Weniger Einwohner bedeutet für die Gemeinden weniger Geld vom Land
Gestern haben das Statistische Bundesamt und die Statistischen Landesämter die ersten Ergebnisse des Zensus 2011 bekannt gegeben, und zwar die Einwohnerzahlen zum Zensusstichtag am 9. Mai 2011 und zum Jahresende 2011. Sie werden dazu beitragen, die Grundlagen der Bevölkerungsstatistik und der davon abgeleiteten Planen, z.B. für Infrastruktur, deutlich zu verbessern. Die letzten Volkszählungen in Deutschland fanden in den Jahren 1981 (Ost) und 1987 (West) statt. Seitdem haben sich viele Fehler in den Melderegistern eingeschlichen, vor allem durch unterlassene Abmeldungen bei Wegzügen und nicht registrierte Sterbefälle.
Es wird auch erhebliche Auswirkungen auf die kommunalen Finanzen geben. Z.B. beträgt der finanzielle „Wert“ eines Einwohners für die Gemeinden in NRW, die Schlüsselzuweisungen erhalten, durchschnittlich etwa 1.900 Euro. Die Gemeinden werden im Juli Bescheide des Statistischen Landesamtes über ihre amtlich festgestellte Einwohnerzahl haben. Veränderungen gegenüber den bisherigen amtlichen Daten werden erhebliche Auswirkungen auf die Gemeindedaten haben.
Zu bedenken ist allerdings, dass es sich beim Zensus 2011 nicht um eine Volkszählung handelt. Nur in Gemeinden bis zu 10.000 Einwohnern wurden potenzielle Melderegisterfehler mittels geeigneter Prüfschritte gezielt identifiziert. In Gemeinden ab 10.000 Einwohnern erfolgte nur für eine Stichprobe von ca. 10% der Haushalte ein Vergleich mit den Melderegisterdaten. Nur diese Stichprobe konnten so Über- und Untererfassungen ermittelt werden. Die Ergebnisse der Haushaltsstichprobe wurden dann für die gesamte Gemeinde hochgerechnet. Für einen großen Teil der Gemeinden enthält der Zensus also Berechnungen und Schätzungen. Die so ermittelten Einwohnerzahlen sind sicherlich wesentlich genauer als die bisher bekannten Daten, aber nicht exakt.
In vielen großen Städten liegen die nun festgestellten Einwohnerzahlen erheblich unter den bisher bekannten “amtlichen” Daten. Besonders hohe Abweichungen gab es z.B. in Berlin (-179.000), Hamburg (-83.000), Aachen (-22.000) und Bonn (-20.000). Alle hier genannten Daten beziehen sich auf den 31.12.2011.
In Südwestfalen gab es keine so hohen Abweichungen. Die Einwohnerzahl des HSK am Jahresende 2011 verringerte sich nur um 46 und wird nun mit 265.199 angegeben. Andere Medien haben leider schlecht recherchiert und meldeten fälschlicherweise einen Bevölkerungszuwachs…
Grottenschlecht war – mal wieder – die journalistisceh Qualität Meldung von Radio Sauerland: “Laut der aktuellen Volkszählung hat der HSK rund 267.000 Einwohner… Ende der 80er waren es noch rund 6000 weniger.” Es ist schon sehr merkwürdig, wenn nun die Bevölkerungszahl des Jahres 2011 nun mit den Zahlen der Jahre 1985 bis 1988, also vor der “Wende” verglichen wird, als im Kreisgebiet ca. 250.000 Einwohner mit Hauptwohnsitz gemeldet waren. Dabei wird “übersehen” wird, dass der HSK 1996 und 1997 jeweils ca. 284.400 Einwohner hatte, also fast 20.000 mehr als Ende des Jahres 2011…
Unter den 12 kreisangehörigen Gemeinden wird für 7 ein Anstieg der “amtlichen” Bevölkerungszahl gemeldet. Den höchsten relativen Anstieg können Beszwig mit 2,9% und Hallenberg mit 2,3% verzeichnen. Die anderen 5 Gemeinden haben nun eine geringere Einwohnerzahl, am stärksten in Brilon und Marsberg (je -1,4%) sowie in Winterberg (-3,6%).
In den Nachbarkreisen fallen vor allem die Veränderungen in den Kreisen Soest (-7.148 Einwohner) und Unna (-14.647 Einwohner) auf. Die Entwicklung im Kreis Unna wird zur Hälfte durch die Stadt Unna bestimmt, deren Einwohnerzahl nun mit 59.145 statt bisher mit 66.202 festgestellt wird. Ähnliche Ergebnisse gab es auch in anderen Gemeinden mit Flüchtlingsaufnahmelagern. Hier entsteht eine sehr hohe Zahl von Zu- und Fortzügen, und nicht immer erfolgten Abmeldungen in der Stadt Unna, so dass die Einwohnerzahl nun um mehr als 7.000 nach unten korrigiert wurde. Der Stadtkämmerer wird über die 11% Rückgang nicht erfreut sein…
Die kompletten Ergebnisse und den Vergleich zu den bisherigen Daten gibt es hier.