Verhaftungen wegen Klärschlammimport
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Paderborn. Im Skandal um PFT-belasteten Dünger im Sauerland sind drei Männer festgenommen worden, unter ihnen Ralf W. (37), der Geschäftsführer des Düngemittel-Herstellers GW Umwelt. Ihnen wird ein weiteres Vergehen vorgeworfen.WR-Nachrichtendienste Es seien Haftbefehle gegen W. sowie zwei seiner Ingenieure vollstreckt worden, sagte Horst Rürup von der Staatsanwaltschaft Paderborn. Den Männern werde “unerlaubter Umgang mit gefährlichen Stoffen und Betrug jeweils in besonders schwerem Fall” vorgeworfen.Aus der Bodenaufbereitungsfirma in Borchen bei Paderborn stammt das als Bio-Dünger deklarierte “Terra vital”, das u.a. auf einer Fläche in Brilon-Scharfenberg ausgebracht wurde und nun als Hauptquelle für die PFT-Verschmutzung des Trinkwassers in Möhne und Ruhr gilt.
In dem aktuellen Fall hatte das Trio nach Erkenntnissen der Ermittler Klärschlämme, die mit Perfluorierten Tensiden (PFT) belastet waren, aus den Niederlanden an Bauern in Niedersachsen, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt geliefert. Im Sauerland waren allerdings nicht Klärschlämme aus den Niederlanden, sondern ein Bioabfallgemisch auf die Felder aufgebracht worden. Die GW Umwelt habe insgesamt 50 000 Tonnen Klärschlämme aus den Niederlanden bezogen. “In den Niederlanden hätten diese Schlämme verbrannt werden müssen”, sagte Rürup. Für die Abnahme der Schlämme kassierte die Firma nach Angabe der Ermittler mehr als zwei Millionen Euro. Die festgenommenen Männer hätten ihren niederländischen Geschäftspartnern vorgespiegelt, “sie hätten eine überlegene Technik, diese Stoffe zu nützlichen Bodenverbesserern und Humusstoffen zu verarbeiten”, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Tatsächlich sei der Klärschlamm lediglich mit Mineralkalk gemischt worden. Nach den Kunden der Wasserwerke Arnsberg müssen nun auch die Abnehmer der Wasserwerke Westfalen – mehr als eine Million Menschen im Ruhr-Raum – mit höheren Wasserpreisen wegen PFT rechnen. In den nächsten Jahren seien Investitionen in Millionenhöhe notwendig. “Das Hochrüsten unserer Wasserwerke kostet einige zig-Millionen Euro”, sagte ein Sprecher. Auslöser für die Planungen sei der Fund der Industriechemikalie PFT, mit der technischen Aufrüstung solle aber dem ganzen Schadstoff-Cocktail im Ruhrwasser begegnet werden. In Dortmund wird der Kubikmeter Trinkwasser bereits ab 2007 um 6 Cent teurer. |
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19.12.2006 www.westfaelische-rundschau.de | |