Informationen und Meinungen zur Kreispolitik im HSK

Anfrage zum Gewinnspiel von Radio Sauerland

By admin at 12:32 pm on Friday, February 8, 2008

Der Hochsauerlandkreis ist ein Gesellschafter der Betriebsgesellschaft von Radio Sauerland. Im Programm dieses Lokalrundfunks wurde im Januar 27 Tage lang das Gewinnspiel “100.000 für 10″ gesendet, das die Telefonrechnungen einiger Hörerinnen und Hörer stark belastet hat. Denn nur wenige Anrufer auf der angebotenen 01379-Nummer kamen durch, aber bereits jeder Anrufversuch kostete mindestens 0,50 Euro. Deshalb hat die Kreistagsfraktion der Sauerländer Bürgerliste (SBL) die folgende Anfrage an den Landrat gestellt:

1. Hält es der Landrat für vertretbar, dass ein lokaler Radiosender, an dem der Hochsauerlandkreis als Gesellschafter beteiligt ist, Gewinnspiele veranstaltet, die von den Hörern und Teilnehmern als „Abzocke“ empfunden werden können?

2. Haben die Vertreter des HSK in den Gremien von Radio Sauerland zugestimmt, dass Radio Sauerland dieses Gewinnspiel sendet?

3. Ist eine Wiederholung eines derartigen Gewinnspiels in Radio Sauerland auszuschließen?

4. Wie hoch sind die von Radio Sauerland aus diesem Gewinnspiel direkt oder indirekt (z.B. durch Verrechnungen mit anderen Leistungen von Radio NRW) erzielten Einnahmen?
(Frage 4 kann getrennt von den anderen Fragen beantwortet werden)

Erläuterung:

Der Hochsauerlandkreis ist Mitgesellschafter der „Betriebsgesellschaft Radio Hochsauerlandkreis
mbH & Co KG“, die für Radio Sauerland verantwortlich ist, und der Kreistag entsendet Vertreter in die Gremien von Radio Sauerland, insbesondere in die Veranstaltergemeinschaft und in die Betriebsgesellschaft.

Radio Sauerland hat – ebenso wie andere lokale Rundfunksender in NRW – im Januar das Gewinnspiel „100.000 für 10“ gesendet. 27 Tage lang wurde i.d.R. 13mal am Tag stündlich eine neue Seriennummer eines 10-Euro-Scheins bekannt gegeben. Wer einen Schein mit einer identischen Seriennummer hatte, dem wurde ein Gewinn von 100.000 Euro in Aussicht gestellt (Dieser Fall trat allerdings nie ein!), und sie/er sollte eine 01379-Nummer anrufen. Nach etwa 20 Minuten wurde eine weitere Durchsage gemacht, und nun konnten auch alle HörerInnen, die nur 1, 2 oder 3 richtige Endziffern hatten, die 01379-Nummer anrufen. Der 10. Anrufer, der ins Studio durchgestellt wurde, sollte einen Gewinn von 100, 1.000 oder 10.000 Euro erhalten, je nachdem, wie viele Endziffern richtig waren. Nach weiteren ca. 25 Minuten wurde dann – in einer scheinbaren Live-Schaltung – ein Telefonat mit einem „Gewinner“ gesendet (das tatsächlich bereits vorher aufgezeichnet worden war).

Aus Einträgen in Internetforen und Aussagen Betroffener geht hervor, dass ein sehr großer Teil der AnruferInnen gar nicht das „Gewinn-Studio“ erreichte, sondern nur eine Ansage erhielt, dass ihr/sein Anruf dieses Mal nicht durchkäme. Dadurch wurden die gescheiterten Anrufer zu wiederholten Anrufversuchen animiert. Den Internetforen ist auch zu entnehmen, dass diese Art Gewinnspiel von Betroffenen vielfach als „Abzocke“ oder gar als „Betrug“ bezeichnet wird. Auch zahlreiche Mitarbeiter von lokalen Radiosendern in NRW scheinen sich nur widerwillig an der Durchführung beteiligt zu haben. Und viele potentielle Hörer haben wegen dieses Gewinnspiels und während seiner Durchführung auf das Programm des Lokalfunks verzichtet.

Jeder Anrufversuch bei einer 01379-Nummer kostet aus dem Festnetz der Deutschen Telekom 0,50 Euro. Aus den Mobilfunknetzen sind die Preise noch weit höher, z.B. für Prepaid-Kunden aus dem D1-Netz 0,99 Euro je Anrufversuch und aus dem D2-Netz 0,97 Euro je Anrufversuch. Bei anderen Mobilfunkanbietern beträgt die Gebühr sogar mehr als 1 Euro je Anrufversuch. Der Veranstalter des Gewinnspiels und Inhaber der Gewinnspiel- Telefonnummer, in diesem Fall also Radio NRW als Rahmenprogrammveranstalter von Radio Sauerland und der anderen NRW-Lokalradios, hat branchenüblich vom Provider der Telefonnummer pro Anruf eine Vergütung zwischen 0,29 Euro und 0,329 Euro zu erwarten. Die Einnahmen des Gewinnspiel-Veranstalters aus den „Ausschüttungen“ liegen also weit über seinen Kosten für eventuell tatsächlich ausgeschüttete Gewinne. Die Anbieter solcher 01379-Servicenummern werben ausdrücklich mit dem „hohen Verdienst des Eigners“ und damit, dass bereits jeder „Anrufversuch“ Geld einbringt.

Für viele Radiohörer sind die Struktur der Kosten und der Gewinne, der hohe Anteil der erfolglosen Anrufversuche und die Aussichtslosigkeit jedes Anrufversuchs zwischen Aufzeichnung und Ausstrahlung des Telefongesprächs mit dem Gewinner nicht überschaubar. Insbesondere Besitzer von 10-Euro-Scheinen mit aktuell genannten Serienendnummern werden zu zahlreichen Anrufversuchen verleitet, um vielleicht doch einmal ins “Gewinn-Studio“ durchzukommen und dann dort der „10. Anrufer“ zu sein. Dadurch können ihnen sehr hohe Telefonkosten entstehen, die über die sog. Ausschüttung zu einem großen Teil dem Anbieter des Gewinnspiels zufließen. Die konkreten Kosten bei Anrufen von Mobiltelefonen wurden übrigens bei der Werbung für das Gewinnspiel nie angesagt.

Bei dieser Art Gewinnspiel dürfte es sich wegen der Zufalls-Selektion der Telefonanrufe um ein sog. Glücksspiel handeln, für das eine besondere Genehmigung erforderlich ist. Vor einem Gewinn waren übrigens noch erheblich weitere Hürden zu überwinden, auf die im Radio niemals hingewiesen wurde; so mußte der 10-Euro-Schein innerhalb von 24-Stunden „einem Redakteur bei der Radio NRW GmbH“ persönlich vorgelegt werden und es durften nur Volljährige gewinnen (s. Teilnahmebedingungen unter http://www.radiobielefeld.de/index.php?id=406).

Außerdem wird die inhaltliche Komponente des lokalen Radioprogramms durch die für das Gewinnspiel verbrauchte Sendezeit (mehrere längere Einblendungen pro Stunde) erheblich eingeschränkt.

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November 6, 2009 @ 8:29 pm

[…] (Quelle: Sauerländer Bürgerliste) […]

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