollen nach Affären ihren Hut nehmen
VON HUBERTUS GÄRTNER

Soll zurücktreten
Altenbeken. Hans Jürgen Wessels (51) hat einen schweren Stand. Er ist der einzige Bürgermeister im Hochstift Paderborn, der ein SPD-Parteibuch in der Tasche trägt. Früher war der gebürtige Bielefelder als Polizeibeamter tätig. Bei den Kommunalwahlen im Jahr 1999 wählte man ihn dann überraschend zum Bürgermeister der Gemeinde Altenbeken, wo er gegen eine CDU-Mehrheit regieren musste.”Es geht jetzt darum, die Würde des Amtes zu erhalten”, sagt Wessels. Er sitzt in seinem kleinen Büro im Altenbekener Rathaus, trägt ein graues Sakko und eine schwarz-gemusterte Krawatte. Draußen scheint die Frühlingssonne und es zwitschern muntere Vögel. “Was bleibt eigentlich übrig?” So fragt Wessels und sein Blick geht dabei ein wenig ängstlich ins Leere. Weil seine beiden Stellvertreter, Dagmar Kleinemeier (CDU) und Alfons Schreckenberg (SPD), in Alkohol- und Umweltaffären verwickelt sind, kommt Wessels in diesen Tagen kaum noch zur Ruhe. Sogar ein großes Boulevardblatt hat in dem stillen Ort Altenbeken einen “Politskandal” ausgemacht.
Von seinen beiden Stellvertretern sei er “persönlich enttäuscht” sagt Wessels. “Ich erwarte, dass sie selbst die Konsequenzen ziehen und von ihren Ämtern zurücktreten”. Schreckenberg und Kleinemeier haben dazu noch knapp drei Wochen Zeit. Ansonsten kommt am 17. und 19. April der Altenbekener Rat zu zwei Sondersitzungen zusammen; mit einer Zweidrittelmehrheit könnte er die beiden stellvertretenden Bürgermeister in die Wüste schicken. Schreckenberg erbat sich ein paar Tage Bedenkzeit. Kleinemeier freut sich, dass die CDU-Fraktion “trotz eines schweren Fehlers” weiterhin zu ihr hält.

Umweltverschmutzung und mit 2,1 Promille im Dienst
Soll zurücktreten

Wie berichtet, haben sie sich die Beiden ziemlich daneben benommen. Schreckenberg (63), ehemaliger Konrektor an der Altenbekener Hauptschule, entsorgte 400 mutmaßlich asbesthaltige Eternitplatten illegal in der Landschaft, Kleinemeier (57) saß um die Mittagszeit im Dienst mit 2,1 Promille am Steuer. In volltrunkenem Zustand fuhr sie im April vergangenen Jahres in Altenbeken in der Nähe einer Schule ein Verkehrzeichen platt – und ergriff die Flucht. Weil ihr Nummernschild am Unfallort zurückblieb wurde Kleinemeier überführt. Sie musste 1.750 Euro Strafe zahlen, der Führerschein wurde eingezogen. “Mit Politik hat das nichts zu tun”, befand Kleinemeier noch vor wenigen Tagen.

Da ist Bürgermeister Wessels ganz anderer Meinung. Als Ex-Polizist hält er 2,1 Promille im Dienst für nicht tolerabel. So könne Kleinemeier als stellvertretende Bürgermeisterin kein Vorbild mehr abgeben.

“Das Image Altenbekens könnte zerstört werden”

Ein Altenbekener Bürger hatte Wessels Ende Februar schriftlich über den Umweltfrevel des stellvertretenden Bürgermeisters Alfons Schreckenberg informiert und dabei das Wort “Asbest” noch mit “p” geschrieben. Wessels machte die heiklen Angelegenheiten im Rat publik. Er fürchtet, dass nun “eine kleine Gruppe” das mühsam aufpolierte Image Altenbekens zerstören könnte.

Ähnlich sieht es auch Carsten Hormes (48). Er hatte in den vergangenen Jahren nicht nur alle Kabarettgrößen der Republik ins Altenbekener Eggemuseum gelockt, sondern mit seinem “KulturBüro OWL” auch die 150-Jahr-Feier des Altenbekener Viadukts veranstaltet. Mehr als 100.000 Eisenbahnfreunde besuchten Altenbeken. Das Viadukt-Fest ist seither ein jährlicher Höhepunkt in der Gemeinde.

“Man denkt, man wohnt in Schilda”

“Warum geben die beiden stellvertretenden Bürgermeister nicht auf? Wie können die das bloß aushalten?” So fragt Hormes und breitet seine Arme waagerecht aus. Der Kulturmacher in der schwarzen Lederjacke ist richtig sauer, dass Altenbeken nun wegen Verfehlungen Einzelner von den Medien kollektiv in die Mangel genommen wird. “Man denkt, man wohnt in Schilda”, sagt Hormes’ Pressesprecherin Heike Haase.

“Die Leute hier sind wegen der beiden Affären nicht erschüttert, sondern sie lachen darüber, wie man so blöde sein kann”, sagt Ingo Klüter (39), der in Altenbeken die legendäre Bahnhofsgaststätte betreibt. So wie die Verkäuferin Inge Meier (58) beispielsweise, die über Kleinemeiers Trunkenheitsfahrt und Schreckenbergs Umweltfrevel angeblich “schon seit einem Jahr” genau Bescheid weiß. “Das war doch schon Thema im Karneval”, sagt Meier.

Zart amüsiert zeigt sich auch der Wirt Klüter. “Ich duze Alfons Schreckenberg. Er ist mein Mathe-Lehrer gewesen”, sagt Klüter. Er will Schreckenberg trotzdem in die Mangel nehmen und ihm direkt ins Gesicht sagen, dass die illegale Entsorgung der Eternitplatten “eine beknackte Aktion” war. Genosse Schreckenberg, der zuletzt öffentlich gegen eine geplante Müllverbrennungsanlage in Paderborn opponierte, hat die Eternitplatten inzwischen korrekt beseitigt, doch einige seiner Charakterzüge werden auch noch mit einer anderen Geschichte belegt: Vor drei Jahren fuhr Schreckenberg mit einer großen Anhänger-Ladung voll Grünabfall zum städtischen Bauhof in Altenbeken. Um dort ein paar Euro Gebühren zu sparen, lud er den Abfall sukzessive in seine Schubkarre um. Die Entsorgung kleiner Mengen war kostenlos.

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