Leserbrief zur Novellierung des Landesforstgesetzes
Die Kritik der Jungen Union an der geplanten Novellierung des Landesforstgesetzes durch Rot-Grün geht an der Wirklichkeit völlig vorbei, da die NRW-Administration mit den Waldbauern (leider) viel großzügiger und nachsichtiger verfährt, als es von der Sache her geboten wäre!
Wenn die Landesregierung für bestehende Kulturen noch 15 Jahre (!) Bestandsschutz vorsieht und darüber hinaus offen läßt, auch in der Zeit danach weitere Genehmigungen zu erteilen, ist das m.E. ein Skandal erster Ordnung und ein Kniefall vor der an Gewinnstreben orientierten Weihnachtsbaum-Lobby! Ausgerechnet der zuständige grüne Minister vermeidet es sich mit diesem mächtigen Interessensverband anzulegen! Remmel will zwar ein Gesetz auf den Weg bringen, das die Ausuferung ökologisch wertloser Nadelholzplantagen stoppen und den Waldbegriff vor Mißbrauch schützen will, was insoweit begrüßenswert ist. Doch in seiner konkreten Ausgestaltung erweist sich dieses wachsweiche Gesetzeswerk als zahnloser Tiger! Südwestfalen ist mit ca. 18.000 Hektar Anbaufläche schon heute das größte europäische Produktionsgebiet für Weihnachtsbäume und Schmuckreisig! Mittlerweile werden auch über 4.080 Hektar wertvoller Waldflächen für die Anlage dieser Kulturen genutzt. Allein infolge des Orkans Kyrill kamen zwischen 2007 und 2011 etwa 2.200 ha Weihnachtsbaumkulturen auf ehemaligen Waldflächen hinzu.
Was aber haben diese extrem Dünger- und giftbedürftigen Monokulturen mit Wald zu tun? Nicht das Geringste! Die unausweichlichen Folgen sind: Zerstörung der Bodenstruktur und des Bodenlebens; Humusschwund durch Erosion, eine verminderte Wasserspeicherfähigkeit und Kontaminierung des Grund- und damit Trinkwassers durch massiven Einsatz von Chemie! Daher gibt es nur eine Möglichkeit, nämlich den Anbau solcher Plantagen generell zu verbieten!
Übrigens zeigt die unverantwortliche Vorgehensweise der Weihnachtsbaumlobby auch eindrucksvoll, dass man selbst aus dem Orkanereignis Kyrill wieder nichts gelernt hat und – so als ob es weder Klimawandel noch Artensterben gäbe – nach der Devise handelt: “Augen zu und durch” – koste es, was es wolle!
Zur Erinnerung:
Damals, nachdem der Orkan auch Südwestfalen mit aller Wucht heimgesucht und riesige Kunstforstareale aus Fichten dem Erdboden gleichgemacht hatte, wurden vom Land Förderprogramme aufgelegt, die bezwecken sollten, Waldbesitzer zur Begründung von Laub-oder Mischwald zu veranlassen oder die betreffenden Flächen sinnvollerweise gleich der Natur zu überlassen. Aber nur wenige Forstleute begriffen diese hausgemachte “Katastrophe” als Chance zur Umkehr, indem sie trotz finanziellen Schadens Weitblick bewiesen und mit dem ganzheitlichen Konzept der ökologischer Waldwirtschaft ( z. B. standortgerechte Naturverjüngung, naturnahe Baumartenmischungen) auf die Herausforderungen der Zukunft (Klimaveränderung, Erhalt der Biodiversität) reagierten. Denn nur wer im Einklang mit den vielfältigen Funktionen des Waldes wirtschaftet, kann auch ökonomisch erfolgreich sein. Wer ihn dagegen nur unter Renditegesichtspunkten betrachtet und seinen nachhaltigen Nutzen ignoriert, wird unweigerlich Schiffbruch erleiden!
Karl Josef Knoppik, Heilentrog 7, 59872 Meschede-Stockhausen, Tel.: 0291-9022467