Wirtschaftsausschuss des HSK unterstützt SBL-Forderung, Bahnstrecken während der Tunnelsanierungen nicht zu sperren
Etwa im Jahr 2015 sollen umfangreiche Baumaßnahmen auf der zentralen Bahnstrecke des Hochsauerlandkreises, der Oberen Ruhrtalbahn (ORB), starten. Die 3 großen Tunnel bei Glösingen und Freienohl (je ca. 0,7 km lang) und bei Elleringhausen (1,4 km lang) sollen saniert werden. Diese Tunnel sind mehr als 100 Jahre alt. Die dafür zuständige Gesellschaft der Bahn, die DB Netz, plant, dass die Tunnel nach der Sanierung nur noch eingleisig befahrbar sind. Dadurch könnten Baukosten gespart werden.
In der Sitzung des Wirtschaftsausschusses am 17.09. stellte ein Vertreter der DB Netz dar, dass nach seiner Auffassung auch künftig die Strecken nicht voll ausgelastet seien und daher trotz der eingleisigen Teilstrecken ein Verkehr in “Premium Qualität” möglich sei. Doch das sah der Aussschuss anders. Er verabschiedete eine Resolution und fordert die DB Netz auf, dass die Tunnel auch nach der Sanierung zweigleisig betrieben werden.
Seltsam sind die Berechnungen der DB Netz. Da wurde z.B. ermittelt, wie viele Züge die eingleisigen Stecken innerhalb von 20 oder von 24 Stunden passieren können. Das hilft aber in der Praxis nicht weiter. Denn jede Verspätung würde sich dann sofort auch auf die Gegenrichtung auswirken. Die heute schon oft kritischen Anschlüsse in Warburg, Schwerte, Hagen oder Dortmund würde noch viel mehr gefährdet werden. Wie dies in der Wirklichkeit aussieht, läßt sich oft vor der “Schwerter Kurve”, auf der eingleisigen Strecke der RE57 zwischen Fröndenberg und Dortmund-Hörde, beobachten. Wenn z.B. der Zug ins Sauerland aus Dortmund Hbf nur wenige Minuten zu spät abfährt, muss der Zug in Richtung Dortmund hinter Fröndenberg warten, und die Anschlüsse an die ICs werden nicht mehr erreicht. Kapazitätsreserven für zusätzlichen Verkehr zu Stoßzeiten bestünden überhaupt nicht mehr. Die DB Netz soll ein 332seitiges Gutachten erhalten haben, das aber den Ausschussmitgliedern bisher nicht bekannt ist. Die SBL wird Einsicht in dieses Gutachten fordern.
Nicht ohne Grund fordern auch die Landtagsfraktionen, die die neue NRW-Landesregierung gebildet haben, in ihrem Koalitionsvertrag die Beseitigung noch vorhandener eingleisiger Strecken. Daraus wird deutlich, dass auf Landesebene die Entwicklung in die andere Richtung geht als es für den HSK geplant wird.
Da die Tunnel bei Glösingen und Freienohl dicht hintereinander liegen, würde sich eine 3,5 km lange eingleisige Strecke ergeben, mit großen Risiken für den Fahrplan. Für zwei weitere Tunnel bei Arnsberg und Olsberg, die je knapp 300 m lang sind, soll auf absehbare Zeit kein Sanierungsbedarf bestehen, wie der Vertreter der DB Netz auf Anfrage der SBL erklärte.
Ein weiteres Problem ist die lange Bauzeit. Über ihre Dauer wollte der Vertreter von DB Netz auch auf Nachfrage der SBL keine Vorhersage abgeben. Erfahrungen aus anderen Projekten lassen jedoch befürchten, dass es zu einer etwa einjährigen Vollsperrung der Bahnstrecke kommen könnte. Die SBL brachte daher einen Antrag ein, der sich auf die Erfahrungen bei der Tunnelsanierung der Lahntalbahn bezieht, die der SBL aus der Mitwirkung im VCD bekannt sind. Dort erfolgte in diesem Jahr die Tunnelsanierung unter Aufrechterhaltung des Schienenverkehrs. Ein sogenanntes Tunnelvortriebsportal (TVP) wurde über der – nur während der Bauzeit – eingleisigen Strecke errichtet. Der Wirtschaftsausschuss schloß sich dieser Zielsetzung an. In der nun ergänzten Resolution wird die DB Netz aufgefordert, den Einsatz des TVP im Ruhrtal zu prüfen.
Sehr oberflächlich verlief die Diskussion der Tunnelsanierung am nächsten Tag in der Verbandsversammlung des Zweckverbandes für den Schienenverkehr (ZRL). Kein einziges der 4 Kreistagsmitglieder aus dem HSK, das dieser Verbandsversammlung angehört, hatte am Vortag im Wirtschaftsausschuss teilgenommen. Wenigstens wurde die Resolution zur Zweigleisigkeit (in der von der ZRL-Geschäftsführung vorgelegten Fassung) ohne Gegenstimme beschlossen.