Sanierung des PFT-Feldes ist gescheitert
(aus “Welt am Sonntag vom 2. Mai 2010; http://www.welt.de/die-welt/vermischtes/article7429259/Sanierung-des-PFT-Feldes-ist-gescheitert.html)
“NRW-Umweltminister Eckhard Uhlenberg (CDU) gerät erneut in Schwierigkeiten wegen der Industriechemikalie PFT. Diesmal geht es um ein verseuchtes Feld in Brilon-Scharfenberg. Dort hatte Uhlenberg im Winter 2006 mit großem Pomp eine Filteranlage bauen lassen, die das Problem mit dem krebserregenden Gift im Trinkwasserfluss Ruhr lösen sollte. Uhlenberg sagte damals, aus diesem Acker würden 80 Prozent des PFT in der Möhne stammen und weiter in die Ruhr strömen. Mit der Sanierung des Feldes sei damit Schluss.
Schon vor zwei Jahren konnte die “Welt am Sonntag” nachweisen, dass nicht das Feld in Brilon die Hauptursache ist. Vielmehr strömen vor allem aus den Kläranlagen des Ruhrverbandes über 50 Prozent des PFT in die Ruhr. Nun liegen uns außerdem Unterlagen vor, die beweisen, dass auch die Sanierung des kontaminierten Feldes nicht funktioniert hat. Nach wie vor sickert PFT aus diesem Feld und verseucht das Wasser der Region.
Bereits im Frühjahr 2008 hatte die Bezirksregierung Arnsberg festgestellt, dass trotz Sanierung des Ackers die Kläranlage in Brilon-Scharfenberg des Ruhrverbandes immer noch mit hohen PFT-Lasten zu kämpfen hatte. Am 30. Mai 2008 schließlich heißt es in einem vorliegenden Telefonvermerk, die Bezirksregierung habe Kenntnis erlangt, dass die PFT-Drainage um das belastete und angeblich sanierte Feld unterspült wird. Sprich: das Gift wird dort bis heute nicht komplett aufgefangen, sondern es fließt an der Filtertechnik schlicht vorbei. Danach sickert das PFT durch undichte Stellen in Abwasserkanäle, vermischt sich mit Hausabwässern und landet in der Kläranlage.
Die Forderung der Bezirksregierung ist überraschend. Nicht das Feld solle saniert oder die Kläranlage ertüchtigt werden. Vielmehr sollten die Kanäle besser abgedichtet werden, damit das PFT nicht mehr in die Kläranlage des Ruhrverbandes läuft und dort die Messwerte verschlechtert. Auch der Hinweis eines Vorstandes der Stadtwerke Brilon, dass dann das PFT direkt in die Möhne und die Ruhr fließen würde, verunsicherte die staatliche Umweltverwaltung nicht weiter. In einem Gesprächsvermerk vom 12. Januar 2009 heißt es, das Uhlenberg-Ministerium lege “größten Wert darauf, dass das PFT-haltige Wasser nicht mehr durch die Kläranlage fließt”.
Eine Kläranlage, die in der Lage wäre, PFT aus dem Wasser herauszufiltern, muss der Ruhrverband bezahlen. Die Kosten würden in die Millionen gehen. Die Sanierung der alten Kanäle müssen vor allem die Anwohner privat bezahlen. Die Anwohnerin Elisabeth Henne hat bereits ein Zwangsgeld angedroht bekommen, wenn sie nicht endlich den Kanal an ihrem Haus für ein paar Tausend Euro abdichtet. Ihr Haus stehe im PFT-verunreinigten Grundwasser, heißt es. Sie hat Klage beim Verwaltungsgericht Arnsberg eingereicht.”