Fa. Stratmann stellt neuen Heizofen-Antrag
Paderborn (ig). Die Kraftwerksgesellschaft Mönkeloh (KMG) des sauerländischen Müllentsorgers Stratmann hat einen zweiten, nachgebesserten Antrag für ein Müllkraftwerk im Paderborner Industriegebiet Mönkeloh bei der Bezirksregierung Detmold eingereicht.
Wie Firmenchef Carsten Stratmann gestern gegenüber der Neuen Westfälischen erklärte, handele es sich dabei zwar im Kern im die gleiche Anlage, für die die Bezirksregierung im März wegen zahlreicher Fragen das Genehmigungsverfahren aussetzte. Allerdings habe man auf die „zum Teil berechtigte Kritik“ (Stratmannn) reagiert und viele Details verändert. Besonders zeitaufwändig sie die Berechnung der anzunehmenden Luftbelastung gewesen – und zwar nicht nur für die tatsächliche Schornsteinhöhe von 94 Metern, sondern auch für eine Norm-Schornsteinhöhe von 65 Metern, und das in diversen Ausnahmeszenarien.
Zum Antrag gehöre nun auch ein 234 Seiten umfassendes umweltmedizinisch-humantoxikologisches Gutachten. Außerdem sehe man eine reine Verstromung der Prozessenergie vor. Stratmann: „Auch das rechnet sich.“ Allerdings bleibe Herstellung und Abgabe von Dampfenergie möglich (die benachbarte Firma Stute hat bereits selbst einen Antrag auf eine entsprechende Trasse bei der Stadt gestellt).
Die Bürgerinitiative „Keine MVA in Mönkeloh“ sowie die Paderborner Umweltverbände sprachen gestern nach einer ersten Einsicht in den am 30. Juli gestellten Antrag allerdings von einer immer noch „mangelhaften Planung“ (BI-Vorsitzender Wilhelm Brockmeyer) und kündigten heftiges publizistisches „Sperrfeuer“ an. Technische Änderungen wie der Wegfall eines Bypass-Betriebes in der Filteranlage oder eine Umhüllung des Schlackelagers seien „nicht mehr als kosmetische Korrekturen“. Auch eine Reduzierung des Dioxin-Emissionswertes sei wenig überzeugend; denn gemessen werden solle nicht kontinuierlich, sondern nur stundenweise und nach Voranmeldung.
An einem Strang mit der BI ziehen die Paderborner Umweltverbände. Sprecher Fritz Buhr: „Dass die KMG überhaupt noch von einem ,Heizkraftwerk’ spricht, ist Etikettenschwindel. Ohne Dampf sinkt der Nutzungsgrad von 70 auf 21 Prozent. Der Müllofen vernichtet mehr Energie als er erzeugt und belastet das Klima.“
Auf Kritik der BI trifft auch die Auswahl des Umwelt- und Hygienemediziners Prof. Dr. Thomas Eikmann von der Uni Gießen für das zusätzliche Gutachten. Selbst hatte man den Toxikologen Dr. Hermann Kruse von der Uni Kiel vorgeschlagen. „Dr. Kruse ist der KMG offenbar zu kritisch. Dr. Eikmann wird von Antragstellern gern in Anspruch genommen, weil er auch ohne Ermittlung der örtlichen Vorbelastung regelmäßig gesundheitliche Unbedenklichkeit bescheinigt“, kommentiert Jürgen Wrona von der BI.
Während die Bezirksregierung derzeit die Vollständigkeit der Antragsunterlagen prüft, sind Stadt und Kreis schon zu Stellungnahmen aufgefordert. Die Stadt Paderborn sollte diese zunächst bis zum 24. August einreichen, handelte jedoch schon eine Verlängerung bis zum 15. September heraus. Wie der Technische Beigeordnete Martin Lürwer am Mittwoch vor dem Planungsausschuss sagte, werde das Thema in dessen nächsten Sitzung am 11. September behandelt.
Fritz Buhr, Sprecher der Umweltverbände, geht momentan davon aus, dass es nicht vor Mitte Oktober zu einer öffentlichen Auslegung des neuen Antrags kommt – eine zeitliche Annahme, die gestern in etwa auch von Carsten Stratmann geteilt wurde. Sollte die Einwendungsfrist dann Ende November ablaufen, dürfte ein neuer Erörterungstermin erst im Januar stattfinden. Dabei sieht sich Pro Grün, dessen Vorsitzender Fritz Buhr ist, inzwischen in einer Finanzklemme: „Die erste Runde hat unsere Vereinskasse mit 10.000 Euro belastet. Um möglichst effektiv zu sein, brauchen wir unsere eigenen Gutachter und Rechtsanwälte aber auch für die zweite Runde.“ Die meisten Spenden aus der Bevölkerung seien jedoch direkt an die Bürgerinitiative geflossen. Diese veranstaltet am Freitag, 24. August, im Apollo-Zelt in Mönkeloh einen Benefiz-Kulturevent.
(aus “Neue Westfäische” Paderborn vom 17.08.2007)