Noch mehr Kontrollbürokratie im HSK?
„Ambulant vor stationär“ nennt sich ein Pilotprojekt des Hochsauerlandkreises. Als Drucksache 8/322 liegt es den Mitgliedern des Gesundheits- und Sozialausschuss und Kreistagabgeordneten zur Entscheidung vor.
Ziel des Projektes, so steht es in der Vorlage, sei es, alten betreuungs- und pflegebedürftigen Menschen einen möglichst langen Verbleib in der eigenen Häuslichkeit zu ermöglichen. Liest man weiter, wird deutlich, es geht dem HSK auch um Kostenersparnis. „Durch die Reduzierung von Heimaufenthalten von Personen in Pflegestufe 0 und 1 könnte der HSK erhebliche Einsparungen im Bereich stationärer Hilfe zur Pflege realisieren, da nach ersten Berechnungen die stationäre Hilfe in der Regel doppelt so teuer ist als die ambulante Hilfe zur Pflege.“
Die beschriebenen Maßnahmen: „Errichtung einer Clearingstelle „Pflege“ beim Hochsauerlandkreis – Errichtung eines Begutachtungsteams – Bereitstellung von Personal, um die Fallsteuerung zu gewährleisten – Bereitstellung von Projektmitteln zur Optimierung einer flächendeckenden ambulanten, teilstationären, komplementären und niederschwelligen Altenhilfe- und Pflegeinfrastruktur.“
Das ist nicht zum Nulltarif zu bekommen. Zu den Projektkosten schreibt der HSK: „Um der Zielsetzung des Projektes gerecht zu werden, bedarf es der Bereitstellung finanzieller Ressourcen von ca. 390.000,- Euro jährlich.“
Das Kreistagsmitglied der Sauerländer Bürgerliste (SBL) Reinhard Loos hat die umfangreiche Drucksache 8/322 (17 Seiten!) genau unter die Lupe genommen. Er ist zu der Meinung gekommen, die Kreisverwaltung könne bei der von ihr angestrebten Vorgehensweise nicht mit nennenswerten Einsparungen rechnen. Erst wenn mindestens 45% der neuen Pflegefälle in Stufe 0 und Stufe 1, die bisher in stationäre Pflege gingen, ambulante Pflege wählen würden, käme es zu geringen Einsparungen. Im Gegenteil, bei realistischer Annahmensetzung würden sich sogar erhebliche Mehrkosten ergeben, schreibt Loos in seinem Änderungstrag vom 02.02.2011. „Es würde eine zusätzliche Kontrollbürokratie errichtet werden, ohne Nutzen für die Betroffenen und ohne rechtliche Grundlage, andere Pflegeformen durchsetzen zu können“, argumentiert das SBL-Mitglied. Zudem schreibt er: „Verbesserungen der ambulanten und teilstationären Pflegeangebote können von den Anbietern durchgeführt werden, ohne dass zusätzliche Personalressourcen in der Kreisverwaltung erforderlich sind.“ Dafür sollen sie nach dem Antrag von Reinhard Loos jährlich 120.000 Euro an Zuschüssen erhalten, z.B. zur Förderung neuer Wohnformen (z.B. Senioren-WGs) und für vermehrten Einsatz von Hauspflegehelferinnen.
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February 9, 2011 @ 10:04 pm
[…] Gesundheit und Kontrollbürokratie: Das Kreistagsmitglied der Sauerländer Bürgerliste (SBL) Reinhard Loos hat die umfangreiche Drucksache 8/322 (17 Seiten!) genau unter die Lupe genommen. Er ist zu der Meinung gekommen, die Kreisverwaltung könne bei der von ihr angestrebten Vorgehensweise nicht mit nennenswerten Einsparungen rechnen … sbl […]