Das Chaos der Post-, Telefon- und Bahnprivatisierung
Zur aktuellen Diskussion über die Postschließungen in Arnsberg und Sundern veröffentlichen wir hier einen Leserbrief. Der Autor antwortet damit auf eine Stellungnahme des ehemaligen FDP-Bundestagskandidaten Rolf Brand in der örtlichen Presse:
Der Leserbrief von Herrn Brand bedarf einiger Ergänzungen und Klarstellungen:
So sind es keinesfalls nur die SPD und die Grünen, die ihre Bedenken gegen die Schließung der Postfilialen in Arnsberg und Sundern äußern. Auch die Handwerkskammer in Arnsberg zählt dazu, das sicher nicht ohne Grund und meiner Meinung nach auch zu Recht. So wird es für die Post AG immer schwieriger, einen geeigneten Partner zu finden, weil die gezahlten Vergütungen in den letzten Jahren drastisch gekürzt wurden. In Stockum ist es der Post bis heute nicht gelungen, einen Partner zu finden und das ist keineswegs ein Einzelfall. Auch in Oeventrop gab es fast einen Monat keinen Ersatz für die geschlossene Partnerfiliale.
Selbst wenn dann ein Partner gefunden wird, kann man noch lange nicht von einem “vollwertigen Ersatz” für die posteigenen Filialen sprechen.
Herr Brand geht von den Idealvorstellungen aus, wie sie von dem Pressesprecher der Post AG verbreitet werden. Die Realität sieht leider anders aus. In Oeventrop, einem Ort von immerhin fast 7000 Einwohnern,
werden seit Mitte 2006 keine Postbankdienste mehr angeboten. Die Kunden sind also gezwungen, nach Arnsberg oder Freienohl zu fahren, um von ihren Konten Geld abzuheben. Als “Alternative” bleibt nur die
kostenpflichtige Abhebung an den Geldautomaten der Konkurrenz. Außerdem hat der Vertriebspartner schon dreimal gewechselt. Beim letzten Wechsel wurden die neuen Partner drei ganze Tage angelernt, wie man da von einer “qualifizierten Ausbildung” sprechen kann, ist mir ein Rätsel. So sieht also der “vollwertige Ersatz” der Postfilialen in Oeventrop aus. Aber der Pressesprecher hat ja auch nur von einem “vollwertigem Postservice”gesprochen. Sollen hier vielleicht die beim DHL-Abenteuer in den USA verschwendeten Millionen auf Kosten der Kunden und der Beschäftigten wieder hereingeholt werden?
Nun zu den Warteschlangen in Arnsberg:
Vor der Umwandlung in eine Aktiengesellschaft betrieb die Post in Arnsberg zwei Filialen, Gutenbergplatz und Neumarkt, mit insgesamt vier Schaltern, die alle ausgelastet waren. Im Zuge der Privatisierung wurden beide Standorte geschlossen und von einer Tochter der neuen Post AG die Filiale am Europaplatz eröffnet. Diese hatte jedoch nur drei Schalter, von denen einer auch noch oft geschlossen war. Dass es da zu Warteschlangen kommen musste, war vorhersehbar und lag nicht an der Motivation der neuen Mitarbeiter, die übrigens schlechter bezahlt wurden, länger arbeiten mussten und weniger Urlaub bekamen. Erst nach massiven Beschwerden der Kunden wurde für teilweise Abhilfe gesorgt. Natürlich gibt es auch einige positive Beispiele, wie die Filiale in Hüsten, leider aber zu wenige. Gerade im ländlichen Bereich ist der Service schlechter geworden, da nützen auch die längeren Öffnungszeiten nichts.
Was nun den Service auf dem Handymarkt betrifft: Wer schon einmal versucht hat, bei einer der oft teuren Hotlines der privaten Telefongesellschaften einen sachkundigen Mitarbeiter zu erreichen, wird die Meinung von Herrn Brand vom besseren Service sicher nicht teilen. Denn das ist der Preis für die gesunkenen Telefonkosten. Die Privatisierung bringt eben nicht nur Vorteile für den Kunden, auch wenn das bestimmte Parteien immer wieder behaupten. Ein weiteres Negativbeispiel ist die Deutsche Bahn AG.
Dietmar Schiwek
Am Bahnhof 5
59823 Arnsberg