Land sagt nein zum Gleis
Kein Zug in Sicht: Möglicherweise droht dem Rüthener Gleis der WLE im Möhnetal das Aus
RÜTHEN Ist der Zug auf dem Rüthener Gleis der WLE-Strecke Ende des Monats abgefahren? Fast sieht es nach dem Nein aus dem Verkehrsministerium so aus: Wie gestern bekannt wurde, habe Verkehrsminister Oliver Wittke eine Landesförderung für die Sanierung der Trasse abgelehnt. Damit steht die Bahn vor dem Aus. Eine winzige Hoffnung gibt es aber noch.
Manfred Ries, stellvertretender Geschäftsführer der Westfälischen Landes-Eisenbahn, spricht von einer „schwierigen Situation“. Denn bereits 1994 habe man die Entscheidung getroffen, das Gleis auslaufen zu lassen und somit keine Sanierungsarbeiten mehr an ihm vorzunehmen. Bis zum Sturm im Januar „wurden uns auch keine anderen Entscheidungen aufgedrängt“, so Ries.
Derzeit schreit das gesamte vom Sturmtief „Kyrill“ betroffene Gebiet geradezu nach Transportkapazitäten. Das Sauerland, der Märkische Kreis, Siegen: Es gebe „eine enorme Forderung“ nach Transportmöglichkeiten, „aber die Verladeplätze reichen nicht aus“, erklärte Ries die Situation. Darum sei eine Verlagerung der Rüthener Kapazitäten nach Warstein gar nicht möglich. „Warstein ist voll, Sundern genauso“, weiß Ries. In Winterberg, Arnsberg und Brilon würden Gleise reaktiviert, überall werde „verzweifelt versucht, Ladeplätze zu finden“. Sollte das Gleis in wenigen Wochen nicht mehr befahren werden können, müsse ein Teil des Holzes liegenbleiben.
Eine Verlagerung auf die Straße sei nach 200 Kilometern unwirtschaftlich. Gleiches gilt aber für die geschätzte Investition von 1,2 Millionen Euro in die Sanierung des Rüthener Gleises, zumal lediglich für zwei Jahre Holz in diesen Mengen abtransportiert werden muss. Danach wäre wieder der sporadische Betrieb wahrscheinlich: Bis zu zehn Züge mit Holz aus dem Rüthener Forst und bis zu 10 000 Tonnen für das Sägewerk Fisch – zu wenig, um die Investition gegenrechnen zu können. Ein Provisorium komme nicht in Frage: „Auf einer 50 Jahre alten Schwelle kann man keine Schiene mehr befestigen“, so Ries.
Offenbar gebe es beim Land unterschiedliche Bewertungskriterien, so Ries. Die Eisenbahn werde inzwischen überhaupt nicht mehr bezuschusst. Eine letzte Hoffnung gebe es noch, bevor der WLE-Aufsichtsrat am 18. April in einer Sondersitzung möglicherweise das endgültige Aus beschließt: Bislang habe sich das Umweltministerium Nordrhein-Westfalen noch nicht geäußert. Es verfügt über einen Sondertopf zur Beseitigung der hohen Kyrill-Schäden. Eine Unterstützung von dieser Seite sei nicht auszuschließen.
(aus: “Der Patriot”, Lippstadt, vom 03.04.2007)