Müllofen-Planer haben Wasser nicht im Griff
Bürgersorgen um Trinkwasser / Abwasserkonzept mangelhaft
VON HANS-HERMANN IGGESPaderborn. Am Ende sorgte sie für das I-Tüpfelchen: Gisela Ewering, Einzeleinwenderin, erschütterte mit wenigen Fragen den Plan der Kraftwerksgesellschaft Mönkeloh (KMG) für die Ableitung von Regenwasser. Sie bestätigte damit den Eindruck, den die Erörterung gestern bis dahin bei allen Beobachtern vor der Bühne, besetzt mit Antragstellerin und Bezirksregierung, gemacht hatte: Die KMG hat nicht nur kein Brandschutzkonzept – sie hat auch keinen plausiblen Plan für die Entwässerung.
Das nährte bei den Anwesenden nochmals die Sorge um die Grundwasserqualität, die die KMG vormittags schon nicht ausräumen konnte, als es um den Umgang mit Wasser gefährdenden Stoffen in der geplanten Anlage ging. Klaus Kasmann, Leiter der Unteren Wasserbehörde beim Kreis Paderborn, hatte als erster auf die im Gebietsentwicklungsplan verankerte „besondere“ Schutzwürdigkeit der Paderborner Hochfläche hingewiesen. Der offene Karst dort, so Prof. Dr. Werner Schlegel, habe so gut wie keine Filterwirkung und lasse Oberflächenwasser schnell ins Grundwasser sickern – mit Folgen für die Trinkwasserqualität nicht nur in Paderborn, sondern auch für Bielefeld und Teile Detmolds.
Fritz Buhr, Sprecher der Umweltverbände, verwies auf Wasserrechte von Firmen in der Nachbarschaft über Hunderttausende Kubikmeter, die zum Teil direkt neben dem KMG-Gelände gefördert werden. Dr. Frank Becker, Leiter des Paderborner Umweltamtes, forderte mit Blick auf die mögliche Schadstoffbelastung des Mülls im Brennstoffbunker und dessen Funktion als Löschwasserrückhaltebecken dafür eine doppelte Wand sowie eine Anzeige für Lecks. Die KMG verwies darauf, die geplante ein Meter dicke Betonwand sei als wasserundurchlässig eingestuft.
Raimund Prenger, Leiter des Paderborner Stadtentwässerungsbetriebs (Steb) rechnete der KMG vor, dass ihr Plan zur Entwässerung des Werksgeländes „so nicht realisierbar sei“. Entweder sie setze bei Bedarf Pumpen ein, um ihr voll gelaufenes Gelände zu entwässern oder erhöhe das Niveau um einen Meter. Die KMG hatte ihre Vorstellungen auf der Grundlage eines Planes entwickelt, der ihr vom Steb zugeschickt wurde, sich danach offensichtlich aber nicht mehr beim Steb gemeldet.
„Was sich findet, ist alles andere als ausgereift. Immerhin kann man die Zielrichtung erkennen.“
Ingo Gödecke (Naturschutzverbände) wiederum beschrieb die auch von der Bezirksregierung gesehene Gefahr, dass belastetes Brauchwasser über das Regenrückhaltebecken der Stadt in die Kanalisation gelangen könne. Die KMG musste schließlich zusagen, ein überarbeitetes Konzept bei der Stadt einzureichen. Versammlungsleiter Wolf-Christian Denkhaus machte die Tragweite deutlich: „Bevor die Stadt nicht damit einverstanden ist, gibt es keine Baugenehmigung. Wenn das Konzept vorliegt, müssen wir auch prüfen, ob wir es neu auslegen.“
Der Umgang mit der Entwässerung erinnerte viele Einwender an den Vortag. Günter Esders: „Das ist die Fortsetzung dessen, was wir beim Brandschutz erlebt haben.“ Fritz Buhr fühlte sich in seiner Haltung, die Erörterung hätte mangels Grundlagen nicht stattfinden dürfen, erneut bestätigt: „Jeder anderer würde solche Unterlagen um die Ohren bekommen!“ Denkhaus räumte ein: „Was sich findet, ist alles andere als ausgereift. Immerhin kann man die Zielrichtung erkennen.“
(aus Neue Westfälische Paderborn vom 04.04.2008)