VCD fordert neue Weichenstellung in Bahnpolitik
Berlin, 30.03.09: Der Verkehrsclub Deutschland e. V. (VCD) sieht im Rücktritt von Bahn-Chef Hartmut Mehdorn die Chance für einen Neuanfang in der Bahnpolitik. Mehdorn und die Bundesregierung hätten in den vergangenen Jahren mit dem geplanten Börsengang, der weltweiten Expansion des Konzerns
in bahnfremde Sparten, mit regelmäßigen Fahrpreiserhöhungen und gleichzeitigen Angebotskürzungen dem Verkehrsträger Schiene in Deutschland geschadet. Der Personalwechsel an der Spitze müsse nun dazu genutzt werden, das Augenmerk der Deutsche Bahn AG wieder auf ihr Kerngeschäft zu lenken. Es müsse alles daran gesetzt werden, in Deutschland ein attraktives Bahnangebot für den Personen- und den Güterverkehr zu schaffen und die Infrastruktur dementsprechend auszubauen.
Michael Gehrmann, VCD-Bundesvorsitzender: *Hartmut Mehdorns Bahnpolitik war seit 1999 davon geprägt, aus der DB AG einen international ausgerichteten Konzern zu entwickeln, die Deutsche Bahn ohne Rücksicht auf Verluste zu privatisieren und das Unternehmen auf Kosten der Fahrgäste in die Gewinnzone zu bringen. Bezahlen durften das die Verbraucher mit gravierenden Angebotseinschnitten – darunter mit der Einstellung des Interregio.
Insgesamt ist das Verkehrsaufkommen im Fernverkehr seit Mehdorns Amtsantritt um 13 Prozent gesunken.” Im Jahr 2002 sei Mehdorn mit der Einführung des neuen Preissystems »PEP« gescheitert. Gehrmann: *Die Fahrgäste liefen der DB AG in Scharen davon. Vor allem Mehdorns Versuch, im Rahmen von *PEP* die Bahncard50 abzuschaffen, erwies sich für ihn als Bumerang. Nach massiven Protesten von Umwelt- und Verbraucherverbänden musste er nachgeben und die Bahncard ein halbes Jahr nach ihrer Abschaffung wieder einführen.” Zuletzt habe der Bahnchef im vergangenen Jahr mit der versuchten Einführung des sogenannten Bedienzuschlages Schiffbruch erlitten.
Vom Nachfolger Mehdorns erwartet der VCD ein eindeutiges Bekenntnis zum System Schiene. Oberstes Ziel müsse sein, eine qualitativ hochwertige und vernetzte Schieneninfrastruktur zu schaffen und damit die Bahn im Wettbewerb der Verkehrsträger attraktiver zu machen. Der Tarifdschungel müsse gelichtet und die Preise der DB AG nicht wie bisher regelmäßig angehoben werden. Nur so seien mehr Menschen und Güter auf die umweltfreundliche Schiene zu bekommen.
Anmerkung:
Mehrere Mitglieder der SBL-Fraktion sind auch Mitglied im VCD.