Informationen und Meinungen zur Kreispolitik im HSK

Landrat möchte Elternbefragung zu Kita-Öffnungszeiten verhindern

By admin at 1:11 am on Wednesday, January 21, 2009

Die Kreistagsfraktion Sauerländer Bürgerliste (SBL) hatte im November 2008 zum einen eine Anfrage bzgl. der Erfahrungen und Ausblicke mit dem neuen Kinderbetreuungsgesetz gestellt, die Mitte Januar vom Jugendamt beantwortet worden ist. Zum anderen hatte die Fraktion Ende November einen Antrag an den Landrat gestellt, den Wunsch der Eltern nach Früh- und Spätöffnungszeiten der Kitas zu ermitteln, so wie es beispielsweise in der Stadt Münster geschehen ist. Schließlich ist es im Sinne des neuen Gesetzes, eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu ermöglichen.

Der Landrat empfahl nun, den SBL-Antrag auf Durchführung einer Elternbefragung im Kreisjugendhilfeausschuss sowie im Kreistag abzulehnen. „Statt dessen“, so heißt es in der Vorlage, „soll die Verwaltung beauftragt werden, zunächst die aufgezeigten konzeptionellen Ansätze zur Weiterentwicklung bedarfsgerechter Betreuungsangebote zu folgen“.

Mit den „Ansätzen zur Weiterentwicklung….“ ist offenbar die Ausweitung der Kindertagespflege „als zweite Säule der Kinderbetreuung“ gemeint. Durch diese Maßnahme erhofft sich Jugendamt des HSK, “möglichst flächendeckend alle Bedarfslagen abzudecken“. In diesem Zusammenhang soll „die Qualifizierung von Tagespflegepersonen voran getrieben werden“.

Die SBL-Fraktion sieht einerseits, dass die Kosten für die öffentliche Hand durch KiBiz wie erwartet enorm gestiegen sind und eine große Belastung für die Haushalte der Kommunen darstellen. Andererseits bezweifelt die  Kreistagsfraktion, dass die vom HSK-Jugendamt angedachten Sparmaßnahmen durch die Verlagerung der Aufgaben von Kitas auf Tagesmütter greifen werden. Der recht dürftige Stundenlohn vor 4,10 Euro brutto oder, je nach Ausbildung, sogar nur 2,80 Euro pro zu betreuendem Kind, lässt keinen Boom bei der Anwerbung von qualifizierten Tagesmüttern und –vätern erhoffen.

Des Weiteren ist aus der Vorlage der Verwaltung ersichtlich, wie wenige Kindertagesstätten täglich über 17.00 Uhr hinaus geöffnet haben.

Außer den beiden Kinderhorten in Meschede bieten lediglich drei Kitas in Marsberg und einer in Winterberg dem Arbeitsleben einigermaßen Rechnung tragende Spätöffnungszeiten an. Viele Kindergärten im Zuständigkeitsbereich des Kreisjugendamtes schließen am Freitag Nachmittag bereits ab 12.30 Uhr, 13.00 Uhr oder 14.00 Uhr. Ein Vollzeitjob ist so für Eltern wohl kaum möglich.

Mit ihrer Anfrage vom November 2008 wollte die SBL-Fraktion u.a. in Erfahrung bringen, wie viele Kinder, deren Eltern die derzeit geltenden Kriterien für eine U 3-Betreuung nicht erfüllten, abgewiesen werden mussten. Rechnet man die Zahlen zusammen, scheint es sich um 80 Kinder (von 484 angemeldeten Kindern) zu handeln,  denen der gewünschte Betreuungsplatz nicht zur Verfügung gestellt werden konnte (immer bezogen auf den Bereich des Kreisjugendamtes). 404 bewilligte U 3- Plätze stehen zur Verfügung.

Die Frage, in wie vielen Notfällen, z.B. bei Krankheit der Eltern, das Gesetz flexibel gehandhabt worden ist, wurde aus Sicht der SBL nur unzureichend beantwortet. Es wird in der Antwort des Jugendamtes lediglich klar gestellt, dass zur Sicherstellung des Kindeswohles (bei einer latent vorhandenen Kindeswohlgefährdung) im Jahre 2008 insgesamt 10 Kinder vom Jugendamt in eine Tageseinrichtung vermittelt worden sind.

Ein Paradoxum beim KiBiz sieht die SBL-Fraktion auch in dem Umstand, dass nach Inkrafttreten des Gesetzes urplötzlich zahlreiche erfahrene und langjährig Kinderpflegerinnen nicht mehr die erforderliche Qualifikation aufweisen. Immerhin wird diesen Mitarbeiterinnen eine Weiterbildung am Berufskolleg in Arnsberg angeboten. Die Ausbildung wird sicherlich zeit- und kostenaufwendig, und in einigen Fällen womöglich auch fast unzumutbar. Die betroffenen „Ergänzungsfachkräfte“ müssen sich wohl zwangsläufig fragen, ob und wie sie in den früheren Jahren ihres Berufslebens den Ansprüchen einer Kindergärtnerin gerecht werden konnten.

Auch darum ist es nicht so ohne weiteres zu verstehen, dass das Jugendamt nun (aus wirtschaftlichen Erwägungen) auf den Ausbau der Kindertagespflege durch sogenannte Tagesmütter setzt.

Filed under: Familien- und Kinderpolitik,Soziales2 Comments »

2 Comments

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March 31, 2013 @ 10:49 pm

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April 16, 2013 @ 8:57 pm

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