Kröfges: Wasser kann bedenkenlos getrunken werden
Bei einer Veranstaltung von BUND und Katholischem Bildungswerk in Arnsberg referierte Paul Kröfges vom BUND über die aktuelle Situation im PFT-Skandal.
Von hoher Sachkenntnis geprägt erläuterte er die Situation der Wasserwerke an der Ruhr: Wie funktioniert die Aufbereitung? Welche Mängel bestehen? etc.
Dabei relativierte er, ohne das Problem zu beschönigen, dass die Ruhr in den Sommermonaten überwiegend aus Kläranlagenabläufen bestünde: Aus den Talsperren wird in den Trockenmonaten konstant Frischwasser eingeleitet, so daß das Abwasser aus Kläranlagen einen gewissen Prozentsatz nicht überschreitet.
Das allerdings bei manchen Wasserwerken Handlungsbedarf besteht, sah Kröfges auch: Einige Wasserwerke müßten zusätzliche Aktivkohlefilter einbauen, um den im Wasser vorhandenen Chemiecocktail rauszufiltern. Neben PFT sind dieses insbesondere Medikamentenrückstände und Flammschutzmittel.
Nach Kröfges Auffassung arbeiten die Wasserwerke daran und haben das Problem erkannt: Es liegt in ihrem eigenen Interesse, die Probleme zu beseitigen.
Die von einigen ins Gespräch gebrachte Membranfiltration wurde von Kröfges kritisch gesehen: Sie ist sehr teuer und führt auch zu einem sterilen Wasser, da auch alle Salze ausgefiltert werden.
Für Kröfges steht fest: Trinkwasser ist das bestuntersuchte Lebensmittel und kann bei uns bedenkenlos getrunken werden. Giftstoffe nehmen wir in viel größerem Maße über andere Wege auf. Statt also den Schwerpunkt in einer teuren Wasseraufbereitung zu sehen, war für Kröfges klar, dass die Chemikalienpolitik verändert werden muß und dass die Einleitungen von Abwässern der Industrie stärker kontroliert werden muß: Die behördlich genehmigten PFT-Einleitungen in die Alz in Bayern sind vollkommen unverständlich, da eben bekannt ist, dass sich PFT nicht abbaut und somit in der Natur anreichert.
Es muß dort angesetzt werden wo die Giftstoffe ins Wasser kommen. Das was die EU als Verbot von PFT angekündigt hat, ist vollkommen unzureichend. Die Hauptgruppe (PFOA) der in unsere Böden gekommenen Stoffe ist davon nicht betroffen.
Kriminelle Handlungen wie die Ausbringung von Giftstoffen in die Böden müssen unterbunden werden. Es ist unverständlich, warum die Behörden im Jahre 2002 nicht frühzeitig reagiert haben, als der BUND auf die stinkenden Gifthalden der Fa. GW Umwelt aufmerksam gemacht hat.
Genauso unverständlich ist für Kröfges, warum die Staatsanwaltschaft so zögerlich reagiert hat und die Firmen erst durchsucht hat, nachdem das Problem schon Monate bekannt war. Insbesondere auch die Zulieferer hätten viel frühzeitiger unter die Lupe genommen werden müssen.
Der BUND hat den Verdacht, dass die PFT-Stoffe eventuell von 3M aus Belgien stammen könnten. Dort wurde ca. 2002 ein PFT produzierender Betrieb stillgelegt.
Um zukünftig solche Giftmischereien zu untersagen, ist eine Änderung der Bioabfallverordnung unumgänglich. Bisher wird nach der Bioabfallverordnug nur auf Schwermetalle untersucht, alle anderen Giftstoffe bleiben unberücksichtigt. Kröfges begrüßte in dem Zusammenhang den Vorschlag der ehemaligen Umweltministerin Höhn, Bioabfallverordnung und Klärschlammverordnung zusammenzulegen.
Comment by Paul Kröfges
December 20, 2006 @ 6:46 pm
Hallo Liebe Mitstreiter,
vielen herzlichen Dank für diesen objektiven Bericht,der in sehr wohltuendem Kontrast zu einem Zeitungsartikel hierzu steht.
Grüße aus Windeck und schöne, hoffentlich mal PFT- Freie Weihnachten…
Paul Kröfges