Was wird aus unserem Müll?
Das fragten sich die Mitglieder der Kreistagsfraktion Sauerländer Bürgerliste (SBL);denn vor etlichen Jahren verschwand der Müll nicht so mir nichts dir nichts im Nirwana, sondern landete für alle sichtbar auf großen Müllhalden oder in irgendwelchen größeren Löchern und Senken. Jeder konnte mit seiner Schubkarre seine sperrigeren Altlasten bequem auf der Müllkippe in seinem Dorf abladen.
Die Zeiten sind lange vorbei! Jetzt müssen alle Haushalte hierzulande mit Tonnen in verschiedenen Farben und Größen für diverse Müll-Sorten vorlieb nehmen und sich auch noch merken, an welchen Wochentagen die gelbe, die grüne oder die graue usw. Tonne zur morgendlichen Abfuhr an der Straße stehen sollen. Zu allem Überfluss ist dieser Service, wie fast alles im Leben, auch nicht kostenlos. Beim Sperrmüll wird es richtig teuer. Unbequem ist die Schlepperei an die Straße obendrein. Aber immerhin ist man seinen Krempel los. Gedanken darüber, wohin das alte Sofa entfleucht ist und was aus dem guten Stück wird, macht sich der frühere Besitzer gewöhnlich nicht.
Die Kreistagsfraktion Sauerländer Bürgerliste und einige interessierte Bürgerinnen und Bürger wollten dieser Frage aber einmal auf den Grund gehen. Sie vereinbarten kurzerhand einen Termin mit der Firma R.A.B.E. Abfallaufbereitung GmbH in Meschede-Enste. Der Geschäftsführer, Herr Ickhorn, nahm sich dankenswerter Weise die Zeit, seinen Gästen Einblicke in die Abläufe des Betriebes zu geben.
Seit über zwei Jahren wird bei R.A.B.E. bekanntlich die „Ware“ Müll sortiert und vorbehandelt, denn unser Hausmüll und auch der Gewerbemüll darf ja nicht mehr „nur“ abgekippt und liegen gelassen werden. Unvorstellbare 65.000 Tonnen Restmüll und Sperrmüll allein aus dem Hochsauerlandkreis zuzüglich 45.000 Tonnen Abfälle aus anderen Herkunftsbereichen werden jährlich per LKWs in Enste angeliefert. Diese Abfallberge türmen sich zunächst in einer großen staubigen Halle und belästigen eventuelle Besucher mit einem nicht gerade angenehmen Duft. Vier oder fünf Arbeiter pro Schicht und ein Radlader mit staub- und geruchsfreier Fahrerkabine sorgen dafür, dass das Müllmeer irgendwie auf ein Wirrwarr von breiten Sortier- und Fließbändern in eine benachbarte Halle verfrachtet wird. Sortiert wird vollautomatisch und mit beeindruckendem Tempo z.B. nach Eisen, Alu, Holzmaterialien und Resten aus den Grünen-Punkt-Abfällen. In einer dritten Halle bekommt der Besucher dann sozusagen das Endprodukt zu sehen. Das sind einige große Berge von etwas unterschiedlich aussehender grauer und immer noch staubiger Masse, die, je nach „Qualität“, auf den Abtransport zur Verfeuerung in ein Braunkohle-, ein Steinkohle- oder auch ein Zementwerk warten oder aber in die Müllverbrennungsanlage in Bielefeld gefahren werden.
So sieht also in groben Zügen die sogenannte Entsorgung von einem Teil unseres Wohlstandsmülls aus. Leider produzieren wir ja noch viel mehr Abfälle. Wohin sich der übrige Müll, ob giftig oder nicht verirrt hat und noch verirren wird, dieses Geheimnis muss wohl zum Teil noch gelüftet werden.