Heftiger Streit um Stratmann-Projekt
Bestwig. (fr) Die “Bürgerinitiative Mönkeloh” feiert es als einen Etappensieg, die Firma Stratmann will am Bau eines Heizkraftwerks bei Paderborn festhalten: Der Erörtungstermin für das 62-Millionen-Euro-Projekt des Bestwiger Unternehmens wurde in der vergangenen Woche abgebrochen.
Das teilte Jürgen Wrona, Mitglied im Sprecherrat der Bürgerinitiative Mönkeloh, gestern in einer Presseerklärung mit. Wrona spricht von “zahlreichen Mängeln und Fehlern in den Antragsunterlagen”.
Die Bürgerinitiative lehnt das Stratmann-Projekt ab: Es handele sich um eine “Billig-Anlage mit primitiver Rauchgasreinigung, in der hoch belasteter Müll aus anderen Regionen – unter anderem aus dem Hochsauerlandkreis – verbrannt werden soll”, so Wrona.
Im Paderborner Land habe sich eine breite Ablehnungsfront gebildet: 45.000 Unterschriften hat die Bürgerinitiative gegen die “Müllverbrennungsanlage”, so Wrona, gesammelt. Die Stadt Paderborn lehne das Vorhaben mit Rückendeckung aller Ratsfraktionen ab, ebenso hätten Paderborner Universität, Kreisärzteverein wie auch evangelische und katholische Kirche Bedenken angemeldet.
Die Initiative schreibt im Zusammenhang mit dem Erörterungstermin von einem “Technischen K.o.” für Stratmann: Man habe eine Schornsteinhöhe falsch berechnet, die Abgabe von Strom und Dampf aus der Anlage seien völlig unklar.
,Strengste Grenzwerte, die es in Europa gibt`
Als “abenteuerlich” bezeichnet dagegen Carsten Stratmann, Geschäftsführer der Firma Stratmann Entsorgungswirtschaft, den Vorwurf der Bürgerinitiative, Zahlen manipuliert zu haben: “Wenn es eine Dreckschleuder wäre, wären wir im Genehmigungsverfahren nicht mal bis zum Erörterungstermin gekommen.”
Stratmann räumt ein, dass die technischen Angaben, die zur Unterbrechung des Verfahrens geführt hätten, unverständlich gewesen seien: “Hier ist etwas falsch gemacht worden.” Die Anträge würden nun überarbeitet. Den Vorwurf, eine “Billiganlage” zu bauen, weist er entschieden zurück: “Diese Anlagen unterliegen den strengsten Grenzwerten, die es in Europa gibt.”
Und eben diese Grenzwerte würden mit dem geplanten Heizkraftwerk bei Paderborn deutlich unterschritten: “Wenn man mit Müll arbeitet, muss man hohe Standards einhalten.” Er sieht zwar eine “breite Linie der Ablehnung” in Paderborn gegen das Projekt, will jedoch durch Sach-Argumente überzeugen: “Wir wissen, dass von der Anlage keine Gefahr ausgeht.”
Fachliches interessiere die Initiative aber offenbar nicht, ärgert sich Stratmann: “Stattdessen versucht man, unseren Ruf zu ruinieren.” Der Vorwurf, ein “skrupelloser Geschäftemacher” zu sein, treffe ihn persönlich, räumt der Bestwiger Unternehmer ein: “Dass wir mit Müll verantwortlich umgehen können, haben wir hier in 40 Jahren unter Beweis gestellt.” Carsten Stratmann will nun innerhalb von zwei Monaten mit überarbeiteten Plänen wieder ins Genehmigungsverfahren einsteigen.
(aus: WR Meschede vom 27.03.2007)