Informationen und Meinungen zur Kreispolitik im HSK

Viele Informationen und hohes Diskussionsniveau

By admin at 10:08 pm on Sunday, June 3, 2012

Infoveranstaltung zur Gesamtschule im HSK:
Kenntnisreiche Podiumsbesetzung bei der Veranstaltung der SBL und MbZ zur Gesamtschule

Der Hochsauerlandkreis ist der letzte Kreis in Nordrhein-Westfalen ohne Gesamtschule. Ein Mangel? Die CDU-Fraktion im Mescheder Kreistag sieht es als Erfolg. Diese Begeisterung teilt jedoch nicht jeder.
Daher luden die Sauerländer Bürgerliste (SBL) und die Fraktion „Meschede braucht Zukunft“ (MbZ) am 30. Mai zu einer Podiumsdiskussion in den großen Kreistagssaal in Meschede ein. Thema: „GESAMTSCHULE im HSK? Information, Diskussion, Fragen und Antworten“
Es kamen rund 50 ZuhörerInnen, darunter Mitglieder des Jugendparlaments Meschede, der stellvertretende Landrat Heinemann, LehrerInnen, politisch Aktive und interessierte BürgerInnen aus dem Hochsauerlandkreis. Wie viele betroffene Eltern unter den Zuhörern waren, ließ sich nicht ausmachen.
Das Podium war sehr kompetent besetzt. Zunächst stellte Kerstin Haferkemper, Lehrerin an der Hannah-Ahrendt Gesamtschule Soest, die Schulorganisation und die pädagogische Arbeit in groben Zügen vor. Sie betonte, dass an ihrer Schule das Kind im Mittelpunkt stehe. Eine heterogene Schülerschaft sei gewollt. Die Schule biete einen rhythmisierten Ganztag, Mittagspausen von 45 Minuten für alle Schüler, Förderkonzepte, ein AG-Angebot am Nachmittag und offene Angebote in der Mittagspause. Die Schüler würden nicht nur fachlich gefördert, sondern auch methodisch, sie sollten soziale Fähigkeiten erlernen und ihr Lernen selber organisieren. Daher gebe es Wochenplanarbeit, Sozialräte und Klassenräte.
Als Vertreter der Elternpflegschaft der Soester Gesamtschule betonte Herr Michel, dass es eine gute Einbeziehung der Eltern an der Hannah-Arndt Schule gebe.
Dr. Michael Fink, Vorstandsmitglied der Gemeinnützigen Gesellschaft Gesamtschule NRW e.V., wies darauf hin, dass an den neu geschaffenen Sekundarschulen Kinder mit Haupt- und Realschulempfehlung aufgenommen würden. An den Gesamtschulen hingegen meldeten Eltern auch Kinder mit Gymnasialempfehlung an. Gesamtschüler hätten 13 Jahre Zeit bis zum Abitur und 70% der SchülerInnen, die an der Gesamtschule das Abitur schafften, hätten nach der 4. Klasse keine Gymnasialempfehlung von ihrer Grundschule gehabt.
Anwesend waren auch zwei ehemalige Schülerinnen, die im letzten Jahr an der auf der Veranstaltung sehr engagiert und kompetent vertretenen Soester Gesamtschule ihr Abitur gemacht haben. Sie hoben in diesem Zusammenhang folgende Tatsache hervor: Gesamtschüler schreiben dieselben Abiturarbeiten wie Gymnasiasten. In NRW gibt es ein Zentralabitu,r und das ist für beide Schulformen identisch. Die Abiturprüfung an einer Gesamtschule ist somit genauso schwierig wie an einem Gymnasium.
Volker Esch-Alsen, Sozialdemokrat und stellvertretender Schulleiter, erläuterte, dass in Soest die Anmeldungszahlen die Kapazitäten der Schule deutlich übersteigen würden. Das bedeute leider, dass viele Schüler abgewiesen werden müssten. Nachdem die Entscheidung für die Gründung der Gesamtschule im Soester Rat sehr knapp gefallen sei, sei sie heute aus dem Schulangebot in Soest nicht mehr wegzudenken. Zwangsweise die Schule verlassen mussten in den 16 Jahren des Bestehens allerdings nur 2 Schüler.
Eine neue gegründete Gesamtschule müsse sich ihren guten Ruf allerdings erst erkämpfen. Herr Esch-Alsen bedauerte zudem, dass es in der Diskussion um die Schulform häufig nicht um Pädagogik gehe. So bezeichnete er die Sekundarschule als Kopfgeburt, und die Ablehnung dieser Schulform in Arnsberg hätte gezeigt, dass Eltern verstünden, dass es sich hierbei lediglich um die Zusammenlegung von Haupt- und Realschule handele. Die Gesamtschule hingegen verfüge über eine gymnasiale Oberstufe und biete somit alle Abschlüsse bis zum Abitur.
Reinhard Loos von der SBL betonte, dass nach dem Schulgesetz der Kreis in der Pflicht sei und dieser die Verantwortung nicht einfach an die Kommunen weitergeben könne. Er veranschaulichte die Auswirkungen des demographischen Wandels auf die Schülerzahlen im HSK. Schon jetzt wanderten Schüler ab. 122 Briloner Schüler besuchten derzeit die Uplandschule in Willingen, eine kooperative Gesamtschule. In der Altersgruppe der 19-25 Jährigen verliere der HSK jährlich im Saldo rund 500 Personen. Loos ließ die Frage offen, ob dies vielleicht auch an der fehlenden Pluralität des Schulsystems liege. Allein in Westfalen starteten im August 11 neue Gesamtschulen, zahlreiche weitere Neugründungen seien für 2013 bereits beschlossen. Sie fänden fast alle im ländlichen Raum statt (z.B. in Menden, Finnentrop, Wenden, Brakel, Bad Driburg, Ennigerloh-Neubeckum, Greven, Ibbenbüren, Warendorf, Salzkotten, Harsewinkel und Herzebrock-Clarholz), nur nicht im HSK.
Am Schluss der angeregten Diskussion ging es um die Frage, wie eine Gesamtschule politisch durchgesetzt werden könne. Meschede sei in der glücklichen Situation, dass es bereits einen Ratsbeschluss für eine Elternbefragung gebe, erklärte Herr Fink. Nun komme es auf den richtigen Stimmzettel an: Es gebe einen, auf dem lediglich die Sekundarschule stehe. Die zweite Option sehe vor, dass Eltern für eine integrierte Schulform stimmen können und dann die Wahl zwischen Sekundarschule und Gesamtschule haben. Möglichst viele Eltern sollten beteiligt werden, damit das Ergebnis tatsächlich repräsentativ sei.
Moderatorin Christa Hudyma, Ratsmitglied der FW in Medebach, hob die Bedeutung des Elternengagements hervor. Hier wurde sie von Herrn Michel unterstützt. Zur Beurteilung einer Schule sollten Eltern von der Schulleitung den Bericht der Qualitätsanalyse einfordern und sich hier insbesondere den Berichtsteil zum Thema Unterricht ansehen. Wenn der Schulleiter diesen Bericht nicht zeigen wolle, sei dies bereits ein Hinweis.
Die im Saal Anwesenden waren sich weitgehend einig, dass dem Hochsauerlandkreis eine Gesamtschule als weitere Schulform fehle. Sie solle nicht die vorhandenen Gymnasien ersetzen oder gar zu einer Einheitsschule führen. Eine weitere Schulform würde die Vielfalt vergrößern und somit Eltern und Schülern mehr Möglichkeiten bieten.
Ob die Gründung einer Gesamtschule im Hochsauerlandkreis politisch durchsetzbar ist, wird sich demnächst zeigen. Das fehlende Interesse von Elternseite war jedoch kein positiver Indikator.

Anmerkung:
Unsere Pressemitteilung basiert auf dem Bericht einer Teilnehmerin der Veranstaltung. Der Ursprungstext wurde zunächst bei www.schiebener.net/wordpress veröffentlicht und von der SBL nur geringfügig ergänzt. Wir danken für die freundliche Unterstützung!

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