Rote Karte für Firma Stratmann
Kundgebung auf dem Rathausplatz gegen geplante Müllverbrennungsanlage Mönkeloh
VON JAN RÖSSMANN (TEXT) UND REINHARD ROHLF (FOTOS)
Paderborn. Rasseln, Trommeln, Pfiffe und Buh-Rufe. Trotz kurzer Regenschauer und vereinzelter Schneeflocken protestierten rund 3000 Demonstranten auf dem Rathausplatz gegen die umstrittene Müllverbrennungsanlage in Mönkeloh. Auch Bürgermeister Paus und Landrat Müller bezogen Stellung.
Reinhard Menne von der Bürgerinitiative Mönkeloh machte bereits in der Begrüßungsrede klar, wie weit der Verein gehen will, falls die Detmolder Regierungspräsidentin Marianne Thomann-Stahl (FDP) dem Bau der MVA nach ihrem USA-Urlaub zustimmt: „Wir stehen auch eine Klage vor Gericht durch.“
Heinz Paus kam als erster Politiker auf der Bühne vor dem Rathaus zu Wort und versicherte, in dieser Angelegenheit für alle Mitglieder und Fraktionen des Stadtrates sprechen: „Diese Anlage, wie sie von der Firma Stratmann beantragt worden ist, wollen wir in Paderborn nicht.“ Nach dem Applaus der Demonstranten versprach der Bürgermeister „alle rechtlichen und Erfolg versprechenden Hebel“ in Bewegung zu setzen, damit der Bau so nicht realisiert werde. Die Anlage passe nicht zum „Hightech-Standort Paderborn.“ Der Rat habe bereits weit über 100.000 Euro für die umweltrechtliche und anlagentechnische Beratung von Fachleuten ausgegeben und als Ergebnis etwa 250 Mängelrügen am Plan der Firma Stratmann festgestellt, die in das Verfahren eingebracht wurden.
Paus lobte die „gemeinsame Arbeit“, die erfolgreich sei, da es in dem vor zwei Jahren begonnenen Erörterungsverfahren immer noch kein grünes Licht von der Bezirksregierung gibt. Jede weitere Woche, die die Erörterung des Antrages länger dauere, sei ein wirtschaftlicher Verlust für den Anlagenbetreiber, da der Markt für Müllverbrennung momentan finanziell besonders rentabel sei. Mit dem Versprechen, die Bedenken der Stadt zusammen mit dem Landrat und den Nachbar-Bürgermeistern persönlich der Regierungspräsidentin zu überbringen, beendete Paus seine Rede
Auch Landrat Manfred Müller forderte die Bezirksregierung auf, den Antrag zurückzuweisen: „Eine ganze Region stemmt sich gegen den Bau einer Müllverbrennungsanlage. Warum mutet uns die Firma Stratmann eine minderwertige Anlage zu?“
Nach den beiden Politikern sprachen sich auch zwei Kirchenvertreter gegen die Bewilligung der Anlage aus. Der katholische Pfarrer Georg Kersting brachte besonders seine Sorge um die gesunde Luft im Kurort Bad Lippspringe zum Ausdruck, während Ute Wendorf vom evangelischen Kirchenkreis die Firma Stratmann an ihre Verantwortung für kommende Generationen erinnerte: „Dass viele Kinder an Neurodermitis und Asthma leiden, ist bereits ein Ergebnis stärker werdender Umweltbelastung. Die geplante Anlage braucht viel Müll, um Profit abzuwerfen, wir müssen aber Müll vermeiden.“ Heute ab 9 Uhr geht die Erörterung im Paderborner Schützenhof nach vierwöchiger Pause weiter. Bisher wurden sechs Tage über das Bauvorhaben diskutiert, mindestens zwei Tage mit kontroversen Diskussionen stehen bevor.
Reinhard Menne kündigte direkt nach dem Ende der Kundgebung die nächste Protestaktion an: „Wir fahren jetzt nach Bestwig ins Sauerland und werfen rote Protestkarten bei Stratmann in den Briefkasten. Drei Busse warten hinter der Bühne auf alle Mitstreiter.“ Darüber mehr auf der ¦ 2. Lokalseite
„Bleib in Bestwig, Stratmann“: Die Bürgerinitiative gegen die MVA hatte 4.800 rote und grüne Protestkarten drucken lassen. Einige Demonstranten brachten ihr Anschreiben persönlich mit dem Bus nach Bestwig.
(aus Neue Westfälische Paderborn vom 31.03.2008)