Besuch im Julie Postel-Haus im Bergkloster Bestwig
Die Mitglieder des Kreisjugendhilfeausschusses (KJHA) besuchten zum Auftakt ihrer Sitzung am 08.11.2012 das Julie Postel-Haus im Bergkloster Bestwig. Eine freundliche Mitarbeiterin der Mutter-Vater-Kind-Einrichtung führte die Gruppe durch die Räumlichkeiten und beantwortete geduldig einige Dutzend Fragen.
In der Einrichtung wohnen z.Z. 11 Mütter mit ihren Kleinkindern bzw. Schwangere, die hier bis zur Entbindung und darüber hinaus betreut und unterstützt werden. Jeder kleinen Familie steht ein gemütliches Zwei-Raum-Appartement mit eigenem Bad zur Verfügung. Mehrere freundlich und modern eingerichtete Gemeinschaftszimmer für Mütter und Kinder laden zum Aufenthalt ein. Am Wochenende kann auch vorübergehend Besuch in die kleine Wohnung einziehen. Selbstverständlich dürfen die jungen Frauen jederzeit ausgehen. Das Julie Postel-Haus ist trotz oder vielleicht gerade wegen der Nähe zum Kloster eine moderne, zeitgemäße Einrichtung.
Vor ihrem Einzug in das Gemeinschaftshaus lebten die jungen Frauen in schwierigen Verhältnissen und wurden mit ihrer Lebenssituation aus vielerlei Gründen nicht fertig. Schwangerschaft und die Geburt des Kindes bedeuten für sie ein weiteres, nicht zu bewältigendes Problem. Im geschützten Raum dieser Einrichtung im Bergkloster sollen die jungen Mütter psychisch gestärkt werden. Zudem ist das Ziel, gewisse Regeln und praktische Dinge des Lebens zu erlernen, auch im Umgang mit dem eigenen Kind. Die Frauen haben die Möglichkeit, im Bergkloster einen Schulabschluss nachzuholen. Ihre Kleinen besuchen in der Zeit den Kindergarten im Bergkloster oder werden anderweitig im Haus betreut. Der Altersdurchschnitt der im Julie Postel-Haus lebenden Mütter hat sich in den letzten Jahren erhöht. Die derzeit älteste Mitbewohnerin ist 32 Jahre alt. Mütter und Kinder wohnen auf unbestimmte Zeit in der Einrichtung, in einem Fall schon seit drei Jahren. Die überwiegende Zahl der Bewohnerinnen in der Mutter-Vater-Kind-Einrichtung lebte vor ihrem Um- bzw. Einzug nicht im Hochsauerlandkreis.
Die Maßnahmen finanziert das zuständige Jugendamt. Ein Platz kostet 4.000 Euro monatlich. Den Müttern stehen jeden Monat 80 Euro Taschengeld plus 50 Euro Bekleidungsgeld zur Verfügung. Das Kindergeld verbleibt beim Jugendamt. Manchmal kommt es vor, dass sich die Frauen nicht an die abgemachten Regeln halten. Dann kann die Aufenthalt im Julie Postel-Haus seitens des Kostenträgers abgebrochen werden.
Wieso nennt sich das Julie Postel-Haus „Mutter-Vater-Kind-Einrichtung“? Der Grund ist ein ganz simpler. Im Sinne der Gleichberechtigung können auch hilfesuchende Väter mit ihren Kindern hier auf unbestimmte Zeit wohnen.