Weniger – älter – bunter: besonders auch im Sauerland
Der Arbeitskreis “Demographischer Wandel” der SPD-Bundestagsfraktion hatte in die Arnsberger Kulturschmiede eingeladen, zu einer Veranstaltung der Reihe “Fraktion vor Ort”. Fast 100 Bürgerinnen und Bürger, überwiegend SPD-Mitglieder, waren der Einladung gefolgt. Die Bundestagsabgeordneten Petra Crone und Franz Müntefering hielten Referate und diskutierten mit den Teilnehmern zum Thema “Miteinander der Generationen im Demografischen Wandel”.
In seinem Referat ging Franz Müntefering auf die erheblichen demographischen Veränderungen ein, die im Sauerland zu erwarten sind. Er erläuterte die Schlüsselworte “weniger – älter – bunter” und viele weitere Daten aus dem der “Wegweiser Kommune” der Bertelsmann Stiftung. Für Arnsberg gehen die Bevölkerungsvorausberechnungen von einem Rückgang von knapp 13 % von 2009 bis 2030 aus. Die Lebenserwartung und der Anteil der älteren Menschen werden weiter steigen. Heute kommen in Arnsberg auf 100 Menschen im Alter zwischen 20 und 64 Jahren 38 Menschen im Alter über 65. Im Jahr 2030 wird dieser “Altenquotient” schon bei 57 liegen. Der Migrantenanteil wird weiter steigen.
Petra Crone (MdB) ging näher auf die großen Herausforderungen im Bereich der Pflege ein. Die steigende Zahl an pflegebedürftigen Menschen stellt die Politik dabei vor akuten Handlungsdruck. Eine Neudefinition des Pflegebedürftigkeitsbegriffs sei dringend erforderlich, gerade für an Demenz erkrankte Menschen gäbe es bisher keine ausreichende Unterstützung. Die von der Bundesfamilienministerin eingeführte Familienpflegezeit sei zu unverbindlich, weil es keinen Rechtsanspruch gäbe, Pflegezeit für die Betreuung von Angehörigen zu nehmen her. Bekanntlich herrsche schon heute in der Pflege ein Fachkräftemangel, der sich deutlich verstärken würde.
In der anschließenden Diskussion ging es u.a. um die zahlreichen Daten, die Franz Müntefering vorgetragen hatte. (Nur) an zwei Stellen gab es hier Ergänzungsbedarf: Nicht nur 2%,sondern 8,6% der 18 – 24jährigen ziehen pro Jahr aus Arnsberg fort. Damit ist die Stadt Arnsberg aber im HSK noch relativ gut dran: 4 der 12 Gemeinden weisen eine doppelt so hohe “Bildungsmigration” auf. Und die Wahrscheinlichkeit, im Alter pflegebedürftig zu werden, ist deutlich höher als bisher angenommen: Ein umfangreicher, vor einigen Monaten vorgelegter deutschlandweiter Pflegereport hat ergeben, dass von den Gestorbenen 50% der Männer und 72% der Frauen vor ihrem Tod pflegebedürftig waren. In diesem Zusammenhang ist es sehr fragwürdig, dass der Hochsauerlandkreis seinen Pflegestützpunkt nach nur 8 Monaten tatsächlicher Tätigkeit bereits wieder geschlossen hat. Petra Crone stimmte zu, dass solche Pflegestützpunkte wichtige Stellen zur Beratung und Unterstützung der Familien mit pflegebedürftigen Angehörigen sind.
Die SPD im Hochsauerlandkreis hat angekündigt, die Diskussion fortzusetzen. Bleibt zu hoffen, dass dies auch Eingang in die Arbeit der SPD-Kreistagsfraktion findet. Denn auch sie hat der Auflösung des Pflegestützpunkts zugestimmt und es bisher abgelehnt, einen gemeinsamen Arbeitskreis aus Politikern und Verwaltung zum Demographischen Wandel und der Bewältigung seiner Auswirkungen einzurichten.