CDU verhindert Abwahl von Bürgermeister-Stellvertretern
Es brodelt gewaltig im Nachbarkreis Paderborn. In Altenbeken wollte der Bürgermeister sich von seinen beiden Stellvertretern (aus CDU und SPD) trennen. Beiden waren erhebliche Affären nachgewiesen worden, die sie nach Meinung des Bürgermeisters und vieler Bürgerinnen und Bürger für die herausgehobene Position des stellvertretenden Bürgermeisters nicht tragbar machten. Der Bürgermeister hatte daher für den 17. und 19. April Sondersitzungen des Altenbekener Rates angegsetzt, um die Abwahl durchzuführen. Dafür wäre eine Zwei-Drittel-Mehrheit notwendig. Während die SPD-Fraktion mitzieht, hat jetzt die CDU-Fraktion abgewunken. Sie möchte ihre Bürgermeister-Stellvertreterin im Amt halten. Also blieb dem Altenbekener Bürgermeister nichts anderes übrig, als die Sondersitzungen des Rates wieder abzusagen.
Der folgende Bericht aus der NW dokumentiert bemerkenswerten kommunalpolitischen CDU-Filz:
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Wie berichtet, haben sie sich die Beiden ziemlich daneben benommen. Schreckenberg (63), ehemaliger Konrektor an der Altenbekener Hauptschule, entsorgte 400 mutmaßlich asbesthaltige Eternitplatten illegal in der Landschaft, Kleinemeier (57) saß um die Mittagszeit im Dienst mit 2,1 Promille am Steuer. In volltrunkenem Zustand fuhr sie im April vergangenen Jahres in Altenbeken in der Nähe einer Schule ein Verkehrzeichen platt – und ergriff die Flucht. Weil ihr Nummernschild am Unfallort zurückblieb wurde Kleinemeier überführt. Sie musste 1.750 Euro Strafe zahlen, der Führerschein wurde eingezogen. “Mit Politik hat das nichts zu tun”, befand Kleinemeier noch vor wenigen Tagen.
Da ist Bürgermeister Wessels ganz anderer Meinung. Als Ex-Polizist hält er 2,1 Promille im Dienst für nicht tolerabel. So könne Kleinemeier als stellvertretende Bürgermeisterin kein Vorbild mehr abgeben.
Ein Altenbekener Bürger hatte Wessels Ende Februar schriftlich über den Umweltfrevel des stellvertretenden Bürgermeisters Alfons Schreckenberg informiert und dabei das Wort “Asbest” noch mit “p” geschrieben. Wessels machte die heiklen Angelegenheiten im Rat publik. Er fürchtet, dass nun “eine kleine Gruppe” das mühsam aufpolierte Image Altenbekens zerstören könnte.
Ähnlich sieht es auch Carsten Hormes (48). Er hatte in den vergangenen Jahren nicht nur alle Kabarettgrößen der Republik ins Altenbekener Eggemuseum gelockt, sondern mit seinem “KulturBüro OWL” auch die 150-Jahr-Feier des Altenbekener Viadukts veranstaltet. Mehr als 100.000 Eisenbahnfreunde besuchten Altenbeken. Das Viadukt-Fest ist seither ein jährlicher Höhepunkt in der Gemeinde.
“Warum geben die beiden stellvertretenden Bürgermeister nicht auf? Wie können die das bloß aushalten?” So fragt Hormes und breitet seine Arme waagerecht aus. Der Kulturmacher in der schwarzen Lederjacke ist richtig sauer, dass Altenbeken nun wegen Verfehlungen Einzelner von den Medien kollektiv in die Mangel genommen wird. “Man denkt, man wohnt in Schilda”, sagt Hormes’ Pressesprecherin Heike Haase.
“Die Leute hier sind wegen der beiden Affären nicht erschüttert, sondern sie lachen darüber, wie man so blöde sein kann”, sagt Ingo Klüter (39), der in Altenbeken die legendäre Bahnhofsgaststätte betreibt. So wie die Verkäuferin Inge Meier (58) beispielsweise, die über Kleinemeiers Trunkenheitsfahrt und Schreckenbergs Umweltfrevel angeblich “schon seit einem Jahr” genau Bescheid weiß. “Das war doch schon Thema im Karneval”, sagt Meier.
Zart amüsiert zeigt sich auch der Wirt Klüter. “Ich duze Alfons Schreckenberg. Er ist mein Mathe-Lehrer gewesen”, sagt Klüter. Er will Schreckenberg trotzdem in die Mangel nehmen und ihm direkt ins Gesicht sagen, dass die illegale Entsorgung der Eternitplatten “eine beknackte Aktion” war. Genosse Schreckenberg, der zuletzt öffentlich gegen eine geplante Müllverbrennungsanlage in Paderborn opponierte, hat die Eternitplatten inzwischen korrekt beseitigt, doch einige seiner Charakterzüge werden auch noch mit einer anderen Geschichte belegt: Vor drei Jahren fuhr Schreckenberg mit einer großen Anhänger-Ladung voll Grünabfall zum städtischen Bauhof in Altenbeken. Um dort ein paar Euro Gebühren zu sparen, lud er den Abfall sukzessive in seine Schubkarre um. Die Entsorgung kleiner Mengen war kostenlos.