Wie ist der Stand bei zukunftssicheren Mobilitätskonzepten im Hochsauerlandkreis?
Anfrage der SBL/FW und die Antwort der Kreisverwaltung
Auf Veränderungen frühzeitig reagieren
Wir wissen alle, dass sich der demografische Wandel in ländlichen Räumen wie dem Sauerland wahrscheinlich besonders gravierend auswirkt und weiterhin auswirken wird. Zu Recht stellt MdB Dirk Wiese auf seiner Homepage klar, dass wir für die Bewältigung der Veränderungen „realistische Bestandsaufnahmen, Weitsicht und pragmatische Schritte“ benötigen.
Neue Verkehrskonzepte
Dazu gehören sicherlich auch neue, zukunftssichere Mobilitätskonzepte, wie ein zeitlich und räumlich flexibler und für alle bezahlbarer ÖPNV.
Eine Möglichkeit, den ÖPNV wirtschaftlicher und flexibler zu gestalten, ist die Einführung von Rufbussen. Landkreise wie Lüchow-Dannenberg, Märkisch-Oderland und Unterallgäu haben anscheinend schon gute Erfahrungen mit den Rufbussen gemacht. Sinnvoll ist u.E. aber auch eine öffentliche Mitfahrzentrale, wie sie z.B. vom Landkreis Günzburg in Bayern unterstützt wird.
Beispiel
Ein interessantes Beispiel finden wir bei der Stadt Müncheburg in Brandenburg. Zusammen mit dem Landkreis und dem Amt Märkische Schweiz startete die Stadt im Dezember 2013 den „Patientenbus“ bzw. „Dienstagsbus“. Der Service richtet sich auch an Kranke und Be-hinderte. Er ist bietet die Möglichkeit, mit einem rollstuhlgerechten Kleinbus beispielsweise zu Arztbesuchen nach Buckow zu gelangen.
Klick:
http://www.lag-maerkische-seen.de/seite/151479/mobilit%C3%A4t.html
Was wurde aus „Mobil4You“?
Der Hochsauerlandkreis startete vor einigen Jahren gemeinsam mit dem Kreis Soest, der RLG Regionalverkehr Ruhr-Lippe GmbH und BRS Busverkehr Ruhr-Sieg GmbH das Regionale-Projekt „Mobil4You“, zu dessen Konzept z.B. neben „Mobilitätspaten“ auch neue Fahrplanrouten und Haltewunschtasten an abseits der Buslinien gelegener Haltestellen gehören. Zu den Referenzräumen von „Mobil4You“ zählen in unserem Kreisgebiet die Städte Sundern, Schmallenberg und Winterberg/Medebach. Mit diesem flexiblen und nach Auskunft der RLG teils sehr erfolgreich laufenden Angeboten werden aber leider nur wenige Räume im Sauerland abgedeckt, wie z.B. innerstädtische Kurzstrecken in Winterberg und Medebach.
Anfrage der SBL/FW vom 10.02.2015
In diesem Zusammenhang bat der Fraktionsvorsitzende der Kreistagsfraktion Sauerländer Bürgerliste (SBL/FW), Reinhard Loos, den Landrat um die Beantwortung folgender Fragen:
• Gibt es Überlegungen, das Projekt „Mobil4You“ auf den gesamten HSK auszuweiten? Wenn nein, warum nicht?
• Wenn ja, mit welchen Maßnahmen würde der HSK die flächendeckende Einführung von „Mobil4You“ unterstützen?
• Halten Sie – unabhängig von „Mobil4You“ oder zusätzlich – die flächendeckende Einführung von Rufbussen und/oder öffentlichen Mitfahrzentralen im Hochsauerlandkreis für sinnvoll und zeitnah umsetzbar? Wenn nein, warum nicht?
• Wenn ja, wie würden Sie die Einführung von Rufbussen und/oder öffentlichen Mitfahrzentralen im Hochsauerlandkreis vorantreiben und begleiten?
Antwort der Kreisverwaltung
Der Hochsauerlandkreis antwortete mit Schreiben vom 19.02.2015 folgendermaßen:
„Zu Frage 1:
Ziel des Modellprojektes ist es, in den Modellkommunen unterschiedliche ÖPNV-Projekte zu testen, die die Mobilität in der ländlichen Region erhalten bzw. verbessern.
Nach erfolgreicher Erprobung sollen ausgewählte Projekte in gesamten HSK umgesetzt werden. Um die notwendigen Erfahrungen zu sammeln und eine anschließende Erfolgskontrolle durchführen zu können ist ein Zeitraum von bis zu 4 Jahren eingeplant. Da noch nicht alle Projekte umgesetzt sind kann zu einem flächendeckenden Ausbau derzeit noch keine generelle Aussage getroffen werden.
Bei der Umsetzung des Teilprojektes MobilitätsPaten konnte eine Ausweitung bereits jetzt auf den gesamten Kreis umgesetzt werden, da es entsprechende Anfragen von Ehrenamtlichen gab und eine Ausweitung ohne einen erheblichen Mehraufwand möglich war. Mobili-tätsPaten gibt es aktuell in 11 der 12 HSK-Kommunen.
Zu Frage 2:
Der Hochsauerlandkreis würde eine flächendecke Einführung von Erfolg versprechenden Maßnahmen generell unterstützen. Wie und in welcher Form eine Unterstützung notwendig wird, ist von den einzelnen umzusetzenden Projekten abhängig.
Zu Frage 3 und 4:
Bedarfsgesteuerte Verkehre werden zu Zeiten und an Orten eingesetzt, in denen die Fahrgastnachfrage sehr gering ist. Analog zu einem Rufbus-System werden im Hochsauerlandkreis seit vielen Jahren TaxiBus-Linien betrieben.
Eine Einführung von Rufbus- bzw. TaxiBus-Systemen wird in der Praxis nur in Kombination mit dem klassischen Linienverkehr umgesetzt. In der mobil4you-Referenzkommune Schmallenberg wird der vorhandene Bürgerbus bedarfsgesteuert als „Anruf-BürgerBus” geplant. Ergebnisse sind abzuwarten.
Der Hochsauerlandkreis ist mit Abschluss der Kooperationsvereinbarung am 23.02.2011 dem Pendlernetz NRW beigetreten. Die Koordination erfolgt durch den Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR). Die damalige Online-Mitfahrervermittlung „Mitpendler.de” hat sich seit dem 31. Januar 2014 der Internetplattform „Pendlerportal” angeschlossen.
Eine bereits im Hochsauerlandkreis vorhandene Mitfahrzentrale ist am Berufskolleg Berliner Platz in Arnsberg in Betrieb. Es handelt sich hierbei um eine Initiative der Schule zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes und zur Verbesserung der Parkplatzsituation am Berufskolleg. Die Mitfahrzentrale ist unter http://berufskolleg-berlinerplatz.mifaz.de nutzbar.“
Sachstandsbericht „mobil4you“
Die Kreistagsfraktion Sauerländer Bürgerliste (SBL/FW) beabsichtigt, in den nächsten Tagen bei Landrat Dr. Schneider einen Sachstandsbericht zum Projekt „Mobil4you“ zu beantragen.