Pächter muss Äcker von PFT säubern
Erstes Urteil im PFT-Skandal: Der Inhaber einer Baumschule, die auch Weihnachtsbaumkulturen betreibt, muss einen Acker im sauerländischen Brilon-Scharfenberg von der Industriechemikalie PFT befreien. Das hat die Zivilkammer des Landgerichts Arnsberg am Dienstag (04.03.08) entschieden.
Die Eigentümerin eines Ackers hat damit Recht bekommen. Ihr gehört eine Teilfläche des als Hauptquelle für die Belastung von Möhne und Ruhr geltenden Feldes. Sie hatte von ihrem Pächter ihr Grundstück “sauber” zurückgefordert. Das Gericht ging zwar nicht davon aus, dass der Mann wusste, dass dem in seinem Auftrag aufgebrachten Dünger Industriemüll beigemischt war, dennoch müsse er den Urzustand des Bodens herstellen.
Belasteter Dünger ausgestreut
Der betroffene Acker in Brilon steht im Zentrum des PFT-Skandals, der im Mai 2006 aufgedeckt wurde. Damals bemerkten Wissenschaftler erhöhte PFT-Konzentrationen in Möhne und Ruhr. Im Laufe der Ermittlungen stellte sich heraus, dass die Gewässer durch Düngemittel verunreinigt wurden, die illegalerweise PFT enthielten und auf den umliegenden Äckern verteilt wurden.
Weitere PFT-Prozesse in Aussicht
Der Prozess vor dem Arnsberger Landgericht bildete den Auftakt einer Reihe von Prozessen im Zusammenhang mit dem PFT-Skandal. Neben der Klägerin im aktuellen Fall gehen auch die anderen Eigentümer des insgesamt zehn Hektar großen Ackers gegen den Pächter vor. Außerdem ermittelt die Bielefelder Staatsanwaltschaft gegen den Inhaber von GW Umwelt. Der Borchener Firma, die inzwischen Insolvenz angemeldet hat, werden verschiedene Umweltdelikte vorgeworfen. Sie soll den PFT-haltigen Dünger an diverse Kunden, darunter den Briloner Landwirt, geliefert haben. Dabei seien angeblich Schmiergelder geflossen. Nach Auskunft eines Behördensprechers werden die Ermittlungen noch mindestens drei Monate dauern.
Land und Kreis beobachten Prozess
Der PFT-Skandal schlug auch im Düsseldorfer Landtag Wellen. So warfen im Januar 2008 die Grünen Umweltminister Eckhard Uhlenberg (CDU) vor, er habe PFT-Messdaten in nordrhein-westfälischen Böden und Gewässern “vertuscht, frisiert und manipuliert” und nehme eine Trinkwasserverschmutzung in Kauf.
Der Hochsauerlandkreis beobachtete das aktuelle Verfahren in Arnsberg genau. Schließlich baute der Kreis eine Sickerwasser-Drainage und eine Filteranlage auf dem verschmutzten Acker in Brilon, um die PFT-Belastung des Grundwassers zu reduzieren. Dafür gab man über eine Million Euro aus. Die will man sich nun zurückholen.
Quelle: WDR