Rheinische Post: Soziale FDP?
Kommentar in der Ausgabe vom 11.01.2006
Düsseldorf (ots) – Von Gerhard Voogt Die Kinder wurden in 300 Fällen von ihrem Vater sexuell missbraucht. Die älteste Tochter war gerade sieben jahre alt, als das Martyrium begann. Der Täter sitzt im Gefängnis die Opfer wurden nach Serbien abgeschoben. Zu Recht, sagt NRW-Innenminister Ingo Wolf. Er behauptet, eine Traumatisierung der Kinder sei nicht erkennbar gewesen.Die Betreuer der Familie Rustemi, die im sauerländischen Marsberg lebte, erklären das Gegenteil. Mutter und Kinder seien nachweislich in der psychiatrischen Ambulanz des örtlichen Landeskrankenhauses behandelt worden. Hat sich das Ministerium nicht umfassend informiert?
Nicht nur in Marsberg sind die Menschen empört. Über die Ausländerbehörde, die die Abschiebung für wichtiger hält als den Opferschutz. Und über die Landesregierung, die den inhumanen Akt für korrekt erklärt.
Die NRW-Liberalen haben sich vorgenommen, ihr soziales Profil im Jahr 2007 zu schärfen. Ingo Wolf, einziger FDP-Innenminister in Deutschland, hätte jetzt die Gelegenheit gehabt, den Worten Taten folgen zu lassen. Stattdessen gibt er den Technokraten – eine Rolle, die der ehemalige Jura-Nachhilfelehrer perfekt beherrscht. Soziale FDP? Muss Wolf noch üben.