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Waldbauern beschweren sich über Nichtanwendung des Fortschädenausgleichsgesetzes

By admin at 3:05 pm on Wednesday, June 20, 2007

Interview mit dem stellv. Vorsitzenden des Waldbauernverbandes NRW, Ferdinand Funke

Holzverkauf extrem schwierig

Wochenblatt: Herr Funke, Sie bewirt­schaften 60 ha Wald in Finnentrop und vertreten die Waldbauern ehren­amtlich. Wie viel Prozent des Sturmholzes in Ihrer Region sind aufgear­beitet? Wie ist die Stimmung unter Ihren Berufskollegen?

Funke: Die Stimmung vor Ort ist mies, zum Teil ganz mies. Viele Be­rufskollegen haben das Gefühl, dass unsere Forstämter mit der Ausnahmesituation völlig überfor­dert sind. Bislang sind in den am schlimmsten betroffenen Gemein­den etwa 30 bis 40 % des Sturmholzes aufgearbeitet. Das Problem ist jedoch die Holzvermarktung. Die meisten Forstamtsleiter bzw. Dezementen finden offensichtlich keine Käufer bzw. sie können ihre Preisvorstellungen am Markt nicht durchsetzen. Deshalb versuchen immer mehr private Waldbesitzer, ihr Sturmholz in Eigenregie zu ver­kaufen, was aber nicht immer und dann auch nur zu schlechten Prei­sen gelingt.

Wochenblatt: Die Vermarktung des Sturmholzes ist offensichtlich viel schwieriger als zunächst angenom­men

Funke: In der Tat. Das zentrale Pro­blem ist die viel zu große Holzmenge, die wir am Markt unter­bringen müssen. Über die vom Landesbetrieb Wald und Holz bzw. dem Düsseldorfer Landwirt­schaftsministerium abgeschlosse­nen sechs Rahmenverträge, die den Holzpreis stützen und die wir sehr begrüßen, sind bislang etwa 3 bis 4 Mio. fm vermarktet worden. In unseren Wäldern sind jedoch 13 bis 15 Mio. fm Sturmholz, vor­wiegend Fichtenstammholz, an­gefallen. Jetzt nutzen die Aufkäu­fer natürlich die Gunst der Stunde und drücken die Preise. Beispiel: Ein Unternehmer, der 200 000 fm Fichte B/C nach Schweden und Lettland exportieren will, hat uns kürzlich einen fast lächerlichen Preis angeboten. Auf dem Boden stehend bleiben für den Waldbau­ern gerade mal 20 bis 25 €/fm üb­rig. Dennoch werden einige Waldbauern das Angebot wohl anneh­men, weil es für das Forstamt fast unmöglich ist, die großen Mengen zu vermarkten. Die Berufskolle­gen wollen nicht länger auf besse­re Zeiten und den Borkenkäfer warten.

Wochenblatt: Wie könnte man die Misere Ihrer Meinung nach besser in den Griff bekommen?

Funke: Der Landesbetrieb Wald und Holz muss sich von seiner Phi­losophie der zentralen Holzver­marktung verabschieden. Die Forstamtsleiter und Dezernenten sollten in Zukunft mehr die priva­ten Initiativen der Waldbauern be­gleiten und unterstützen. Ich möchte aber nicht missverstanden werden: Unsere Kritik richtet sich nicht gegen die Förster, die vor Ort unsere Waldbauern betreuen. Sie tun wirklich alles, was sie tun kön­nen. Das gilt übrigens auch für ei­nige Beamte im Düsseldorfer Mi­nisterium.

Wochenblatt: Spüren die. Waldbau­ern die zugesagten Finanzhilfen des Landes NRW?

Funke: Allenfalls beim Wegebau geht es voran. In einem zentralen Punkt hat uns das Land NRW bis­lang im Stich gelassen. Vor dem Hintergrund der heutigen Situati­on fordern wir, das Forstschäden­ausgleichsgesetz in Kraft zu setzen, ähnlich wie beim Jahrhundertsturm Lothar 1999 in Baden-Württem­berg. Kyrill hat uns, grob geschätzt, etwa 37 Mio. fm Sturmholz be­schert. 1999 waren es 2 bis 3 Mio. fm weniger. Würde das Ge­setz gelten, könnten die anderen Bundesländer ihren Holzeinschlag reduzieren. Jetzt ist genau das Ge­genteil passiert. Die süddeutschen Länder haben in den ersten vier Monaten 2007 110 % der norma­len Holzmenge geschlagen. Die Waldbauern in Bayern haben schon die erste Quittung bekommen. Für einen Großabnahmevertrag über 350.000 fm Holz haben sie gerade noch 55 €/fm erlöst. Wir fordern die Solidarität, die wir nach Lothar auch gezeigt haben.

Wochenblatt: Denken Sie bereits über das Wiederaufforsten nach?

Funke: Wenn das Haus brennt, denkt man nicht über den Neubau nach, sondern über das Löschwas­ser. Es wird wohl so kommen, dass wir auf den meisten unserer Flä­chen wieder die Fichte anpflanzen. Auf exponierten Stellen könnten auch die schnell wachsende Doug­lasie sowie die Küstentanne „abies grandis“ eine Rolle spielen.

As

[aus: Landwirtschaftliches Wochenblatt 24/2007 vom 14.06.2007]

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