Junge Sauerländer(innen) zieht es in die weite Welt
Üppiges Angebot, geringe Nachfrage
Die gute Nachricht vorweg: In den Sauerländer Dörfern muss man sich voraussichtlich auf lange Sicht überhaupt keine Sorgen um fehlenden Wohnraum machen. Sonderlich eng wird`s wahrscheinlich auch ín den Sauerländer Städtchen nicht. Vieles deutet derzeit darauf hin, dass das Angebot von Häusern und Wohnungen in unserer ländlichen Lage komfortabel bleibt. Macht es dann noch Sinn, weitere Baugebiete auszuweisen? Wohl kaum! Die entspannte Lage hat nämlich eine Kehrseite. Denn dort wo das Angebot groß und die Nachfrage gering ist, fallen gewöhnlich die Preise. Des einen Leid, des anderen Freud. Die Leidtragenden sind in diesem Fall die Haus- und Wohnungseigentümer. Für sie wird es immer schwieriger, ihre Immobilien zu vermarkten. So manches Schätzchen bleibt leer und mutiert irgendwann zur Ruine. Die Kinder, die hier groß wurden, sind oft schon lange über alle Berge. Ein Haus oder eine Wohnung sind also, entgegen manchen Aussagen von Banken und Bausparkassen, nicht immer und überall die ideale Altersvorsorge. Wie war das noch mal? „Die Lage, die Lage, die Lage“. Und die ist im Sauerland nun mal nicht so top wie in Bonn oder Düsseldorf. Sonst wären ja wohl nicht so viele Kinder „über alle Berge“!?
SBL-Klausurtagung mitsamt Demographie-Bericht
Aber worauf ich eigentlich hinaus will, das ist der Demographie-Vortrag von SBL-Fraktionssprecher Reinhard Loos. Es handelt sich um eine Präsentation, die er so oder ähnlich schon x-mal in vielen Kommunen in Deutschland gehalten hat. Jetzt, am vergangenen Sonntag (16.08.2015), erläuterte er die Studie auch seinen Fraktionskolleginnen und –kollegen, und zwar anlässlich der Klausurtagung der Kreistagsfraktion Sauerländer Bürgerliste (SBL/FW) in Sundern-Stockum. Die Daten für sein Referat hat Reinhard Loos nicht aus der Luft gegriffen. Der Arbeit zugrunde liegen harte Zahlen und Fakten. Der Kommunalpolitiker ist Volkswirt, Soziologe, Informatiker und Mitglied des Arbeitskreises für Bevölkerungswissenschaftliche Methoden der Deutschen Gesellschaft für Demographie. Er hat in den letzten Jahren immer wieder federführend an der Erstellung von Bevölkerungsstudien mitgearbeitet. Aktuelle Daten für etwa 3.000 Kommunen in Deutschland finden sich hier:
Klick: http://www.wegweiser-kommune.de
Einwohnerzahlen im Hochsauerlandkreis im Sinkflug
Reinhard Loos erläuterte, was wir ja mittlerweile alle schon wissen: Es geht bergab …. Ja, aber mit so großen Schritten? Das hätten wir vielleicht doch nicht gedacht! Um die Sache nicht so langatmig zu machen, nehmen wir als Beispiel mal Meschede. Für die Kreisstadt prognostiziert die besagte Studie einen Einwohnerrückgang von 15 %, wohlgemerkt von 2012 bis 2030, also innerhalb von weniger als zwei Jahrzehnten! Damit belegt Meschede beinahe den negativen Spitzenplatz im HSK. Härter trifft es (mit minus 15,3 %) nur noch Olsberg. Bestwig wird „nur“ um 7,8 % schrumpfen, Arnsberg um 10,3 %. Ein Einwohnerplus verzeichnet in den nächsten 15 Jahren mit ganz großer Wahrscheinlichkeit keine einzige Kommune im Kreisgebiet. Alleine der Rückgang der Einwohnerzahl wäre nicht so gravierend, wenn damit nicht auch eine sehr deutliche Veränderung der Altersstruktur verbunden wäre.
Wieso, weshalb, warum?
Eine nicht unerhebliche Rolle spielt dabei der „Sterbefallüberschuss“. Das heißt, im HSK sterben im gleichen Zeitraum mehr Menschen als geboren werden und zwar mit zunehmender Tendenz. Ein Grund dafür ist, dass hier die Zahl der Frauen im geburtsfähigen Alter kontinuierlich zurück geht. Das resultiert wiederum aus den zahlreichen Fortzügen junger Frauen nach Düsseldorf, München oder andere boomende Regionen. Laut Daten der Bertelsmann-Stiftung ziehen nämlich vor allem die jungen Frauen weg. Darüber sollte sich, meine ich, die Herren-Gesellschaft hier mal Gedanken machen! Was bieten Städte, was die Kommunen im Sauerland nicht bieten?
Wie wirkt sich die Zuwanderung aus?
Die Zuwanderung in den HSK ist laut der Bertelsmann-Studie im Durchschnitt der letzten Jahre zu gering, um die Fortzüge auszugleichen. Denn auch Zuwanderer zieht es viel häufiger in kreisfreie Städte als in Regionen wie das Sauerland und die Eifel.
Also, bis das Sauerland aus allen Nähten platzt, das wird dauern, trotz der vielen Flüchtlinge. Denn auch die werden hier wohl nicht bleiben, aus welchen Gründen auch immer.