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Fallzahlsteigerung beim Einsatz von Notarzteinsatzfahrzeugen – Kreisverwaltung antwortet auf SBL-Anfrage

By adminRL at 7:34 pm on Wednesday, April 23, 2014

Wie gut klappt es mit Notarzteinsatzfahrzeugen? Manche Bürgerinnen und Bürger im Hochsauerlandkreis haben den Eindruck, es könnte besser laufen. Kreistagsmitglied Reinhard Loos von der Sauerländer Bürgerliste (SBL/FW) stellte dazu am 08.04.2014 eine Anfrage an den Landrat.
Klick:
http://sbl-fraktion.de/?p=4203

Die Organisationseinheit „Betrieb Rettungsdienst“ der Kreisverwaltung erläuterte mit Schreiben vom 10.04.2014, wo sich im HSK Rettungsstationen mit einem oder mehreren Notarzteinsatzfahrzeugen (NEF) befinden. Demnach ist an 7 der 9 Rettungswachen mit Notarztstandort jeweils ein Notarzteinsatzfahrzeug stationiert, mit Ausnahme der Notarztstandorte in Alt-Arnsberg und in Brilon. In Alt-Arnsberg und Brilon fahre im Einsatzfall der Notarzt im Rettungswagen (RTW) zur Einsatzstelle.

Die 7 Notarztstandorte mit je einem NEF un mit einer Rettungswche in der Nähe befinden sich nach Angaben der Kreisverwaltung in:
Arnsberg (NA-Standort Neheim)
Meschede
Sundern
Bad Fredeburg
Marsberg
Olsberg
Winterberg

3 weitere Rettungswachen – ohne Notarztstandort – gibt es in:
Arnsberg (Rettungsdienst Hagelstein)
Eslohe (Außenstelle zur RW Meschede)
Medebach-Medelon (Außenstelle zur RW Winterberg)

Zur Frage der SBL/FW nach der Dauer für die Anfahrtzeiten erklärt die Verwaltung:
An den Standorten Alt-Arnsberg, Bad Fredeburg, Brilon und Winterberg liegt die Rettungswache in unmittelbarer Nähe zum Notarztstandort. An den Standorten Neheim, Sundern, Marsberg und Olsberg ist das Notarzteinsatzfahrzeug nicht auf der Rettungswache, sondern am Notarztstandort positioniert. Im Bedarfsfall werden Materialien und Medikamente auf der Rettungswache aufgefüllt. Am Standort Meschede ist das NEF an der Rettungswache stationiert und holt den Notarzt bei Bedarf am Krankenhaus ab. Die durchschnittliche Zeit von Alarmierung bis Aufnahme des Notarztes (Status9) ist für diesen Standort gut 60 Sekunden länger. Der Standort des NEF ist ausdrücklich Gegenstand des gerade beauftragten künftigen Rettungsbedarfsplans.

Bezüglich der Frage nach den Auswirkungen beim Nichtvorhandensein eines Notarzteinsatzfahrzeuges erfahren wir:
„Bei Notarzteinsätzen fährt der RTW von der Rettungswache zunächst zum benachbarten Krankenhaus, um dort den Notarzt aufzunehmen. Im Einzelfall kann es — bedingt durch Wartezeiten auf den Notarzt — einer Verlängerung der Eintreffzeit kommen. Daher werden die Ausrückezei-ten für den Notarzt regelmäßig überwacht und Verzögerungen angesprochen. Hierdurch wurden die Ausrückezeiten der arztbesetzten Rettungsmittel in den vergangenen Jahren konstant gehal-ten, auf einigen Wachen konnten Sie sogar verbessert werden. Fährt der Notarzt mit NAW zur Einsatzstelle, so muss er den Patienten ins Zielkrankenhaus begleiten, auch wenn der Zustand des Patienten eine ärztliche Begleitung nicht erfordert. Insofern bietet ein NEF gewisse einsatz-taktische Vorteile, jedoch nicht automatisch eine Verkürzung der Eintreffzeiten.“

Zudem hatte die SBL/FW nach „Vertretungs-Lösungen“ für die Rettungswachen, an denen ent-weder kein Notarzteinsatzfahrzeug (NEF) stationiert ist oder für den Fall, dass das NEF bereits im Einsatz ist gefragt. Das beantwortet die Verwaltung so:
Auch an NEF-Wachen ist jeweils nur ein NEF stationiert. Befindet sich dieses im Einsatz und wird ein weiterer Notarzt benötigt (sog. Duplizität), wird ein Notarzt einer Nachbarwache zugeführt. Dieses wirkt sich auf die Eintreffzeit des Notarztes aus. Hilfsfristrelevant sind diese Duplizitäten bei Notarzteinsätzen in aller Regel nicht, da die Hilfsfrist in der überwiegenden Mehrzahl aller Einsätze durch den RTVV markiert wird. Um ein Höchstmaß an Flexibilität zu erreichen wird bei längerer Abwesenheit eines Notarztes eines NEF-Standortes (z.B. Verlegungsfahrt) das NEF dieses Standortes an eine NAW-Wache verschoben, um die unter 3. genannten einsatztaktischen Vorteile des NEF gegenüber einem NAW zu nutzen. Ebenso wird für planbare Verle-gungsfahrten nach Möglichkeit ein zusätzlicher Arzt herangezogen, um Vertretungsfälle zu minimieren.

Nächste Frage: In welchem Umfang fallen Fahrten mit einem RTW an, weil die hausärztliche Fahrdienstzentrale in Duisburg telefonisch entweder gar nicht oder erst nach sehr langen Wartezeiten erreichbar ist oder weil es sehr lange bis zum Eintreffen des Hausarztes im Fahrdienstes dauert?
Nächste Antwort:
Die Neuorganisation des KV-Notdienstes hatte vor allem in der Startphase einige Schwierigkeiten. Mittlerweile ist die Erreichbarkeit der Zentrale in Duisburg durchaus zufriedenstellend. Wartezeiten für Hausbesuche fallen allerdings häufig an und bewegen sich dann nicht selten im Stundenbereich. Aus diesem Grunde laufen in der Leitstelle auch Anrufer auf, die aus rettungs-dienstlicher Sicht keine Notfälle darstellen. Die Unterscheidung allein aufgrund eines telefonischen Meldebildes ist problematisch und birgt auch juristische Gefahren, so dass es auch im Hochsauerlandkreis zu einer spürbaren Zunahme an Einsätzen kommt, weil der hausärztliche Notdienst nicht in angemessener Zeit vor Ort ist. Da für diese Einsätze kein separates Stichwort existiert, ist eine statistisch belastbare Aussage auf Ihre Anfrage nicht möglich. Kommunen aus Niedersachen berichteten von Fallzahlsteigerungen bis zu 30% nach KV-Gebietsreform. Diese Größenordnung ist für den Hochsauerlandkreis sicher nicht zutreffend, „gefühlt” geht der Rettungsdienst von 5 -10 %igen Fallzahlsteigerung aus.

Die letzte der 6 Fragen von SBL-Kreistagsmitglied bezog sich auf eine mögliche Reduzierung des Anteils von medizinisch nicht notwendigen Einsätzen der Rettungswachen (z.B. bei Bagatellunfällen), um mehr Reserven für die eigentlichen Aufgaben der RTW im Notfall zu haben.
Der HSK schreibt dazu:
Die Unterscheidung eines echten Notfalls von einer „Bagatellverletzung” ist allein aufgrund des telefonischen Meldebildes problematisch und häufig auch juristisch angreifbar. Nicht selten bestehen Sprachbarrieren, auch ein erhöhtes Anspannungsniveau des vermeintlichen Notfallanrufers erschweren die Auswahl des korrekten Einsatzmittels (eine „stark blutende Kopfplatzwunde” kann sowohl eine Bagatellverletzung als auch ein medizinischer Notfall sein, eine sichere Unter-scheidung gelingt erst vor Ort). Aus diesem Grunde gibt es seit einigen Jahren verschiedene Systeme zur „strukturierten Notrufabfrage”. Gemeinsamer Kern dieser Systeme ist, über definier-te Fragen ein verlässliches Bild über den Patienten zu erhalten. Symptomorientiert und nicht an-hand von Stichworten wird dann ein passendes Fahrzeug alarmiert (u.U. kann dies auch ein Taxi sein, z.B. für den verstauchten Finger beim Schulsport). Die Einführung einer strukturierten Not-rufabfrage stellt eine immense Veränderung der Disposition dar und bedarf einer sorgfältigen Vorbereitung. Auch hatten alle Abfragesysteme mit „Kinderkrankheiten” zu kämpfen. Mittlerweile gibt es Systeme, die stabil im Einsatz sind und die belastbare Ergebnisse liefern. Die Einführung eines strukturierten Notrufabfragesystems wird aktuell für den Hochsauerlandkreis diskutiert. Eine eventuelle Umsetzung ist zeitintensiv. Bereits heute werden alle Leistellendisponenten jährlich aufgabenbezogen fortgebildet. Offensichtliche Fehldispositionen werden nachbesprochen. Mit dem Einsatz von Springern auf der Leitstelle wird den Disponenten eine aktive Teilnahme am Rettungsdienst ermöglicht, um die Qualität der Notrufabfrage und der Disposition stetig zu verbessern.

Inwieweit sich Theorie und Praxis beim Rettungsdienst annähern, das möchte wahrscheinlich niemand gerne selbst testen!

Zumindest die Antwort zur Frage zur Erreichbarkeit der Notdienstzentrale in Duisburg ist realitätsfremd: Aktuelle Testanrufe ergaben Wartezeiten für die Erreichbarkeit der Fahrdienstzentrale in Duisburg zwischen 8 und 20 Minuten. Nach 20 Minuten wird der Anrufversuch automatisch “abgeschaltet”; mehr geht also nicht… Hier besteht noch ein großes Verbesserungspotential. Dies würde auch zum Rückgang von nicht erforderlichen Fahrten des Rettungsdienstes führen, der für den mitunter nicht funktionierenden Fahrdienst des hausärztlichen Notdienstes einspringen muss.

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