Privatisierung rückgängig gemacht: Xanten und die motivierte Putzkolonne
Bürgermeister Christian Strunk, seit zehn Jahren in Xanten im Amt, glaubt im Wahlkampf wie im politischen Alltag daran, dass kommunales Handeln bisweilen auch die empfohlenen Wege verlassen muss.
Ein Beispiel: Die Wiedereinstellung städtischer Reinigungskräfte. Es ist bekanntlich das Mantra aller Reformer, städtische Aufgaben zu privatisieren – Müllabfuhr, Stadtreinigung, Hallenbäder. Wie also kann es sein, dass ausgerechnet ein CDU-Bürgermeister auf die Neueinstellung solch angeblich “verzichtbarer” Beschäftigter wie Reinigungskräfte kommt? Falsch gerechnet? Wut auf den privaten Unternehmer, der in der Vergangenheit die öffentlichen Gebäude reinigte? Denn die Stadtreinigung war ja vor 20 Jahren privatisiert oder wie man neudeutsch sagt: outgesourct worden.
Das blank gebohnerte Parkett im ehrwürdigen Sitzungssaal des historischen Rathauses verrät die Antwort nicht unbedingt. Das machen private nicht anders als öffentlich Bedienstete auch. Es war also doch der spitze Bleistift. Der 42-jährige Bürgermeister rechnet vor, dass er jährlich über 300.000 Euro für das Privatunternehmen aufzuwenden hatte und die Beschäftigten dort 7.60 Euro pro Stunde verdienten. Jetzt, da die Putzkolonne wieder auf der Gehaltsliste der Stadt steht, spart die Stadt die fälligen 19 Prozent Mehrwertsteuer, investiert einen Teil davon in höhere Gehälter und schafft ein gewisses Zugehörigkeitsgefühl der Beschäftigten. Motto: Ich arbeite in meiner Stadt für meine Stadt.
Die 28 vom Privatunternehmer abgeworbenen Putzkräfte sind jetzt zusatzversichert und verdienen mit über acht Euro Stundenlohn sogar mehr als zuvor – definitiv mehr als den gesetzlichen Mindestlohn der Branche. Unterm Strich hat die Stadt Xanten im vergangenen Jahr fast 100.000 Euro bei der Reinigung öffentlicher Gebäude gespart.
Und der Privatunternehmer – schaut der jetzt in die Röhre? Nicht unbedingt. Er organisiert nach wie vor die Kolonnen und beschafft das Material – nur die 80 Prozent Lohnkosten, die berechnet jetzt die Stadt sich selbst. Ein Beispiel für andere Kommunen? Bürgermeister Strunk ist sicher: auf jeden Fall!
(Quelle: http://wdrblog.de/klaeuser/)