Staatssekretär Schink vor Untersuchungsausschuss Dr. Friedrich
aus: www.wdr.de
Schink sagte im Parlamentarischen Untersuchungsausschuss aus
Umwelt-Staatssekretär weist Vorwürfe zurück
Von Christina Hebel
Umwelt-Staatssekretär Schink hat die Verantwortung für Korruptionsermittlungen gegen einen fristlos entlassenen Abteilungsleiter seines Hauses bestritten. Auch dessen Kritik an der Vergabe von Aufträgen ohne Ausschreibung im Landesumweltamt sei nicht der Grund der Kündigung gewesen, vielmehr die Art des Mitarbeiters.
Anfangs, so Alexander Schink, sei die Zusammenarbeit mit dem damaligen Abteilungsleiter Harald Friedrich “sehr gut” gewesen. Anfangs, das ist die Zeit nach der Landtagswahl im Mai 2005, als Schwarz-Gelb die Landesregierung übernahm – und damit auch das Umweltministerium. Friedrich, Grüner und enger Vertrauter der ehemaligen Ministerin Bärbel Höhn (Grüne), hat damit neue Chefs, Eckhard Uhlenberg und seinen Staatssekretär Schink, beide CDU.
Dann aber seien im Laufe der Zeit “immer mehr Stückwerke” aufgetaucht, die das Vertrauensverhältnis zu Friedrich “stark erschüttert” und zur Kündigung geführt hätten, erläuterte Schink am Freitag (05.02.10) ausführlich im Parlamentarischen Untersuchungssausschuss des Landtags in Düsseldorf. Dieser soll auf Antrag von SPD und Grünen aufklären, ob die heutige schwarz-gelbe Landesregierung Einfluss auf die Korruptionsermittlungen gegen Friedrich ausgeübt hat.
Schink: Überrascht von der Verhaftung
Das bestreitet Schink: “Ich weise die Vorwürfe, Herrn Friedrich aus politischen Gründen gekündigt und mit Ermittlungen verfolgt zu haben, nachhaltig zurück.” Der ehemalige Abteilungsleiter war im Juni 2006 fristlos entlassen worden. Danach nahmen Staatsanwaltschaft und Polizei strafrechtliche Ermittlungen gegen Friedrich auf, im Mai 2008 saß er drei Wochen in Untersuchungshaft. Die Vorwürfe gegen Friedrich haben sich mittlerweile als haltlos erwiesen.
“Die Verhaftung von Herrn Friedrich hat mich außerordentlich überrascht. Ich dachte, die Ermittlungen seien im Sande verlaufen”, sagte Schink im Ausschuss. Der Staatssekretär betonte, dass es in seinem Haus keine Anweisung gegeben habe, “Dinge gegen Herrn Friedrich zu sammeln.” Zudem habe das Umweltministerium nur die Unterlagen dem Landeskriminalamt geschickt, die von dort “angefordert” worden seien.
111 Projekte vor Vergabe nicht ausgeschrieben
Der Umwelt-Staatssekretär wies am Freitag auch Friedrichs These zurück, wonach die eigene Entlassung und die Ermittlungen gegen ihn von den damaligen Missständen bei der Vergabe von Aufträgen im Landesumweltamt (heute LANUV) ablenken sollten.
111 Aufträge für Software-Programme mit einem Wert von jeweils über 10.000 Euro waren im Zeitraum 1999 bis 2005 “freihändig” vergeben, also nicht öffentlich ausgeschrieben, worden. Das belegen Unterlagen, die WDR.de vorliegen. Dabei kamen immer wieder die gleichen Unternehmen zum Zug – “widerrechtlich”, wie Friedrich moniert. Nach dem Landeshaushaltsrecht müssen Projekte, die mehr als 10.000 Euro kosten, ausgeschrieben werden.
Landesumweltamt “sehr eng” geführt
“Herr Friedrich hat zu Recht auf die freihändigen Vergaben bei den EDV-Vergaben hingewiesen”, sagte Schink in seiner Befragung im Landtag. Darüber habe es auch gemeinsame Gespräche gegeben. Er habe das LANUV angewiesen, bis zum 18. Februar einen Bericht über die Vergaben zu erstellen, sagte der Staatssekretär.
Nach seiner Darstellung habe Friedrich damals allerdings die Vergaben untersuchen lassen, ohne ihn und den damaligen Chef des Landesumweltamtes, Harald Irmer, zu informieren. Friedrich habe dessen Behörde “sehr eng” geführt. Er habe 2003 einen Erlass an das Amt herausgegeben, “der war in dem Haus als Knebelungserlass bekannt”, so Schink im Ausschuss. Danach habe in allen Fragen der Wasserwirtschaft, auch was EDV und Planung anging, Friedrich das letzte Wort gehabt. Auch über diesen Punkt habe Friedrich sein eigenes Haus nicht informiert. “Dies war und ist nicht Stil der Hausspitze”, so Schink.
Hausspitze nicht informiert
Als weiteres Beispiel für das “zerrüttete Verhältnis” nannte er die Vergabe eines Projektes zur Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie. Damit habe Friedrich ein Unternehmen beauftragt, obwohl zwei seiner Referatsleiter dem nicht zugestimmt hätten – und darüber ebenfalls nicht die Hausspitze informiert. Das alles seien Gründe gewesen, das Arbeitsverhältnis zu beenden.
Minister Uhlenberg wird als nächster gehört
Nicht so gut erinnern konnte sich Schink allerdings im Ausschuss, wann er Umweltminister Uhlenberg über Friedrichs Suspendierung vom Dienst genau informiert habe. “Das weiß ich nicht mehr, das ganze ist vier Jahre her”, sagte er auf Nachfragen. Am Montag (08.02.10) wird Uhlenberg als Zeuge im Ausschuss gehört.