Tochterfirma der GW Umwelt stellt Insolvenzantrag (aus “Neue Westfälische” vom 11.11.2006)
Paderborn/Mühlhausen (lnw). Eine für die Verschmutzung von Äckern und Gewässern mit der Industriechemikalie PFT mitverantwortliche Firma hat angesichts drohender Schadensersatzforderungen in Millionenhöhe beim Amtsgericht in Mühlhausen (Thüringen) Insolvenzantrag gestellt.Der zuständige Insolvenzrichter Dietrich Ullmann bestätigte gestern, dass ein entsprechend begründeter Antrag der Firma “Terra Vital” aus Bleicherode eingegangen sei. Das Unternehmen war mit einer Ordnungsverfügung des Hochsauerlandkreises zur Sanierung eines besonders hoch mit der als Krebs erregend geltenden Chemikalie bei Brilon aufgefordert worden.
Die zum Firmengeflecht des Düngemittelherstellers GW Umwelt aus Borchen bei Paderborn gehörende Vertriebsfirma war erfolglos gerichtlich gegen die Ordnungsverfügung vorgegangen. Nach Auskunft des Landesumweltministeriums in Düsseldorf soll möglichst schnell mit dem Bau einer Drainage rund um das Feld begonnen werden, um zu verhindern, dass weiterhin große Mengen an PFT ausgespült werden.Um zu gewährleisten, dass die Sanierung unabhängig von gerichtlichen Auseinandersetzungen oder einer möglichen Zahlungsunfähigkeit der Firma durchgeführt werden kann, hatte Landesumweltminister Eckhard Uhlenberg (CDU) eine Million Euro Landesmittel zugesagt.Von dem Feld geht nach Experten-Einschätzung ein Großteil der PFT-Belastung von Möhne und Ruhr aus. Diese hatte zu Millionen-teuren Nachrüstungen in Wasserwerken geführt. In Arnsberg waren Säuglinge und Schwangere bis zum Einbau einer Aktivkohle- Filteranlage mit abgepacktem Trinkwasser versorgt worden.Noch ist nicht geklärt, ob neben dem Feld bei Brilon weitere Flächen ähnlich hoch belastet sind. Das als “Terra-Farm” angebotene Düngemittel soll auf bis zu 1.000 Feldern in Nordrhein-Westfalen, Hessen und Niedersachsen ausgebracht worden sein.Seit einiger Zeit ermittelt die Staatsanwaltschaft in Paderborn wegen “Gewässerverunreinigung” gegen einen 37-Jährigen, der rund um GW Umwelt ein Geflecht von 16 Unternehmen aufgebaut haben soll. Beim Amtsgericht in Mühlhausen liegt bislang nur der Insolvenzantrag vor. Bei einer Durchsuchung hatte die Staatsanwaltschaft vor einigen Wochen in Bleicherode aber einen Teil der Unterlagen sichergestellt.